Review
von Leimbacher-Mario
Zähe Zielübung
Ti West macht Horror für aufmerksame, geduldige Genrefreaks. Eigentlich mag ich seinen entschleunigten, unaufgeregten, klassischen Stil sehr, von seinem oft übersehenen Regiedebüt „The Roost“ über Killerfledermäuse bis hin zu seinem feinen Western „In The Valley of Violence“ bis (natürlich) zum Meilenstein „House of the Devil“. Kaum einer der jungen, wilden Genreregisseure hat die Kunst des Herauszögern der Spannung so gut drauf und verinnerlicht. Perfekte Bedingungen also für einen Film, bei dem man nie weiß, wann die Kugeln in den Köpfen unserer Protagonisten einschlagen? Eigentlich schon - und dennoch wurde ich mit „Trigger Man“ nicht warm. Um es freundlich auszudrücken.
Wir folgen drei charakterlosen und und völlig fremd bleibenden Typen in den Wald - es soll ein bisschen gejagt und Frust abgelassen werden. Doch nach kurzer Zeit werden die drei selbst zur Zielscheiben und Beute für einen verrückten, unsichtbaren Scharfschützen... Eigentlich kann Ti West die Sache mit der Spannung wie gesagt. Keine billige Jumpscares oder laute Geräusche alle paar Minuten, eher Atmosphäre und Warten, Anspannung und Vorfreude. Nur klappt das in „Trigger Man“ leider nur ansatzweise, was der Film insgesamt bringt ist einfach viel zu wenig. Die Männer bleiben einem fremd, es wird nichtmal der Versuch unternommen, sie einem näher zu bringen, was das Bangen um sie zunichte macht. Die Bedrohung durch den gesichtlosen Sniper bleibt sehr vage und lahm, das Tempo wird übertrieben verschleppt, gerade hintenraus, alles wirkt repetitiv, sich wiederholend und monoton. Die shaky Kamera verursacht Kopfweh, obwohl man immerhin durch sie schon manchmal das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Action oder echte Spannung wollten bei mir nie aufkommen, alles fühlte sich eher wie eine Übung im Hinauszögern an - dieses Mal ohne Payoff. Obendrauf noch dilettantische Darsteller, eine miserable deutsche Synchro und ein, zwei ganz gute Splatterchen, die jedoch auch nur Teaser ohne Weiterführung und Höhepunkt bleiben. Nur für allergrößte Hardcore-Anhänger des umstrittenen Regisseurs zu empfehlen und wohl leider eher deutliches Öl ins Feuer seiner Kritiker.
Fazit: ein seltsamer Antiwitz in Sachen Thrill und Spannung... Das ist zu wenig, Herr West. Egal wie sehr mir sein minimalistischer Stil normalerweise zusagt - „Trigger Man“, eine blasse Amateur-Mischung aus „Deliverance“ und „Blair Witch Project“, zieht einfach nicht. Und wenn dann nur sich selbst - wie ein Kaugummi.