Manche Weihnachtskomödien spielen nur deshalb zu diesem festlichen Zeitpunkt, weil es der einzige Termin ist, zu dem die Familie noch traditionell zusammen kommt und nicht selten die eine oder andere Bombe platzt oder aus künstlich aufrecht erhaltenen Familienfrieden schlimme Streits entfachen.
In diesem Fall steht ein unfreiwilliges Paar im Vordergrund, welches der Familie etwas vorspielt und sich selbstverständlich trotzdem annähert, - auch das gehört wohl zum unvermeidlichen Weihnachtskitsch dazu…
Trudie (Melissa Joan Heart) steht reichlich unter Zugzwang: Zu Weihnachten soll sie ihren Eltern den neuen Freund Nick vorstellen, doch der zieht es vor, kurz vor der Abreise die Beziehung zu beenden. Trudie, noch im Diner als Kellnerin arbeitend, schnappt sich eine Knarre und entführt kurzerhand David (Mario Lopez), der seiner Freundin eigentlich einen Antrag machen wollte. Mom und Dad zeigen sich hocherfreut und nehmen Davids Geschichte von der angeblichen Entführung zu keiner Zeit ernst, bis David das Spiel umdreht und Trudie eifersüchtig auf den Sonyboy wird…
Diese Komödie läuft nach dem Schema ab, wie wir das bereits in den Fünfzigern mit Rock Hudson und Doris Day gesehen haben: Der Umwelt wird etwas vorgespielt, irgendwie hasst man sich, aber genau deshalb nähert man sich an, weil es auch noch kleine Töne zwischen den Zeilen gibt, welche beide miteinander verbindet.
Und all das in einer urigen Holzhütte, mitten im Schnee von Nirgendwo.
Trudie, das leicht tollpatschige Plappermaul wirkt zunächst wie ein verunstaltetes Entlein mit der unmöglichen Dauerwelle und dem pinkem Omakostüm, das ihrer Mutter so gut gefällt.
Doch je intensiver sie sich auf den ruhigen David einlässt, umso deutlicher verbessert sich ihr äußeres Erscheinungsbild, während David, alias Nick von vornherein ein smarter, aber eben facettenlos langweiliger Zeitgenosse ist.
Wesentlich interessanter sind da so Nebenfiguren, wie die Oma, die häufiger zu tief ins Glas schaut und resolute Sprüche raus haut oder Mom, in der es seit längerem aufgrund der eingefahrenen Ehe brodelt, doch die Tagesplanung ohne Umschweife durchzieht.
Beschwingt und locker geht es von Beginn an zu, das Erzähltempo ist angenehm flüssig und die Phase der stillen Momente gut ausgelotet, denn zuviel Nachdenklichkeit wäre der sympathischen, jedoch oberflächlichen Geschichte ein Hindernis.
Leider bleibt der Humor zu harmlos, die Reaktionen beim Auspacken der Geschenke sind ganz drollig, ein alter Tankwart, der während der Entführung an die Ausreden glaubt und noch Handschellen in Plüsch dazugibt, sorgt für Schmunzeleinlagen und auch einige Dialoge zwischen den Hauptfiguren fallen charmant aus. Doch der große Wurf kann vor allem aufgrund der klaren Vorhersehbarkeit und dem Mangel an pfiffigen Ideen nicht gelandet werden, - alles ganz nett und familientauglich, aber kaum markant, um länger im Gedächtnis zu haften.
Das gilt nicht nur für die komplette Ausstattung und das solide Handwerk, sondern primär für die Darstellerriege: Melissa Joan Heart spult ein brauchbares Programm ab und punktet am ehesten während der impulsiven Momente, während Mario Lopez entweder auf Tranquilizer war oder einfach keine Lust auf die Geschichte hatte. Markie Post und Timothy Bottoms geben als Eltern wiederum eine gute Figur ab und June Lockhart brilliert als knarzige Oma, von der man gerne mehr markante Momente erlebt hätte.
So gibt es zunächst einige Fluchtversuche und Überzeugungsansätze, ein wenig Familienaustausch, später einige Enthüllungen und den großen Knall und - weil’s eine romantische Liebeskomödie ist - mit aller Wahrscheinlichkeit (…) ein Happy End mit viel Schmalz und etwas zu überladener Pretty-Woman-Romantik.
Viel mitnehmen kann man von der Geschichte ergo nicht, außer der oberflächlichen Aussage, dass man es im Leben niemandem beweisen muss, sondern zu seinen eigenen Zielen stehen und immer mit offenen Karten spielen sollte.
Nichts, was man nicht außerhalb der Weihnachtsfeiertage berücksichtigen könnte, - aber im Kontext mag man ein wenig emotionaler mit einigen Aspekten umgehen und kann diesen Streifen unter „passt zur Weihnachtszeit und tut niemandem weh“ verbuchen.
Stets an der Grenze zum Kitsch, zum Finale tatsächlich ein wenig zu aalglatt, ansonsten mit guter und beschwingter Note als netter Zeitvertreib durchaus in Ordnung.
5,5 von 10