Review

Frankreich und seine Filme. Seit einigen Jahren gilt das Land mit dem Eiffelturm als der Erzeuger filmischer Exportschlager. Und tatsächlich hat es schon einige Erfolge in der jüngeren Vergangenheit zu verzeichnen, „Lèon, der Profi“, „Die wunderbare Welt der Amèlie“ oder „Mathilde“. Auch der hier besprochene Actionthriller „Dobermann“ kommt aus französischen Landen. Hat er auch das Zeug zum Klassiker?

Ein Köter als Bankräuber
Jan alias „Der Dobermann“ (Vincent Cassell) ist der gefürchtetste Gangster in ganz Frankreich. Die Polizei ist schon lange hinter dem Mann her, der mit seiner Crew zahllose Banken ausgeraubt und Polizisten getötet hat. Zum Spaß, wie er sagt. Bisher mussten sie sich jedoch über fehlendes Glück beklagen. Eine neue Chance bekommen sie, als die Gang mal wieder einen Überfall auf eine Bank plant. Doch wie auch schon in der Vergangenheit geht aus Sicht der Gesetzeshüter alles schief, unterm Strich stehen zwei tote Beamte und zwei leergeräumte Banken. Das kann der skrupellose, sadistische Kommissar Christini (Tcheky Karyo) natürlich nicht auf sich sitzen lassen und nimmt das Gesetz in die eigenen Hände. Das sieht bei ihm so aus, dass er für Informationen foltert, mordet und ein Baby entführt. Was wäre er jedoch ein echter Krimineller, wenn der Dobermann sich von solchen Methoden beeindrucken lässt? Ein Duell auf Leben und Tod beginnt.

Bloodhound Gang auf Drogen
Regisseur Jan Kounen setzt unglaubliche Mengen an Stilmitteln in seinem Film ein. Beschleunigte Kamerafahrten, Zooms jeglicher Machart, Trickspielereien, Splitscreens, schrille Farbenspiele, Clipschnipsel und viele andere Effekte werden zu einem Malstrom zusammengemixt, der äußerst unangenehm für Augen und Ohren ist. Da hat wohl jemand das Buch „Wie drehe ich einen optisch coolen Film?“ wohl nicht über die erste Seite hinaus durchgelesen. Doch die Optik ist ja bei weitem nicht alles, was einen Film auszeichnen kann. Wie sieht es denn bei der Story aus? – Leider nur geringfügig besser. Nicht, dass der Plot nicht flach wäre und ohnehin nicht besonders viel hergibt, mangelt es auch an der Erzählweise. Bei der Konzentration auf die beiden Hauptfiguren Jan und Christini bleiben die anderen Figuren sehr blass. Das schien sie dazu zu veranlassen, dass sie dem Zuschauer mit hemmungslosem Overacting derart auf die Nerven zu gehen, dass er auch an der Schauspielfront nichts Positives zu vermelden hat. Der Score setzt sich aus temporeichen Technosounds zusammen und wirkt auch leicht deplaziert. Von der Action her sieht es leider ebenfalls recht mau aus. Die Shootouts kommen erst gegen Ende des Films vermehrt auf und die 1-2 Explosionen können einen Actionveteran nicht wirklich hinter dem Ofen hervorlocken. Warum der Film indiziert ist, wird mir auch nicht sonderlich deutlich, das Gezeigte wurde auch schon härter dargestellt. Vincent Cassell spielt seine Sache recht ordentlich und Monica Bellucci, die im gesamten Film aufgrund ihrer taubstummen Rolle nur ein Wort spricht bietet den optischen Leckerbissen des Casts. Tcheky Karyo hingegen enttäuscht. Er, der ja für „Arschlochrollen“ abonniert zu sein scheint, kann seine Darstellung des brutalen Kommissars, der dauernd englische Sprüche von sich gibt, um cool zu wirken, von denen seiner konzeptionell ähnlichen Charaktere aus „Kiss of the Dragon“, „Crying Freeman“ oder „Bad Boys“ nur geringfügig bis gar nicht variieren und bleibt deswegen austauschbar.

Hunde, die bellen…..
Alles in allem ein sehr enttäuschender Vertreter des französischen Kinos, der zu keinem Zeitpunkt Spannung oder Lust auf das Geschehen beim Zuschauer entwickeln kann. Gewaltmäßig gibt es auch nicht viel zu sehen, was angesichts der blutrünstigen Ankündigungen und Schlagworte auf dem Cover doch arg verwundert. In Frankreich mag so was ja ein Erfolg sein, aber international gibt es viele bessere Alternativen.

Dialoghighlight: "Diese Spinner würden Al Capone nicht mal in ner Nudelpackung finden."

3 von 10 Maulkörben

Details
Ähnliche Filme