Er ist der coolste, härteste und skrupelloseste Gangster der Stadt: Der Dobermann ist der Anführer der gleichnamigen Gang. Auf ihr Konto gehen mehr Banküberfälle, als sie zählen können. Sein Gegenspieler ist der korrupteste Cop der Stadt: Christini kennt beim Verhören keine Gnade. Er hat sich geschworen, den Dobermann zu fassen. Tot, nicht lebendig! Der Dobermann und die Hyäne liefern sich einen erbarmungslosen Kampf: Häuser, Autos, Nachtclubs, vor allem aber Banken werden dabei in Schutt und Asche gelegt. Ein Krieg, dem sich keiner entziehen kann, egal ob Freund oder Feind.
Zu meiner Schande muss ich eingestehen, das ich diesen in Fan-Kreisen mit einem Kultstatus versehenen Film bisher noch nie gesehen habe, ohne eigentlich begründen zu können woran das eigentlich lag. Nun ist es mir endlich gelungen dieses Werk zu sichten und "Dobermann" ist wirklich extrem unterhaltsamer Filmstoff, den man unbedingt gesehen haben sollte. Dabei ist die Geschichte an sich im Prinzip sehr einfach gestrickt, es ist das typische-und handelsübliche Gut gegen Böse, wobei man sich nach der Ansicht wirklich die Frage stellen muss, wer in welche Kategorie einzuordnen ist. Es ist aber auch nicht die Story selbst die einen in ihren Bann zieht, sondern vielmehr die geniale Umsetzung des Ganzen, denn wenn man es nicht besser wüsste würde man glatt meinen, das ein Quentin Tarantino hier seine Hand im Spiel hatte. Regisseur Jan Kounen hat die übliche Gangster gegen Cop Story vollkommen überzeichnet ins Bild gesetzt und der ganzen Chose dabei so viel Drive verliehen, das während der gesamten Laufzeit keinerlei Längen zu erkennen sind. Dabei hält man sich im Bezug auf die Action-Passagen vor allem in der ersten Filmhälfte noch merklich zurück und fährt erst gegen Ende die wirklich schweren Geschütze auf.
Dennoch gestaltet sich das Ganze unglaublich unterhaltsam, bekommt man doch einen wunderbar tiefen Einblick in die jeweiligen Charaktere, die sich in der Hauptsache als absolute Psychopathen zu erkennen geben. Dabei ist es gar nicht einmal der "Dobermann" (Vincent Cassel) an sich der ein auffälliges durchgeknalltes Verhalten an den Tag legt, sondern vielmehr seine vielen Helfer, von denen einer abgefahrener als der andere agiert. Hier liegt die ganz große Stärke dieses Filmes, denn die Schauspieler sind nahezu perfekt ausgewählt worden und liefern allesamt glänzende Performances ab, die das gesamte Szenario unglaublich stark aufwerten. Natürlich brilliert ein Cassel in seiner coolen und äußerst lässigen Art, erscheint dem Zuschauer aber dennoch als einer der Normalsten Akteure. Sein Gegenspieler Christini von der Polizei ist da schon ein ganz anderes Kaliber und wird zudem von einem glänzend aufgelegten Tchéky Karyo absolut brillant dargestellt. Hier handelt es sich um einen Polizisten, für den die üblichen Gesetze anscheinend keinerlei Geltung haben, nicht anders sind seine vollkommen überzogenen und extrem brutalen Methoden zu erklären, die sich wie ein roter Faden durch das Geschehen ziehen.
Der Rest der Polizisten wird hingegen als äußerst trottelig und dumm dargestellt, was jedoch einen herrlichen Kontrast zum "Überbullen" Christini ergibt, der perfekt in das Szenario hineinpasst. Für das optische Highlight sorgt allerdings eine wieder einmal blendend aussehende Monica Bellucci, die als stumme Partnerin des "Dobermann's" auftritt. Das dargebotene Schauspiel sämtlicher Protagonisten entbehrt nicht eines gewissen Humors, der sich stellenweise in total skurriler Situationskomik wiedergibt, denn so manche Passagen wirken so dermaßen überzogen und hanebüchen, das man sich eigentlich nur die Haare raufen will. Man sollte die Geschehnisse also keinesfalls allzu ernst nehmen, denn so wie sich die Ereignisse hier präsentieren, würden sie wohl niemals in der Realität ablaufen. Dieses Phänomen kennt man ja zur Genüge aus etlichen Action-Krachern der heutigen Zeit, denn Filme wie "Shoot 'em Up" oder auch "Crank" leben von ihren vollkommen überzeichneten Action-Passagen, die zwar sehr wenig bis gar keine Realität enthalten, dafür aber unglaublich unterhaltsam sind. Wenn man also so will, könnte man "Doberman" als einen Vorgänger dieser Filmart bezeichnen, der aber aufgrund seiner Härte und des gewählten Erzähl-Tempos auch jederzeit mit den heutigen Filmen mithalten kann. So ist es dann auch durchaus nachvollziehbar, das der Film bei etlichen Fans ganz hoch im Kurs steht, denn die Kombination aus rasanter Action, ordentlicher Härte, viel Humor und exzellentem Schauspiel ist so brillant gelungen, das man ganz einfach seine helle Freude an diesem Werk haben muss.
Im Endeffekt handelt es sich also um ein Szenario, das man auf keinen Fall nach inhaltlichem Tiefgang bewerten sollte, hier steht vielmehr der reine Spaß an einem überzeichneten Szenario im Vordergrund, das auch durch seine erstklassige Grundstimmung zu überzeugen weiß. Ob man dabei nun "Dobermann" und seine Psychopathen-Gang oder aber den skrupellosen Polizisten Christini als Böse Seite ansieht bleibt einem jeden selbst überlassen, aber der Kampf den sich beide Seiten liefern, ist insbesondere im letzten Film-Drittel eine wahre Augenweide. Hart und absolut kompromisslos in Szene gesetzt, bekommt man die wildesten Schießereien und auch einige regelrechte Hinrichtungen geboten, die dem gewonnenen Gesamtbild äußerst gut zu Gesicht stehen und diesen grandiosen Film zu etwas ganz Besonderem machen. Jan Kounen hat hier wirklich alles genau richtig gemacht, aber ganz besonders bei der Auswahl der Schauspieler ein unglaublich gutes Händchen bewiesen, denn ohne diese wäre "Dobermann" lediglich nur die Hälfte wert.
Fazit:
Auch ein Quentin Tarantino hätte an diesem Werk seine helle Freude gehabt, denn "Dobermann" ist Adrenalin pur und bietet dem Zuschauer knapp 100 Minuten temporeiche Unterhaltung, die mit hochklassigen Action-Passagen nur so gespickt ist. Grandios agierende Darsteller sind jedoch meiner persönlichen Meinung nach der absolute Höhepunkt eines Filmes, den man nicht so schnell vergisst und auch ganz bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen hat.
9/10