Review

Das „Lethal Weapon“-Team um Joel Silver, Richard Donner und Mel Gibson beschert uns einen Verschwörungsthriller, das Drehbuch stammt von Brian Helgeland („L.A. Confidential“). Das könnte gut werden – wird aber leider ein Film der verschenkten Möglichkeiten. Ohne jetzt einem Beteiligten konkret vorwerfen zu können, etwas falsch gemacht zu haben, muss ich trotzdem sagen, dass das Gesamtbild hier einfach nicht so recht stimmen will.

Ein Donner auf dem Regiestuhl ist natürlich schon eine sichere Nummer und folgerichtig liefert der auch eine grundsolide Arbeit ab. Er verpackt die Story um den paranoiden Taxifahrer Jerry Flechter in eine recht ansprechende Optik, obwohl im für den Einfall mit den Stroboskop-Effekten bei der ersten Begegnung mit Dr. Jonas eins hinter die Löffel gehört, denn wenn man bereits vor dem Fernseher mit Augen- und Kopfschmerzen zu kämpfen hat, dann will ich gar nicht wissen, wie das seinerzeit im Kino war. Verstörende Szenen kann man auch anders inszenieren, als einen Angriff aufs Nervensystem des Zuschauers loszutreten. Ansonsten eine recht souveräne Arbeit Donners, ab eben auch nichts Überragendes.

Gewöhnungsbedürftig ist der für meinen Geschmack etwas zu humorvolle Ton in der Anfangsphase. Mit hätte ein düsteres Gesamtbild deutlich besser gefallen, anstatt Flechters wirre Vorstellungen in einen so massentauglichen, leicht verdaulichen Kontext zu setzen. Obwohl die Stimmung mit zunehmender Dauer bedrückender wird, gibt es doch immer wieder recht eigenartige Anflüge von Humor, etwa wenn Fletcher versucht, laut schreiend und im Rollstuhl von einem Fabrikgelände zu flüchten. Seinen Verschwörungstheorien wird dann immer weniger Aufmerksamkeit geschenkt, das Drehbuch versteift sich mehr und mehr auf die noch unschlüssige Vergangenheit Fletchers und auf die Rollen von Dr. Jonas und Alice Stuttons. Leider ist das, was schlussendlich ans Tageslicht kommt, weit weniger überraschend als erhofft, bzw. es kommt sogar teilweise so, wie man es erwartet. Alices Vater ist der Schlüssel zu Fletchers Vergangenheit als CIA-Marionette und Dr. Jonas ist genau diejenige Person, für die man ihn eh gehalten hat.

Die Beteiligten bemühen sich redlich, können aber kaum verhindern, dass man ihre Figuren ein paar Stunden nach Ansicht wieder vergessen hat. Mel Gibsons Rolle ist mir, wie bereits erwähnt, zu humorvoll ausgefallen, außerdem nehme ich ihm den paranoiden Taxifahrer nicht ab. Er wirkt eben nicht wie Fletcher, sondern wie Mel Gibson, der versucht, Fletcher zu spielen. Patrick Stewart ist als Dr. Jonas zwar schön fies, aber weit weniger mysteriös und geheimnisvoll, wie dies bei seiner Rolle wünschenswert gewesen wäre. Und mal davon abgesehen, dass ich Julia Roberts nicht ausstehen kann: Meiner Meinung nach spielt sie die Justizangestellte erbärmlich schlecht, sie bekommt noch nicht einmal einen betroffenen Gesichtsaudruck hin und die Szene, in der sie einen hysterischen Anfall bekommt, weil sie glaubt, Jerry sei der Mörder ihres Vaters, ist an unfreiwilliger Komik kaum noch zu überbieten.

Zum Schluss zieht sich das dann auch noch beträchtlich in die Länge und dauert mindestens 20 Minuten zu lang, um dann mit aller Gewalt noch ein Happy End dran zu quetschen, was bei einem Film, der Verschwörungen, Paranoia und dubiose CIA-Machenschaften behandelt, nicht gerade wünschenswert ist. Das zum x-ten Mal angespielte „Can’t take my eyes off you“ im Abspann nervt schließlich endgültig (zumal in einem grauenvollen Lauryn-Hill-Remix verwurstet) und wir haben einen Thriller gesehen, der viel von seinem Potenzial verschenkt. Ich bin zwar alleine aufgrund der interessanten Verschwörungsthematik ständig aufmerksam bei der Sache gewesen, aber so richtig bedrückende Stimmung wollte nicht einmal gegen Ende aufkommen. Chance vertan!

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