Review

Die Leute, die schon einmal eine Kritik von mir gelesen haben, wissen, dass ich gerne mal mit einem Filmzitat des zu besprechenden Films anfange. Diesmal will ich von dieser Linie nicht abweichen. Das Zitat, welches ich mir herausgesucht habe, lautet „I’m documenting the night.“ Diesen Spruch bekommt der Zuschauer auch besonders in der ersten Viertelstunde ziemlich oft zu hören, denn der gesamte Film wurde mit Handkamera als eine Art Amateurdokumentation angelegt.

Der Film zeigt in den ersten achtzehn Minuten eine Abschiedsparty, die von Jason Hawkins und seiner Freundin Lily für seinen Bruder Rob organisiert wurde. Rob will New York verlassen und nach Japan zu ziehen. Auf der Party kommt dann heraus, dass Rob mit seiner guten Freundin Beth geschlafen hat. Beth ist allerdings sauer, da Rob ins Ausland will und sie einfach zurücklässt. Nachdem sie die Party verlassen hat, wird Manhattan von einem riesigen Ungeheuer angegriffen. Zuerst will die Partygemeinschaft aus Manhattan fliehen, doch dann erhält Rob einen Anruf von der schwer verwundeten Beth. Nun machen sich Rob, Lily, Rob’s bester Freund Hudson und Marlena, ein anderer Partygast, auf den Weg, um Beth zu retten. Nun müssen die Freunde nicht nur an dem riesigen Monstrum vorbei, sondern müssen sich auch noch mit kleinen, insektenähnlichen Wesen und dem Militär, das die Stadt evakuieren will, auseinandersetzen.

Aufgrund der Tatsache, dass der Film mit Handkamera gedreht wurde, sind die Aufnahmen auch sehr verwackelt, ziemlich dunkel, überhaupt nicht fokussiert und teilweise auch unscharf. Aber genau durch diese Elemente erhält sich der Film trotz der übertriebenen Thematik eine gewisse Spur an Realismus. Dies wird auch noch durch einzelne Kleinigkeiten verstärkt. So sieht man zum Beispiel anfangs das Datum und die Uhrzeit in der linken unteren Bildecke, oder man sieht manchmal Ausschnitte, die Rob und Beth einen Monat früher zeigen. Diese Idee fand ich persönlich recht gut, weil es bei alten Videokameras tatsächlich vorkommt, dass Ausschnitte von Aufnahmen, die vorher gefilmt wurden, zu sehen sind. Mit so einem Ausschnitt von einem schönen Tag von Rob und Beth wird der Film auch am Ende abgerundet. Andererseits wird aber auch im der Handlung ziemlich viel Wert auf Authentizität gelegt, so wird kurz nach dem Angriff direkt vermutet, dass New York mal wieder von Terroristen angegriffen wird oder während des Angriffs finden schon die ersten Plünderungen von Geschäften statt.
Der Film ist im allgemeinen recht dunkel und hektisch gehalten. Dies liegt zum einen daran, dass während des Angriffs fast überall der Strom ausgefallen ist und weil der Kameramann (die meiste Zeit über ist es Hudson) versucht, zwischen Akteuren und Geschehen hin und her zu schwenken. Die Handkamera kann auch die Monstren nicht genau einfangen, da sie entweder zu schnell sind oder immer im schlechten Licht stehen, sodass nicht mehr als ein dunkler Schatten zu sehen ist, was den Film auch nicht zu einem Emmerich-Godzilla Plagiat macht. Der Zuschauer wird aber trotzdem wegen der Hektik des Filmes gefesselt. Die einzigen ruhigen Momente die der Film hat, sind die oben erwähnten Ausschnitte und eine Szene in einer U-Bahnstation, sodass dem Zuschauer eine Verschnaufpause zwischen Der Hektik, dem Geschrei und den Explosionen gegönnt wird.

Die Schauspieler leisten auch recht gute Arbeit, obwohl alle der erschaffenen Figuren flach und oberflächlich sind. Dies ist aber durchaus legitim, da die Charaktere überhaupt nicht eingeführt werden wie in einem normal abgedrehten Film. Vielmehr wird durch die gewollt amateurhafte Optik eher der Eindruck vermittelt, dass die Charaktere sich schon lange kennen und ein Privatvideo aufzeichnen. Zu den Darstellern gehören eigentlich nur neue, unverbrauchte Gesichter mit Lizzy Caplan (“The Class“), Jessica Lucas (“The L Word“), Michael Stahl-David (“The black Donellys“) und dem völlig unbekannten T.J. Miller. Einzig Mike Vogel, der Jason verkörpert, ist ein bekanntes Gesicht. Ihn sieht man unter Anderem schon in “Grind“, “Poseidon“ und dem Remake von “The Texas Chainsaw Massacre“.

Die Effekte des Films sind auch gut gelungen, vor allem aber, da sie ja nur unscharf mit einer Handkamera eingefangen werden mussten. Man sieht zwar hier und da etwas konkretes so wie die Zerstörung der Manhattan Bridge, aber ansonsten kann man viele hektisch eingefangene Explosionen oder das ebenso hektisch eingefangene Monster sehen.

Insgesamt hat Cloverfield meine Erwartungen fast erfüllt, obwohl meine Erwartungshaltung sehr hoch gewesen ist. Dies lag aber vor allem an der im August letzten Jahres gestarteten viralen Mundpropaganda, die den Film schon damals schmackhaft machen wollte. Ich persönlich glaube, dass viele Zuschauer enttäuschter sind als ich, weil man ja fast nicht vor diesem Film erfährt, die Optik sehr amateurhaft und und das Monstrum nur schemenhaft ist. Aber andererseits waren Filme wie “The Blair Witch Projekt“ oder “August Underground“ ja auch erfolgreich (wobei letzterer eher bei einem speziellen Fachpublikum und nicht kommerziell erfolgreich war).

Fazit: Ein amerikanischer Monsterstreifen mal aus der Perspektive der Augenzeugen. Hätte Roland Emmerich diese Idee mal für seinen Godzillaschinken gehabt…

„What are you doing with the Camera?“ – „I’m documenting the night…”
9 von 10 Punkten!

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