Wenn sich das moderne Kino an einem Hitchcock-Remake versucht, dann darf man präventiv schon mal zusammenzucken. Meistens farblose Abklatsche stimmiger Filme, ist jedoch dieser Big-Budget-Versuch überraschenderweise gelungen, mit Abzügen für die vollkommen unterkühlte Atmosphäre.
Auch wenn es zu Beginn nicht so aussieht, so entwickelt sich der Film über sein beherrschendes Dreiecksverhältnis Mann-Frau-Liebhaber ganz allmählich zu einem deckungsgleichen Remake, das allerdings nach der Mordszene einige Neuerungen einbaut, um beim Showdown wieder zur Originalauflösung zurückzukehren.
Problematisch wird es allerdings bei der Sympathie, denn während Hitchcock größten Wert auf die Zugänglichkeit und das Interesse für die Figuren legte (sogar für die Bösewichte), gibt es hier kaum einmal eine freundliche Figur.
Am ehesten kommt so etwas noch Gwyneth Paltrow nahe, der jedoch als zwar ehebrecherische, aber bei einem Mann wie Douglas um Verständnis werbende reiche Frau die Größe fehlt, um wirkliche Emotionen zu wecken. Grace Kelly war im Vergleich königlich und verletzlich zugleich.
Daß sowohl Mortensen als auch Douglas nicht zugänglich sind, liegt an ihren Rollen. Das Buch opfert nämlich die alte zweite Hälfte des Films (in der der Ehemann den Todschlag als Mord seiner Frau unbemerkt in die Schuhe schiebt) zugunsten eines Katz-und-Maus-Spiels, währenddessen beide ihre kriminellen Energien in immer neuen Winkelzügen ausprobieren.
Das schafft aber immerhin Interesse für die Figuren, die stets eine neue Überraschung im Mordspielchen parat haben. Douglas verfeinert dabei seine "eiskalten Arschlöcher", die er seit "Wall Street" so gut spielen kann, während Mortensen zwar recht blaß gegen ihn wirkt, aber in einigen Szenen dennoch Profil entwickeln kann (der Mann sieht nur dann nicht geleckt aus, wenn er mal einen Vollbart trägt...)
Spannung gibt es also reichlich allerorten, denn Andrew Davis hetzt den Zuschauer permanent durch neue spannende Wendungen. Auch die berühmte Mordszene (statt Schere ist es jetzt ein Ofenthermometer) ist gut vorbereitet, flüssig gespielt und atmosphärisch sehr intensiv (und überraschend blutig). Dabei schafft es Davis alle nötigen Elemente vorher ins Bild zu rücken, ohne sie dem Zuschauer um die Ohren zu hauen, weil sie ja noch wichtig sein werden.
Wenn man also die emotionale Kühle außer acht läßt, bleibt ein Thriller Marke very stylish, der so sehr auf Suspense setzt, daß es eine wahre Freude ist. Nur die Auflösung am Ende wirkt ebenso bemüht wie konventionell, konzentriert auf die Figuren des Trios, was leider dazu führt, daß der hervorragende und allein vom Aussehen Ehrfurcht einflößende David Suchet (Ex-Hercule Poirot) als ermittelnder Beamter viel zu kurz kommt. Von dem und seiner offensichtlichen Menschlichkeit hätte man gern mehr gesehen, doch nach einer vielversprechenden Einführung verschwindet die Figur aus dem Fokus des Geschehens.
Trotzdem ein guter Thriller, der jedoch wieder nur beweist, wie gut Sir Alfred damals schon seine Stories entwickelt hatte, daß noch Generationen später die Regisseure danach schmachten. (7/10)