Review

Ich kann mir nicht vorstellen, dass „The great Rock ’n’ Roll Swindle“ irgendjemanden interessiert, der sich nicht für den Punk im Allgemeinen und die Sex Pistols im Speziellen erwärmen kann. Gut, ich kann es und habe deswegen viel Spaß an diesem Werk.

Der Film erzählt in einer scheinbaren Mischung aus Dokumentation und investigativem Spielfilm (Steve Jones als Quasi-Detektiv auf den Spuren von Malcolm McLaren) den Aufstieg und das Ende der Sex Pistols. Immer wieder werden Auftritte der Band eingespielt, um den Liebhaber dieser Musik bei Laune zu halten. Diese sind in ihrer Qualität zum Teil grottenschlecht, aber was soll’s. Der Rest des Films ist eine skurrile Rahmenhandlung, die in der ersten Phase des Films in Lektionen eingeteilt ist. Man bekommt von Malcolm McLaren erläutert, wie man eine Band zu Geld macht, die nichts kann und nichts leistet. Das Ziel, mit den Sex Pistols 1 Mio. Pfund zu verdienen, wird schon zu Beginn ausgegeben und nahezu erreicht.

Mit dem Zerfall der Pistols in den USA und dem Ausscheiden von Johnny Rotten und Sid Vicious zerbröckelt auch der Film. Die brasilianische Phase von Steve Johns und Paul Cook ist für mich zu lächerlich. Das Ronald Biggs zu Ehren kommt ist ja noch o.k., aber der angebliche Martin Bormann muss nun wirklich nicht sein. Gut, dass ist Punk. Da muss jeder seine geschmackliche Toleranz austesten. Mein Fall ist es nicht.

Viele werden, wie ich auch, ohnehin mit den Pistols nur die klassische Besetzung Johns, Vicious, Rotten und Cook verbinden. So müssen wir die Einzelkarrieren am Ende einfach über uns ergehen lassen. Dafür werden wir mit dem Abspann wieder belohnt. Die Pistols werden in einem Zeichentrickfilm als Piraten dargestellt, die mit ihrem Schiff durch unruhige See steuern. Einer nach dem anderen geht über Bord und wird von Haien (=Labels) gefressen, bis am Ende das ganze Boot untergeht. Klingt simpel, macht den bekennenden Fan aber traurig.

Machen wir uns nichts vor: „The great Rock’n’Roll Swindle“ ist kein guter Film. Er ist witzig und anarchisch, aber er leidet (die Musik ausklammernd) unter der armseligen Schauspielerleistung von Jones und dem Selbstdarstellungstrieb von McLaren. Brilliant ist nur Tenpole Tudor im Kino. Aber auch das ist sicherlich für Nicht-Genrefans eine unerträgliche Farce.

Für jeden alten Punkrocker ist dieser Film ein Muss. Der Rest sollte besser die Finger davon lassen. In einer fairen Bewertung hat dieser Film nicht mehr als 6 von 10 Punkten verdient.

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