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Ja, ja – diese verdammte globale Erderwärmung! Nicht nur, dass jene durch Menschen verursachte Klimaveränderung die Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre ansteigen lässt – nein, sie bringt auch damit in Zusammenhang stehende Auswirkungen wie Wetterextreme, schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel sowie die Verschiebung von Lebens- und Vegetationszonen mit sich. Der 2007er Horror-Streifen „Croc“ ruft seinem Publikum, das in erster Linie wohl aus den treusten „B-Movie-Creature-Feature“-Fans bestehen dürfte, diese brisante Thematik nun anhand eines speziellen Beispiels erneut ins Gedächtnis zurück: Im vorliegenden Fall führen einige der oben genannten Punkte nämlich dazu, dass ein rund 20 Fuß langes australisches Krokodil aufgrund der inzwischen stärker erhitzten Meere seinen Lebensraum in ungewöhnlich weit nördlich gelegene Gewässer verlagert – genau genommen bis an die Küste Thailands, wo diesem nun Einheimische und Touristen zugleich regelmäßig unfreiwillige Nahrung bieten. So weit ist es jetzt also bereits gekommen: Nicht einmal in jenem idyllischen asiatischen Urlaubsparadies ist man mehr sicher! Würden nur mehr Individuen auf diesem Planeten wie Al Gore denken – aber ich schweife ab. Wenigstens existieren da draußen noch echte Männer, die etwas gegen die tragischen Folgen dieses alarmierenden Zustands unternehmen – selbst wenn es nur ein kleiner Schritt, quasi ein demütiges Zeichen vor dem großen Hintergrund ist, wie diese durch den Klimawandel verwirrte, so allein fernab der Heimat zum Morden förmlich angestachelte Panzerechse mit einem AK-47-Sturmgewehr zu erlösen. Entsprechend schön, dass es Leute wie den einbeinigen Großwildjäger Hawkins gibt – oder halt das jene Figur hier verkörpernde Schauspieler-Raubein Michael Madsen…

Indem er gemeinsam mit seinem Neffen Theo (Scott Hazell) in einem thailändischen Urlaubsgebiet einen kleinen Tierpark unterhält, hat sich der Amerikaner Jack McQuade (Peter Tuinstra) einen lange gehegten Traum erfüllt – nur wirft das Geschäft kaum genügend Gewinn ab, um schwarze Zahlen zu schreiben, weshalb der Alltag von ständigen Mühen gekennzeichnet ist, zahlungskräftige Besucher mit Veranstaltungen wie seiner recht beliebten „Croc’n’Roll“-Show anzulocken. Zusätzlich wird ihm das Leben von den beiden Unternehmern Andy (Tawon Saetang) und Cap (Wasan Junsook) Kongsong erschwert, die gerade dabei sind, gleich nebenan eine üppige Ferienanlage hochzuziehen – und die ideale Streckenführung einer nötigen Zufahrtsstraße verläuft nunmal ausgerechnet genau durch Jack´s Grundstück, welcher seinerseits absolut kein Interesse daran hat, das von ihm Erschaffene unter diesen Umständen zu verkaufen bzw aufzugeben. Wie auf Stichwort taucht eine Mitarbeiterin des örtlichen Tierschutzbundes (Sherry Phungprasert als Evelyn) just dann vor Ort auf, um sich ein Bild der artgerechten Haltung zu machen, und noch am selben Abend verschwindet ein Pärchen beim romantischen Badespaß am nahe gelegenen Strand – eine Zeugin behauptet, sie wären Opfer eines Krokodils geworden...

Gerüchte machen die Runde, aber so wirklich mag keiner diesen Glauben schenken, schließlich sind solche Geschöpfe in jener Region ja gar nicht heimisch – doch als erste abgenagte Körperteile angeschwemmt werden, widmet man dieser Möglichkeit unweigerlich mehr Zuwendung. Andy sieht diese Gegebenheit augenblicklich als seine Chance an: Flugs beauftragt er zwei Männer, die Jack´s Tierchen unmittelbar darauf im Zuge einer nächtlichen Aktion freilassen, informiert die Presse und lässt diese ihren gefundenen Schuldigen in aller Öffentlichkeit an den Pranger stellen, worauf die Behörden ihm auch kurzerhand den Park schließen. Zum Glück besitzt Evelyn einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit, die irgendwo da draußen in den küstennahen Gewässern lauert und immer mehr Opfer fordert. Als ein berichtendes Kamerateam das Riesenkrokodil per Zufall vom Hubschrauber aus filmt, wird allen klar, dass es sich um kein Reptil aus Jack´s Besitz handelt – demgemäß ist er erst einmal aus dem Schneider, nur muss das „Problem“ ja noch gelöst werden, um Tötungen sowie das Ausbleiben der Touristen zu verhindern. Eine großzügige, medienwirksam ausgeschriebene Belohnung seitens der Kongsongs lockt fortan einen ganzen Haufen schießwütiger Jäger an – unter ihnen auch Hawkins (Madsen), der dieses spezielle Exemplar schon seit neun Monaten verfolgt und inzwischen die Zeit für gekommen hält, die Sache endlich zu einem Abschluss zu bringen…

Stewart Raffill´s „Croc“ ist einer dieser „Nature-runs-Amok“-Flicks, die sich selbst viel zu ernst nehmen – ein gravierender Fehler, ganz ohne Frage, denn auf diese Weise driftet das Werk nie in „so bad it´s good“-Gefilde ab, sondern dümpelt permanent irgendwo zwischen sporadisch auftretender unfreiwilliger Komik und einer ausführlichen Aneinanderreihung belangloser Szenen, in denen uninteressante Figuren uninspirierte Dialogzeilen von sich geben, was die gefühlte Laufzeit zwangsläufig weit über die tatsächliche hinaus ausdehnt. Zweifellos gibt es Filme mit einer ähnlichen inhaltlichen Prämisse wie der vorliegenden, denen es gelingt, die „Lücken“ zwischen den Tierangriffen einigermaßen unterhaltsam bzw ansprechend zu füllen (vgl. „Lake Placid“ oder „Primeval“) – doch im Grunde ist kein Zuschauer wirklich darauf aus, unbedingt tiefer als nötig in die unweigerlich mitgelieferte „Rahmenhandlung“ eingeführt zu werden. Ken Solarz („Supercross“/„City of Industry“) heißt der Drehbuchautor, dem wir diese halbherzig zusammengeschusterte Story zu verdanken haben, und einem wird schnell klar, dass er beim Verfassen seines Skripts scheinbar absolut kein Problem damit hatte, einige leicht zu recherchierende Fakten über die betreffende Tierart möglichst clever klingend einzubauen sowie tief in die Klischee-Kiste zu greifen. Sich anbahnende Gefühle zwischen Evelyn und Jack, obwohl sie sich anfangs kaum leiden können? Check. Böse, profitgierige Unternehmer als zusätzliche (menschliche) Widersacher der Hauptcharaktere? Jip, vorhanden. Ein „Captain Ahab“-Verschnitt, dessen Jagd auf die Bestie persönliche Züge trägt? Aber sicher! Da ich an dieser Stelle nicht zu weit ausholen möchte, unterbreche ich diese durchaus länger fortführbare Aufzählung besser mal und beschränke mich nur noch auf die Erwähnung des frisch verliebten Theos, dessen Herzblatt eine attraktive junge Thailänderin ist, die mit ihren ebenso sexy WG-Mitbewohnerinnen in einem Holzhaus lebt, das man auf Stelzen knapp über dem Wasserspiegel im Fluss stehend errichtet hat. Hmmm – was könnte da wohl passieren…?

Hach, meine Ansprüche an B-Movies dieser Art sind nun wirklich nicht sonderlich hoch, bloß ärgert mich das hier gebotene Maß an Einfallslosigkeit dennoch – in erster Linie weil einem als Zuschauer kaum etwas geboten wird, das die vordergründigen Negativeindrücke zu übertünchen oder zumindest halbwegs erfolgreich zu kaschieren vermag. Die exotische asiatische Location markiert im Prinzip eine nette Abwechslung zu den sonst üblichen Schauplätzen vergleichbarer DTV-Ware: Naturlandschaften sowie verschiedene kulturelle Eigenheiten des Landes, inklusive all der damit verbundenen Eindrücke (Farben, Lebensgefühle etc), erzeugen einen im Ansatz ansprechenden Flair, der allerdings angesichts des eigentlichen Hauptgeschehens letzten Endes strikt zu einer ineffektiv genutzten Kulisse verkommt. Die Einbindung einheimischer Akteure war fraglos eine logische Entscheidung, nicht nur im Sinne einer Unterstützung der angestrebten authentischen Atmosphäre – leider fallen ihre unzureichenden Kenntnisse der englischen Sprache unschön ins Gewicht, was übrigens ebenso auf ihre „schauspielerischen Künste“ zutrifft. Hauptdarsteller Peter Tuinstra, zuvor ausschließlich in „Sniper 3“ als „Marine Soldier“ zu sehen, bekleckert sich in letzterer Hinsicht auch nicht gerade mit Ruhm – genau genommen keiner aus den Reihen der insgesamt recht unerfahrenen Besetzung. Michael Madsen („Donnie Brasco“/„Reservoir Dogs“) liefert dieser verhältnismäßig kleinen Produktion in Gestalt seines Auftritts in einer Nebenrolle ihren einzigen „zugkräftigen“ (*hust, hust*) Namen: Viel braucht er nicht zu leisten, das über gelegentlich mal im Bild auftauchen oder Sätze wie „It ain´t about the Money, it´s about Revenge!“ von sich geben hinausreicht – allerdings muss ich gestehen, dass er dieses Mal einen nicht ganz so gelangweilten Eindruck wie in der jüngeren Vergangenheit sonst üblich hinterlässt (vgl. zum Beispiel „Bloodrayne“). Vermutlich hängt das mit dem für den Dreh spendierten Thailand-Urlaub zusammen – außerdem nimmt seine Filmfigur in jeder zweiten Szene einen Drink zu sich, was ja prima mit Madsen´s augenfälligen „will work for Booze“-Karriere-Motto harmoniert…

„Croc“ ist nun also voll von Belanglosigkeiten und Ärgernissen (Einbrecher, welche nachts zuerst die Stromversorgung des Parks lahmlegen, sich dann aber mit hellen Taschenlampen „möglichst unauffällig“ übers düstere Gelände schleichen etc) – aber welchen Eindruck hinterlassen eigentlich die (aus der Sicht des Zuschauers) alles entscheidenden Angriffe des Riesenreptils? Keinen unbedingt guten. Beginnen wir erst einmal bei dem Krokodil an sich: Es wird erstaunlich oft ins Bild gerückt – allerdings meist in Form von Archiv- bzw Dokumentaraufnahmen echter („normaler“) Vertreter jener Spezies, die nicht einmal annähernd die beschriebene Größe besitzen. Bei den Unterwasser-Aufnahmen ist das weniger, nichtsdestotrotz schon auffällig – besonders evident wird diese Tatsache aber, wenn man Exemplare am Ufer präsentiert erhält, wo die umgebende Vegetation entsprechende Maßstabs-Rückschlüsse zulässt. In zentralen Einstellungen finden zusätzlich (unübersehbar) künstliche animalische Körperteile (wie ein Kopf oder eine Rückenpartie) Verwendung – und für „herausragend spektakulär“ gedachte Momente griff man schließlich auf die Hilfe der modernen Trick-Technik zurück. Die betreffende, glücklicherweise nicht sehr häufig ins Geschehen integrierte CGI-Arbeit entpuppt sich zwar als relativ schwach – jedoch keineswegs so mies wie etwa jene in der „the Asylum“-Veröffentlichung „Supercroc“. Die belanglose Inszenierung von Regisseur Stewart Raffill, welcher uns zuvor die 2005er Gurke „Three“ („Survival Island“) bescherte, verhindert äußerst erfolgreich, dass je Spannung aufkommt oder die Attacken eine kraftvolle Wirkung entfalten. Oftmals werden Opfer einfach nur unter Wasser fortgezerrt – und dass zum Finale hin eine zentrale Person eine solche Aktion gar fast unbeschadet überlebt, rief bei mir bloß nur noch ein unverständnisvolles Kopfschütteln hervor. Eine spezielle Sequenz verdeutlicht den Gesamteindruck der Produktion ziemlich treffend: An einer Stelle taucht unsere gefräßige Panzerechse ausgerechnet im heimischen Pool der Kongsongs auf – ein extrem unglaubwürdiger Zufall, dem ein lahmer, absehbarer sowie unfreiwillig komischer Verlauf folgt, welchen wiederum diverse Anschlussfehler überschatten. Technisch nicht sonderlich hochwertig, ohne Suspense und echten Highlights, weder gut gespielt noch ansprechend umgesetzt – bleibt unterm Strich nur ein weiteres kostengünstiges „Creature Feature“, das man sich besser sparen sollte …

verflucht knappe „3 von 10“

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