Review

Kurz vor seiner Hochzeit mit Laura möchte Kyle noch einmal mit vier Freunden eine wundervolle Junggesellenparty feiern. Drogen, Alkohol und Sex stehen auf dem Tagesplan, bis die Harmonie jäh durch einen tragischen Zwischenfall zerstört wird: Die angeheuerte Hure wird versehentlich an einem Wandhaken aufgespießt und muß - in mehreren Koffern stückchenweise verteilt - in der Wüste vergraben werden. Der Auftakt zu einer ganzen Reihe von grausamen Ereignissen, die in einer degoutanten Schlußpointe ihr Ende finden...
„Chicago Hope“-Darsteller Peter Berg versuchte sich mit dieser ziemlich abstoßenden Groteske einmal auf dem Regiestuhl. Mit Christian Slater („True Romance“), Cameron Diaz („Verrückt nach Mary“) und Daniel Stern („Kevin - Allein zu Haus“) konnte er drei namhaftere Schauspieler für sein Projekt gewinnen, doch können auch sie den Eindruck einer grobschlächtigen Inszenierung nicht verhindern. Zu offensichtlich reiht Berg die Motive einer typischen rabenschwarzen Komödie aneinander, und schnell wird klar, daß die ganze Geschichte für alle Beteiligten nur schlecht ausgehen kann, was aufgrund eines Mangels an Sympathieträgern jedoch nicht allzu bedauerlich ist. Gerade Jon Favreau als werdender Ehemann Kyle vermag mit seiner ausdruckslosen Vorstellung diese Rolle nicht zu tragen. Auch Cameron Diaz bleibt in ihrer Rolle als ständig nörgelnde und übermäßig hysterische Laura wenig glaubhaft. Einzig Christian Slater und Stern (der leider viel zu früh sein Ableben „feiert“) scheinen wirklich Herr der Lage zu sein.
„Very Bad Things“ fehlt der wichtige rote Faden. Nach der Ermordung und unkonventionellen Bestattung der Prostituierten und eines Sicherheitsbeamten entgleitet Berg zunehmend die Kontrolle über einen soliden Handlungsverlauf. Immer liebloser arbeitet Berg auf die Pointe der ganzen Groteske hin, so daß die letzten Szenen seltsam grob aneinandergekettet wirken. So erfahren z.B. einige Protagonisten eine unglaubwürdige charakterliche Gehirnwäsche. Slater mutiert vom einen zum anderen Moment zu einem Psychopathen, ohne daß dieser Verlauf innerhalb des Films glaubhaft gekennzeichnet wird, und Frau Diaz, die der Betrachter als hyperaktiv und hektisch kennengelernt hat, verlangt nach mit Ach und Krach überstandener Hochzeit vor der irren Schlußsequenz von ihrem Ehemann ohne triftigen Grund, seinen einzigen noch verbliebenen Freund umzubringen. Herr Berg, an dieser Stelle treiben Sie es mit dem ausgeprägten pechschwarzen Humor von „Very Bad Things“ wirklich entschieden zu weit! Hier werden jetzt Ungereimtheiten in Kauf genommen, die nicht mehr kompensiert werden können, so ungewöhnlich die letzten drei Minuten dann auch noch sein mögen, die im übrigen durch offensichtliche Filmfehler abgeschwächt werden.
Nach dem ersten Ansehen blieb „Very Bad Things“ mir deutlich in Erinnerung, weil ich selten einen derart abgedrehten grotesken Witz kennengelernt habe. Aller Unkenrufe zum Trotz fand ich Gefallen und habe mich köstlich über einige irrwitzige Dialoge amüsieren können (u.a. die herrliche Autodiskussion zwischen Slater/Stern über Juden). Nach dem zweiten Mal jedoch ertappte ich mich unweigerlich dabei, daß ich mir das taktlose Ende, je näher die Schlußminuten rückten, immer sehnlicher herbeiwünschte. Mit der Zeit verspürte ich keine große Motivation mehr, die makabre Personendezimierung davor interessiert zu verfolgen. Das fortwährende Gebrüll der Protagonisten wirkt auf Dauer nur noch extrem nervtötend.

Fazit: „Very Bad Things“ bleibt dem gemeinen Betrachter sicherlich hauptsächlich wegen der ungewöhnlichen und ausgesprochen geschmacklosen Schlußpointe im Gedächtnis. Darüber hinaus übertreibt Regisseur Berg es trotz einiger treffender Passagen mit den genreüblichen Mitteln einer schwarzen Komödie jedoch allzu sehr und versäumt es, die Hauptfiguren genauer und vor allem glaubwürdiger zu skizzieren. Leider viel zu derb inszeniert!
GESAMT: 5/10 (Unterhaltungswert: 5 - Handlung: 6 - Schauspielerische Leistungen: 5 - Kameraführung/Atmosphäre: 5 - Musik: 6)

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