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"Fleisch ist mein Gemüse!" ist eine der zahlreichen Stammtischweisheiten, die uns Heinz Strunk in Buch- oder Hörbuchform an den Latz knallte. Das komplett deprimierende Dasein eines Tanzmuckers hat auch nicht wesentlich mehr zu bieten und das ist gerade das, was so faszinierend an Strunks Biographie ist. Somit ist das Ganze bitterböse und saukomisch, vor allem wenn Strunk selbst den Text liest.
Im Film taucht er auch auf und kommentiert als Wandhirsch das Geschehen. Das Leben als Dauertief. Und da liegt der Fehler des Films, der die schon absurd wirkende Biographie ohne wirkliches Feingefühl für die Buchvorlage auf die Leinwand schmeißt. Zu dramatisch und melancholisch, sprich zu ernst, gestalten sich die Tiefpunkte unseres Antihelden und so verschwimmt die Grenze von Lachen durch die überzeichneten Szenen während der Mucken und dem Absturz der Mutter und der Nachbarin. Der Film scheint sich nicht ganz entscheiden zu können, ob er eine Trashkomödie oder ein Familiendrama sein möchte. Nebenbei bemerkt wird der Inhalt teilweise komplett verändert.
Die Schauspieler machen ihren Job dabei gänzlich gut und vor allem die Nebendarsteller und Statisten sind in ihrer uns noch wohlbekannten Hässlich- und Schrulligkeit ein echtes Highlight.
Somit liegt es wirklich an der Inszenierung und besonders am Drehbuch, dass "Fleisch ist mein Gemüse" zu keiner Zeit wirklich den Humor der Vorlage trifft, den Inhalt in uninteressante Richtungen verändert und die besten Steilvorlagen des Buchs schlichtweg ignoriert. Die ausufernden Schilderungen der Tanzveranstaltungen hätten da wirklich mehr hergegeben.

"Holunder, Holunder, die Welt wird immer runder!"

Fazit: Keine wirkliche Komödie, kein tatsächliches und ernstzunehmendes Drama und zum Schluss weit entfernt vom Ursprung. Lediglich Andreas Schmidt scheint das Buch gelesen zu haben und spielt den Gurki mit sichtlicher Hingabe an einen gescheiterten Charakter und sorgt für einen Wiedererkennungswert mit einem der witzigsten Bücher der letzten Jahre. In Deutschland hat man einfach kein Gespür für gute Komödien. Der Stoff wäre wohl eher was für John Waters.
Schade auch.

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