Wirkungsvolle Streifen wie „Memento“ oder „Identity“ lassen den Betrachter bis zur letzten Minute zweifeln, wer denn nun der Gejagte oder der Jäger ist.
In einem minimalen Rahmen versucht man es hier auch, deshalb latschen zwei Männer durch den Wald, um eine Mordreihe zu rekonstruieren.
Dass dabei nicht allzu viel herumkommt leuchtet ein, jedoch wurde aus der simplen Prämisse ein ordentliches Maß an Verwirrung entwickelt.
Frank (Lou Diamond Phillips) erwacht mitten im Wald, er hängt kopfüber mit einem Bein an einem Strick und hat eine Platzwunde am Kopf. Er hat keinerlei Bewußtsein an das, was zuvor geschah, noch kann er sich an seinen eigenen Namen erinnern. Der bewaffnete Andy (Kristen Holden-Ried) nimmt ihm zunächst seine Amnesie nicht ab und verlangt Antworten auf offene Fragen. Deshalb tritt man den Weg zu einem Waldhaus an, in dem sich ein ermordetes Paar befinden soll, während die junge Natasha noch vermisst wird. Doch wer war wirklich ihr Geliebter und wer von den beiden Männern mordete aus rasender Eifersucht?
Was die Story unterhaltsam gestaltet, ist gewiss nicht der austauschbare Herbstwald um die Ecke, durch den sich ab und an ein Bächlein zieht.
Vielmehr ist es das simple Rätselraten um Identitäten, Zugehörigkeiten, Wahrheit und Lüge und die Frage, wer von den beiden ein falsches Spiel treibt.
Durch zahlreich eingebundene Flashbacks kommen immer mehr Fakten ans Tageslicht, durch die man des Rätsels Lösung näher kommt, ohne eindeutige Zuweisungen treffen zu können, denn die Wahrheit wird erst in den letzten Minuten enthüllt.
So ist man zu Beginn so ratlos wie Frank, der ein blutverschmiertes Messer mit fremden Initialen auf der Klinge findet, ein zerknittertes Foto von Natasha in der Jacke trägt und dem erst mit der Zeit einige Erinnerungsfetzen zufliegen.
Auch mit dem Fund des beinahe toten Rangers kommt kaum Klarheit ins Spiel, Frank trägt dessen Messer, Andy seine Pistole, aber keiner will etwas mit der Tat zu tun haben.
Ergo könnte Andy Frank im Wald aufgestöbert haben, um durch ihn das Versteck Natashas herauszufinden und anschließend beide umbringen. Sollte andernfalls Frank der Killer mit tatsächlichem Gedächtnisverlust sein, würde Andy wiederum wissen wollen, was er mit Natasha gemacht hat und wo sich diese nun befindet.
Die eingebundenen Rückblenden aus der Zeit der Tat zeigen beide Optionen aus verschiedenen Blickwinkeln, beide könnten aus Sicht des abgewiesenen Liebhabers gemordet haben, während jeweils der andere in den Wald fliehen konnte.
Wahrlich sollte man bei alledem nicht allzu viel Action erwarten, es gibt zwar zwei kleine Auseinandersetzungen und final eine Klopperei im Waldhaus, doch primär beherrschen Dialoge das Geschehen, während man sich zögerlich und mit kleinen Pausen durch den Wald bewegt und erst während des letzten Drittels den Tatort betritt.
Lediglich die Flashbacks, die im Verlauf immer deutlicher in den Vordergrund treten, verschaffen dem Geschehen rein visuell leichte Abwechslung, zumal dem Täterkreis lediglich diese zwei zuzusprechen sind.
Und die performen recht glaubhaft, auch wenn das Drehbuch ein wenig psychologische Tiefe vermissen lässt und etwas selten auf scharfen Konfrontationskurs setzt. Sie agieren zumindest so, dass man beiden in jeder Richtung alles zutrauen würde.
Mit dieser Ausgangsposition kann man letztlich auch recht passabel das Interesse über rund 80 Minuten aufrechterhalten, ganz so rasch ist der Täter nicht enttarnt und das Verwirrspiel führt ab und an sogar in eine Sackgasse.
Also eher der kleine ruhige Thriller mit weniger Überraschungen, aber einem ordentlich ausgearbeiteten Spannungsbogen.
6 von 10