Die eigene eitle Peinlichkeit gepaart mit dem Unwissen, was lustig ist und was nicht, bloßer Wortkram und der Drang nach Pseudoschick-Aufmerksamkeit zeichnen Brave leider am Meisten aus. Ergießend in einer unter unzählig bunten Farben und Tinten schon morsch knackenden Fotografie, die Mühe hat, abseits der kleinen Handvoll ungestümen Actionszenen als Reiz- und Lustquelle überhaupt noch etwas einzufangen, was für die Geschichte wenigstens halbwegs und schon erfahrungsgemäß abgeschwächt noch Bewandtnis hat. Sicherlich braucht man für diese Subart trivialer Reflexionen, für ein Projekt, das von vornherein dazu gedacht war, in vollkommener Gleichheit die "Originale" um Ong Bak und Tom Yum Goong stückweise abzuformen und in möglichst vervielfältigter Anfertigung wieder zusammenzusetzen, keine materiell ruhmwürdige Kreation. Die Genre-Handlung im eigentlichen Sinne sollte und muss wahrscheinlich auch geradezu die Begleiterscheinung darstellen, sich möglichst unauffällig um das wahre Talent der Inszenierung und vor allem der Performance der Fight- und Stuntakrobatik schmiegen, nicht als Nebenwirkung in extra Erzählsträngen verheddern, sondern alleinig die richtige Initialzündung bereithalten.
Doch auch wenn man hier die Bedeutung der Handlung durch den couragierten Beginn selbst anzuregen versucht, die Umstände dahinter verhärten sich erst nach langen 35min. Bis dahin, und von da an noch einmal bis zum rigorosen Finale gibt es nur weitläufigen, meist unnützen, in unnötigen Rückblenden und andauernden Dialogen dargereichten Luftikus voll Insichselbstverliebtheit. Nicht nur oberflächliche Informationsweitergabe, sondern richtig unbekümmerte Bedeutungslosigkeit fern Kriterien künstlerischer Entwicklung. Palaverndes Larifari, plus einige Witze über Homo- oder auch Transsexualität, die den ähnlich aufgeheiterten Dynamite Warrior noch nachträglich in die Galerie des Klamaukhimmels heben, sowie übermäßig viel "Nein! - Doch! - Oh!" Geknurre, Geseufze, Gebrummel, als wenn gleich der ulkende Gendarm von Saint Tropez um die Ecke schießt.
Tut er nicht, aber ein wenig behördlicher Kontrollvesuch, auch ein kritisches Selbstgespräch, oder gleich bewusstes Schweigen hätte der zwanghaft quietschvergnügten, possenhaft trällerndem, bizarr nachsynchronisierten Drehbuchlappalie hinsichtlich dramaturgischer Ökonomie sicherlich ganz gut getan.
Allerdings muss man dem ausführenden Regisseur Thanapon Maliwan bescheinigen, viel Geduld und Energie für seine Haudraufklamotte mitgebracht zu haben, als er vor knappen zwei Jahren etwas ankündigte, dass damals noch gut und gerne als Trittbrettfahrer im rasend dahinfliessenden Muay Thai Action Hype betrachtet werden konnte. Mittlerweile aber nicht nur ein ganz anderes Projekt mit eben neuer Ausgangsidee und verändertem Grundriss der vorab veröffentlichten Eckdaten darstellt, sondern schon als eher verspäteter Nachzügler herhalten muss. Damals noch als Dead End, mit den ersten demo reel Trailer und vollmundigen Querverweisen proklamiert, musste inmitten der Dreharbeiten aufgrund eingefrorenem Budget das Werk aufgegeben und im schroffen Bewegungsausklang eingestampft werden. Tapfere Schadensregulierung wurde betrieben, statt weiter an dem Bisherigen zu experimentieren und schon Geschaffenes zu rekonstruieren eine grundauf neue Aufführung angesetzt. Ging es vormals um Mafia, Drogen und Schulden, sind diesmal eine nebulöse Untergrundorganisation, Cyber-Kriminalität incl. dem Ausspähen von Finanzdaten sowie eine alte Revanche die Veranlassung für die emendationsbedürftige Reinschrift:
Bee [ Pairote Boongerd, ein unruhiger Geist mit Papageienfrisur ], frisch aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er die mehrjährige Haftstrafe für die Vendetta an den Mördern seiner Schwester abgesessen hat, hat es nicht leicht, ein normales Leben weiterzuführen. Zwar findet er Anstellung in der Bar seines Cousins Tong [ Afdlin Shauki ], gerät aber schnell wieder in die Fänge einer verbrecherischen Organisation. Gangboss Kovit [ Sahaschai Chumrum ] lässt Tong entführen und zwingt Bee zum Einbruch in die örtliche Wealthy Bank, die Hauptfilliale einer internationalen Kreditkartengesellschaft, um von der Vizepräsidentin Lita [ Supakson Chaimongkon ] an die Daten der Kunden zu gelangen.
Dies alles ist die Synopsis für den Prolog, noch als müdes Geplänkel, dass sich zudem eng an den nicht gerade beliebten, da seine Talente ebenfalls reichlich verschleudernden Fist Power anlehnt. Wo sich dort als einführende Bekanntmachung Vincent Zhao Wen-zhou von unten nach oben durch einen gläsernen Wolkenkratzer durchprügeln sollte, bekommt hier Stuntman und Choreograph Boongerd als geförderter Star die Gelegenheit zum fröhlichen Stelldichein mit zwei entzückend schlagkräftigen Empfangsdamen, einigen forschen Sachbearbeitern, der bankeigenen Security sowie der häuslichen Wachmannschaft. Was abseits des durchaus eleganten, da modisch mondänen Setting und diverser visueller Eintagsfliegen leider nicht die große Hoffnung auf Kommendes schüren kann, sondern vielmehr närrische Schaumschlägerei und somit den ersten von so einigen Dämpfern bereithält.
Aus weitgehend nicht nachvollziehbarem Grunde wähnt sich das doppelte Regieteam [ Afdlin Shauki, der dicke Buddy vom Held, überwacht hauptsächlich seinen narzisstischen Autoerotismus ] in einem absonderlich hinwegtäuschenden Phantasiegebilde, dass mit massig Popanz in der Montage, verwirrtem Skript, emsig Gewedel und Grimassen die fehlende Essenz dahinter übertünchen möchte. Anstatt sich wie der ähnlich dürre Pahuyut: Fighting Beat dann noch mehr in der Laufzeit zu reduzieren und gleich ganz die Nothilfe in der rapiden Abkürzung zu suchen, wird hier Alles verkomplizierend dargeboten. Ein heilloses Durcheinander aus Bruder, Cousin und / oder Schwager in einer einzigen Person und etwas, dass gestern geschah, schon vor Wochen oder vielmehr Jahre her und dann mit lautem Aufregen knapp angerissen und gleich wieder in die Belanglosigkeit verschwunden ist. Eine rühmenswert edler aussehende Kompilations-Erdichtung, als Finanzkrimi mit B-Movie Anstrich, der ohne spürbaren Rhythmus, Charakterisierung, Gedankengehalt eh Niemanden wirklich interessiert oder gar bewegt.
Ähnlich wild, aber anfänglich genauso ins Leere gestikulierend das flachsende Blendwerk von Schnitt und Kamera, die nie um den Vorrat montagespezifischer Ausdrücke verlegen sind, den Zuschauer schon mit enthemmten Eindrücken bombardieren, und nach und nach auch wie in einer fortschreitenden Instandsetzung sicherer mit der Ästhetik und ihrer Empfindung herumwirtschaften. Die dank der Gelehrsamkeit später spürbar lustvolle Steigerung einschließlich einer insgesamt beschleunigten Bewegung, aber auch trotzköpfiger Zerstörungswut und manchen Verschärfungen in der Gangart als Bestandteil einer willkommenen Überbietungsspirale in der zweiten, der prägnanten Hälfte. Der draufgängerisch belebende Stimulus erfolgt natürlich über zwei weitere üppige Martial Arts Einlagen: Einmal erneut dem HK Kino, diesmal dem um Jackie Chan [ speziell Mr. Nice Guy + Rumble in the Bronx ] und seinem zweckentfremdenden Gebrauch von allerlei Utensilien verpflichtet. Und abschließend als krachledernd begeisternder Showdown im grünen Gewand von Dunkelheit und Härte, innerhalb der Mauern eines unterirdischen Maschinenraumes. Erstmalig die direkte und auch erfreulich geglückte Anpeilung an die blindwütige graphische Rasanz von Tony Jaa und Konsorten; immerhin etwas, dass in Sanctuary, dem diesjährigen Maliwan / Boongerd Nachfolgeprojekt, dann gerne fortgesetzt werden kann.