Heinz Strunks autobiographischer Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ um einen talentierten, aber gescheiterten, im kleinbürgerlichen Mief Hamburg-Harburgs und Niedersachsens gefangenen Musiker, der sich in den 80er Jahren seinen Lebensunterhalt mit einer Tanzband auf Schützenfest und anderen Dorfprollveranstaltungen verdient, ist längst zum Kult avanciert. Unter der Regie von Christian Görlitz erschien 2008 die Verfilmung des Stoffes unter Mitwirkung von Heinz Strunk, die sich, wie nahezu alle Literaturverfilmungen, dem hinkenden Vergleich mit der Buchvorlage stellen muss.
Angelegt als Tragikomödie wurde der Stoff ordentlich zurechtgestrafft, abgeändert und mit einem neuen Ende versehen. Das ist aus meiner Sicht gar nicht schlecht gelungen, die Grundpfeiler des Buches finden sich hier ebenso wieder wie das häufige Pendeln zwischen Komik und Drama und die Skurrilität solcher Gestalten wie Bandkopf „Gurki“, herrlich charakteristisch und unsympathisch gespielt von Andreas Schmidt, kommt auch hier zur vollen Entfaltung. Der junge Heinz Strunk wird von Maxim Mehmet ebenfalls überzeugend verkörpert, während die restlichen Darsteller etwas blass bleiben. Wer das Buch kennt, wird einige Details wiedererkennen, die dem „nicht vorbelasteten“ Zuschauer evtl. entgehen; die Stimmung der Vorlage wird aber, wenn auch natürlich stark abstrahiert und kinokompatibel geformt, deutlich. Oftmals wird sich allerdings eher für schnelle Komik und gegen tiefsinnige Tragödie entschieden, um den Unterhaltungswert des Films nicht zu gefährden, und viele Stationen aus Strunks Leben wirken – spielfilmlängenbedingt – schnell abgefrühstückt. Man sollte nicht den Fehler machen und „Fleisch ist mein Gemüse“ auf die Bloßstellung deutscher Schützenfeste und/oder Tanzmucker und der damit verbundenen Unkultur reduzieren (wenngleich auch ich mir noch viel mehr solcher Szenen gewünscht hätte), denn es geht um mehr. Im Idealfall macht der Film Lust auf das tiefgründigere Buch bzw. lässt selbiges für die Zuschauer, die es schon kennen, Revue passieren und überrascht sie mit dem geänderten, peppigen Ende. Im weniger idealen Fall findet man keinen rechten Zugang zum Gezeigten oder lehnt die komödiantische, bisweilen alberne Ausrichtung mit ihren Strunk’schen Zwischendialogen mit einer Hirschtrophäe, die das Geschehen kommentieren, sowie das ggü. dem Buch alternative Ende vollends ab. Mir persönlich hat der Film gut gefallen. Inwieweit man aus der Region stammen und selbst derartige idiotische Veranstaltungen, die in der Realität noch sehr viel schlimmer als in Buch und Film dargestellt ablaufen, miterlebt haben muss, um den Film bzw. seine Aussage komplett nachvollziehen zu können, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen, da ich, was das betrifft, als Jugendlicher selbst meine leidvollen Erfahrungen machen musste...
In diesem Sinne: „Swingtime is good time and good time is better time!“