Eine ausgelassene Abschiedsparty mitten in Manhattan, doch plötzlich
wackeln tatsächlich die Wände und Explosionen ziehen eine Schneise
durch die Wolkenkratzer, infernalisches Gebrüll tönt durch die
Straßenschluchten und etwas das dem Meer entstiegen ist, hat der
Freiheitsstatue den Kopf abgerissen und schleudert diesen zur Begrüßung
quer durch die halbe Stadt.
Für die gerade eben noch Feiernden bedeutet das erstmal nur eins: Raus
aus der Stadt, möglichst lebendig, und auch ohne in die Schusslinie der
Army zu geraten, die dem Monster alles entgegen feuert was verfügbar
ist.
"Cloverfield" heisst auf Deutsch "Kleefeld". "Kleefeld" ist in diesem
Fall der Codename, den das Militaer dem Monster, welches Manhatten
verwuestet, verpasst hat. Das das selten bescheuert klingt ist
natuerlich nicht wichtig fuer den von J. J. Abrams (Lost) produzierten
Film, um den sich im Internet ein wahrer Hype entwickelt hat (Ich
haette es wohl eher Kleiderbuegel oder Puderdose genannt). "Kleefeld"
kann man als filmisches Experiment betrachten. Das Godzilla-maessige
Szenario laesst zwar auf Popcorn-Kino schliessen, allerdings wird der
gesamte Film als authentische Reality-Soap praesentiert. Das heisst im
Klartext, dass man das Geschehen durch den Camcorder eines Zivilisten,
der versucht sich und seine Freunde in Sicherheit zu bringen, erlebt.
Diese Technik erweist sich allerdings als zweischneidiges Schwert.
Einerseits wirkt das gezeigte unglaublich "echt", was nicht zuletzt an
den hevorragenden Tricks liegt. Andererseits muss man sich 80 min mit
extrem verwackelten und abgeschnittenen Bildern zufrieden geben, die
eben nicht staendig voll auf die Explosionen oder das Monster halten.
Der Film faengt zwar extrem schleppend an (die ersten 20 min wird
ausschliesslich die Party gefilmt mit GZSZ-Dramatik a la "Der hat mir
der geschlafen" etc) aber nach einer Weile wirds aeusserst spannend und
obwohl die Charaktere sehr oberflaechlich bleiben und die Dialoge teils
katastrophal armselig sind ("Hey, Mann, wir muessen hier weg. Mann, wir
muessen hier raus. Hoerst du mich? Wir muessen verschwinden." "Oh mein
Gott, oh mein Gott, oh mein Gott"), was vor allem an den Schauspielern
liegt, die die Verzweiflung und Panik glaubhaft zu transferieren
vermoegen. Zudem kann der Film mit einer ausgesprochen duesteren und
pessimistischen Atmosphaere punkten.
Das Ende hat mir allerdings ueberhaupt nicht gefallen, da man rein gar
nichts ueber das Gezeigte erfaehrt. Was war das fuer ein Viech? Wo ist
es her gekommen? Warum sieht es aus, als kaeme es direkt auch
"Resistence - Fall of Men"? Was ist mit Marlene passiert? All diese und
weitere Fragen bleiben komplett unbeantwortet, was extrem
unzufriedenstellend ist. Zwar erscheint es logisch, dass die Zivilisten
genauso im Dunkeln tappen wie der Zuschauer, allerdings fuehre ich das
eher auf mangelndes Einfallsreichtum seitens des Drehbuchautors zurueck.
Mal die etwas andere Variante von Godzilla, gedreht mit der wohl stabilsten Handkamera der Welt.