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Ob "Baise-moi" oder "Die fabelhafte Welt der Amélie", filmisch hatten die Franzosen irgendwie immer schon eine spürbare Neigung zu einer gewissen Extravaganz. "Dobermann" wäre ein weiteres Beispiel dafür, denn verschiedene Genreeinflüsse kreuzten und verbindeten sich zu einem durch und durch abgedrehten Gebräu.

Die flippig-schrillen, allerdings nur grob skizzierten Charaktere sind da nur ein Merkmal, wobei Dobermann selbst, Anführer einer Gang von Bankräubern, noch einen verhältnismäßig normalen Eindruck vermittelt. Der Rest seiner Rasselbande erscheint doch reichlich abgefahrener und verdrehter. Mein persönlicher Favorit ist ja der obskure Priester. Ein skurril-psychopathischer, die Gang jagender Inspekteur - von Tcheky Karyo entsprechend verrückt gespielt - ist zudem auch noch mit von der Partie. Sehen wir alle Gangster zusammen in munterer Runde, wird sich entweder in durchaus cool wirkenden, schwarzhumorigen Dialogen der Mund fusselig gequatscht - was hier überwiegt - oder es geht voll ans Eingemachte. Richtig actionhaltige Luft darf man dann bei dem großen Coup, der vorsieht, mehrere Banken auf einmal zu überfallen, sowie beim Showdown in einem Undergroundclub schnuppern.

Inszenatorisch ist Regisseur Jan Kounen dabei absolut auf der Höhe. Einfallsreiche Split Screens, zum Teil wirklich erstklassige Kamerafahrten und weitere kleinere ausgefallene Raffinessen drapieren und veredeln das visuell Dargebotene. "Dobermann" hat trotz alledem jedoch ein Problem - er kann sich nicht so recht zwischen schwarzem Humor und bitterem Ernst entscheiden. Dies ergibt schließlich eine sehr ungewöhnliche, aber auch ebenso gewagte, teils sogar sadistisch wirkende Mischung. Einige Szenen sind schon von sehr bösem Humor getränkt; so etwa der arme, mit einer Granate in seinem Helm beglückte Motorradpolizist - eine wirklich sehr perfide und zynische Sequenz.

"Dobermann" wird nicht jedem Gemüt zusagen; ist er doch ein sehr gewöhnungsbedürftiges, grotesk launiges und inhaltlich relativ flaches Filmchen aus französischem Hause. Sicherlich vereinzelt von Tarantino'schen Erleuchtungen beeinflusst, sich insgesamt aber eigentlich in einem eigenen Stil präsentierend. (7+/10)

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