Review

Gesamtbesprechung

Nach all den romantischen Komödien, die ja bevorzugt das Genre der taiwanesischen Jugendserien definieren, klang KO One im Vorfeld eigentlich ganz erfrischend, denn hier sollte es endlich mal wieder nicht um das einfache Mädchen gehen, dass sich in einen reichen Schnösel verliebt. In KO One nämlich geht es um eine ganz spezielle Klasse einer Highschool. Tief unten im Keller haben sie ihr Reich, das kaum einer ohne Furcht zu betreten vermag. Es ist eine Klasse voller Problemschüler, die wegen ihres auffälligen Verhaltens an keiner anderen Schule mehr geduldet werden und in der Klasse Zhong Ji Yi Ban ihre letzte "Zuflucht" gefunden haben.

So weit also der Rahmen für eine Handlung, die sich im heutigen Taipeh ansiedelt. Was dieses aber vom realen Taipeh unterscheidet, ist die Tatsache, dass es in der Serie von etlichen Kämpfern wimmelt, die sich in einer KO-Rangliste der Stärke und Kampferfahrung nach organisiert haben, die einen jeden Zuschauer an eine Highscore-Liste bei einem Computerspiel denken lassen muss.

Wang Da Dong (Jiro Wang), Anführer der Klasse, steht auf der Stufe KO3 und würde zu gern wissen, welche beiden Kämpfer sich auf den mysteriösen ersten beiden Plätzen befinden. Er freundet sich mit den neuen Klassenkameraden, dem Sohn eines Triadenbosses Wang Ya Se, auch KO3 (Calvin Chen) und dem heimatlosen Ding Xiao Yu, KO4 (Aaron Yan) an, doch ist es für die drei schwer ihre Freundschaft aufrechtzuerhalten, da immer wieder Intrigen, die rund um sie herum gesponnen werden, Interessenkonflikte oder die Liebe zum gleichen Mädchen dazwischen funken.

KO One überzeugt vor allem in den ersten Episoden mit einer schnellen unkonventionellen Einführung der wichtigsten Charaktere, ihrer Wünsche, Ziele und Aufgaben und einem Handlungsverlauf, der den Zuschauer an die Serie bindet. Leider flacht das zur Mitte hin etwas ab, da sich ständig dasselbe Schema zu wiederholen scheint, sich die Gagdichte verdünnt und eigentlich nichts Nennenswertes passiert. Auch sind die Schüler kaum so aggressiv und böse wie man es eigentlich eher erwartet hätte, so dass sich das ganze zu einem harmlosen Klassenspaß auswächst. Zudem wird die Romanze mit Da Dongs Freundin An Qi (Lee Shu Yan) mehr als breitgetreten und besteht im Grunde nur aus einer weinenen An Qi (die eine mehr als nervige Stimme hat) und einem Da Dong, der sich kaum um sie kümmert.

Ganz besonders dominiert in KO One konstantes Overacting und eine Riesenportion infantilen Humors (schon deshalb, weil die meisten auftretenden Figuren nicht gerade mit einer großen Portion Verstand gesegnet sind), der hin und wieder äußerst grotesk wird (etwa wenn sich der mehr als seltsame Straßenstandverkäufer die eigenen Därme herausschneidet, weil die Kunden Reis mit Innereien bestellen), und der oftmals nur allzu Comic-hafte Züge annimmt, wenn z.B. Emotionen, Überraschung oder Enthusiasmus mit eingeblendeten Ausrufezeichen, Verlegenheitsschweißtropfen oder Pfeilen weiter verdeutlicht werden. Die Wichtigkeit eines Monologs wird dabei gern mit eingeblendeten Laufbändern oder kreuz und quer ins Bild eingefügte Schlagworte unterstrichen. Auch bei auftretenden Mann-gegen-Mann-Kämpfen fühlt man sich gern mal an Kampfspiele wie z.B. Tekken erinnert, wenn über den Köpfen der Kämpfer plötzlich Balken mit Erfahrungspunkten aufleuchten oder eine Übersicht des Kämpfers mit seinen Stärken wie Angriff, Verteidigung und Schnelligkeit eingeblendet wird.

Da es sich bei KO One im Grunde immer ums Kämpfen dreht, ist es nur umso enttäuschender, was daraus gemacht wurde. Während der Humoranteil sicherlich Geschmackssache ist aber immerhin unterhalten kann, sind die Kämpfe mehr als dürftig. Ehrlich gesagt, kommt es ohnehin nur äußerst selten zu wirklichen Kämpfen. Nach einer feindlichen Gegenüberstellung entscheidet man sich im letzten Moment dann doch meistens anders. Wird dann tatsächlich einmal gekämpft, findet dies meist hinter irgendeinem Hindernis statt, wie etwa einer Mauer, hinter der mit passenden, überzogenen Geräuschen hin und wieder ein besiegter Gegner hervorfliegt oder –kriecht. Blutig oder brutal wird es also nie. Selbst Schießereien mit den Triaden sind mehr als harmlos. Einen richtigen Actionfan wird das also kaum hinter seinem Sandsack hervorlocken. Wenn zwei Kämpfer der KO-Liste aufeinandertreffen, bekämpfen sie sich auch meist nur mit hineingepixelten Lichtbällen und rudimentären Szenen, die wie ein realverfilmtes Animé anmuten.

Kreativ ist hingegen wieder die alberne Auswahl der Waffen, die die Protagonisten bei Bedarf hinter ihrem Rücken hervorzaubern. So kämpft Wang Da Dong mit einer Pfanne ("Dragon Tattoo Pan") und Wang Ya Se seinem Namen gemäß (Wang Ya Se = King Arthur) mit seinem "Sword in the Stone", einem Schwert, das mit der Spitze in einem abgerundeten Flussstein steckt.

KO Ones größtes Problem ist jedoch die Lehrerschaft. Überhaupt sind alle Erwachsenen in der Serie als so dermaßen überzogen, unrealistisch und knallbunt dargestellt, dass einem schon fast die Luft wegbleibt bei so viel ausuferndem Stumpfsinn. Zudem agieren sämtliche Erwachsenen auf überzogenem Super RTL'schem Highschoolkomödien-Niveau, dass man diese Szenen nur zu gern verdammt. Lediglich Frl. Tian (Melody), die überaus weibliche Klassleiterin von Zhong Ji Yi Ban, kann dabei noch einen gewissen Charme entwickeln, verhält sich für eine Lehrerin aber mehr als unangemessen und führt eine Zeit lang sogar mit einem siebzehnjährigen Mathegenie eine ernsthafte Beziehung.

Insgesamt ist KO One aber doch ziemlich unterhaltsam, herrlich überdreht und kann sich vor allem mit skurrilem Ideenreichtum rühmen, wenn auch nicht alle Ideen nötig gewesen wären (wie etwa die mehr als sinnlose Entführung der Lehrerin und das ewige Hin und Her rund um Da Dongs Freundin) und einige eigentlich interessante Handlungsstränge eher ins Leere laufen zu scheinen. Die Schauspieler agieren alle so, als hätten sie am Dreh viel Spaß gehabt und bringen, mit Ausnahme der meisten Erwachsenen, ihre verqueren Rollen sympathisch rüber. Nicht zuletzt hatte KO One mit seinen 21 Folgen genügend Erfolg, um die über 50 Folgen lange Fortsetzung The X Family nach sich zu ziehen.

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