Zehn Jahre nach dem Tod von Hans Hölzel alias Falco führte wohl doch kein Weg mehr an einer filmisch dargebrachten Biographie vorbei. Nach den mittlerweile unzähligen pathosbehafteten, dokumentarischen Nachrufen (fast ausschließlich von Rudi Dolezal und Hannes Rossacher) über sein überschaubares Schaffen und spektakelhaftes Leiden, vielleicht die letzte Zwischenstation bevor man Falcos Abbild auf goldene Schokokugeln druckt. Zwanghaft wollte und will man die Figur um den Falken mystifizieren, beweihräuchern und zwischen tragische Pop-Heroen alà Jim Morrison, Jimi Hendrix, Kurt Cobain etc. drängen.
Regisseur Thomas Roth langt mit seinem Werk genau dahin, wo findige Plattenverkäufer und unseriöse österreichische Radiostationen schon wenige Tage nach Falcos Tod hinwollten. Falco, der missverstandenen Künstler, der seiner Zeit doch so weit voraus war; Hans Hölzel, der Tragische, der mit seiner Kunstfigur verschmolz und letztlich Falco der Rock-Titan, der dem viel beschworenen „Spirit“ des Rock and Roll, durch sein exzessives, sex- und drogenreiches Leben huldigte. Wie kann man nun aber eine akzeptable Biographie über das Leben eines Musikers machen, wenn dieser Musiker kaum etwas über sein Leben preisgab bzw. ständig seine Kunstfigur für sich sprechen ließ? Das wenige wirklich – zumindest dem Anschein nach – authentische, dass Hans Hölzel von sich zeigte, wurde zudem in den übermäßig vorhandenen Dokumentarfilmen rauf und runter gebetet und überinterpretiert, so dass selbst jene Momente nur noch überstrapaziert wirken.
Nun müht sich Thomas Roth redlich ab abseits des allseits bekannten künstlerischen Geschehens um Falco eine halbwegs interessante Lebensgeschichte zu erzählen und scheitert kolossal. Wie man bald sieht ist diese außerhalb des Medienrummels ereignete Lebensgeschichte kaum erzählens- bzw. erwähnenswert, da sie doch nur die bekannten und überaschungslosen Hochs und Tiefs eines Künstlerlebens wiederkäut und sich in Folge dessen an seine gescheiterte Ehe als Emotionsbringer ranklammert. Anders gesagt, der „unmaskierte“ Hans Hölzel wird schon gewusst haben, weshalb er seine Kunstfigur und nicht sich und seine trivialen Allerweltsprobleme in den Mittelpunkt rückte.
Wenn in Ermangelung guter Ideen einfach die Videoclips zu fast allen Singleauskopplungen nachgespielt werden, ist das nicht nur Zeugnis mangelnder Kreativität, sondern auch eine höchst redundante Nachäfferei, die bedenklich an eine Sketchrevue erinnert. Damit rückt der Film hauptsächlich triviale Oberflächlichkeiten wie das exzentrische Gebaren der Kunstfigur in den Fokus und somit zwingend auch die Leistung von Hauptdarsteller Manuel Rubey. Der müht sich redlich ab aus dieser eigentlich etwas obskuren Rolle, zwischen affektiert genäselten Schönbrunnerdeutsch mit anglizistischem Größenwahn und des wehleidigen wie egozentrischem Muttersöhnchen, ein wenig charakterliche Tiefe abseits von Klischees hervorzubringen. Leider vergebens, die bizarre Mischung aus angestrengtem Schauspiel und rührend naiven Imitationen, die in derlei Art wohl auch manch Pubertierender in den frühen 80ern vor dem Spiegel einstudierte, wirkt unfreiwillig komisch. Wenn dann noch Thomas Roth seine Vorliebe für schwülstige und bierernst inszenierte Film Noir-Klischees einbringt, ist es um den Film endgültig geschehen und purer Trash und Fremdscham gehen Hand in Hand. Da wäre Grace Jones als groteskes, hektisch zuckendes Orakel, der an Plattheit kaum zu überbietende Wutausbruch von Falco, nachdem er erfahren hat, die Nummer 1 in der amerikanischen Hitparade zu sein, die poetischen Ergüsse seiner Texte, die wahlweise zu Todesahnungen oder literarischem Gold aufgeblasen werden oder der sich ständig bis zur Ermattung wiederholenden Superstaralltag rund um Koksschnupferein und bumsfideles Groupievögeln. Nichts ist hier zu billig, platt oder dumm.
Wie bei allen anderen Filmen von Thomas Roth, fehlt es ihm auch hier am richtigen Gespür der Geschichte Tiefe und Authentizität, abseits von plattesten Klischees und überinszenierten Genrespielereien mitzugeben. Die zum Großteil gut besetzten Nebenrollen wirken verschenkt, folgen sie ja doch nur den planierten Weg ihrer eindimensionalen und absolut öden Rollen. Selbst die Musikauswahl, von der man eigentlich kaum etwas Negatives oder zumindest Überaschungen zu erwarten glaubte, wirkt bestenfalls wie eine sentimental nostalgische Falco-Karaokeshow.
Kurzum, alles an diesem Film ist unverhältnismäßig selbstgefällig und mit geradezu unleidigen, ständig herbeizitiertem „Chic“ aufgetragen. Kein Gespür für die Geschichte, für subtile menschliche Töne oder nur unterhaltsame Kurzweile. Dafür eine banale wie blamabel peinliche Künstleridealisierung des (erst post mortem) landesweit verehrten Falco. Gerade in bzw. aus Österreich hätte es dies nun wirklich nicht mehr gebraucht.