Sly holt Verschüttete aus einem eingestürzten Tunnel. Wenn das man gut geht...
Story:
Zur Rushhour erschüttert eine gewaltige Explosion den Hollandtunnel in Manhattan. Bei einem Unfall mit Giftmülltransportern explodiert ein Teil der Ladung. Ein Feuerball rast durch den Tunnel und lässt die Ausgänge einstürzen. Die Überlebenden haben nur wenige Stunden, bevor ihnen der Sauerstoff ausgeht. Kit Latura (Sylvester Stallone), ein suspendierter Chef des Notdienstes, kämpft sich zu den Eingeschütteten runter. Nur leider weiß er nicht, wie er sie da rausbekommen soll. Denn der Weg hinein führt nicht hinaus....
Die Story läuft nach dem üblichen Katastrophenschema ab. Katastrophe macht „bumms“, Opfer werden eingeschlossen, selbstloser Held geht runter, Held opfert sich für die armen Menschen auf, Opfer werden gerettet. Viel mehr passiert hier auch nicht. Dafür wird der Film mit Action und hanebüchenen Dialogen vollgestopft, die aber beide ihr Ziel nicht finden. Was bleibt, ist der Abschied Sly aus dem reinrassigen Actiongenre und enttäuschende Tricks von ILM.
Musik:
Die Musik kann Dramatik und Zeitdruck bedingt vermitteln, leidet aber unter Einfallslosigkeit. Der mitreißende Ton wird selten gefunden, so dass sich beim Zuschauer langsam aber sicher die lange Weile breit macht. Wenn ich an Tracks aus Dante’s Peak oder Armageddon höre, packt mich bei diesem Katastrophenfilm das kalte (ca 3°C ;-)) Grausen.....
Atmosphäre:
Der Film, den die TV Spielfilm „Tipp des Tages“ nennt und Sly als „Pures Abenteuerkino mit psychologischen Thrill“ bezeichnet ist nicht mehr als ein durchschnittlicher Actioner, der nur auf Grund des Hauptakteurs sehenswert ist. Leider ist der aber anfangs zu unpräsent.
Nachdem der Zuschauer die Einleitung (Sly als Taxifahrer) und den Unfall nebst hübscher Explosion zu sehen bekommt, verflacht der Film böse. Vor und nach der Explosion werden die verschiedenen Charaktere der Eingeschlossenen viel zu ausführlich vorgestellt und erinnert an billige TV Filme des gleichen Genres, die nicht wissen wie sie den Film auf Spielfilmlänge bringen sollen. Da haben wir Häftlinge, einen Polizisten, einen versnobten Millionär, ein Ehepaar mit Kind, ein älteres Ehepaar und natürlich die hübsche, (mehr oder weniger) mutige eingeschlossene Frau. Nun folgt ein fast 40 minütiges Blabla über das Schicksal, bei dem ich mir Rambo herbeigewünscht habe, damit der Rumheulerei Einhalt geboten wird.
Irgendwann kann Kit (hat das was mit kitten zu tun? Er kittet ja den Tunnel zu...) sich dann überwinden und hechtet durch 3 Megaventilatoren. Diese Sequenz gehört dann auch noch zu spannendsten im Film. Leider erinnert Sly, mich in der Situation in der er festhängt, an Schildkröten die man auf den Rücken gelegt hat.......
Als unser mutiger Held nun endlich unten angekommen ist, bricht unten wieder die große Heulerei los. Kit weiß nämlich noch nicht, wie er die Leute zurückbringen soll. Der von Selbstzweifeln geplagte Held (sehr psychologisch gelle?) ist nämlich nur runtergekommen, weil er bei einem Einsatz Freunde verlor und sein Gewissen nun ins Reine bringen will. (Weia)
Munter geht es weiter. Unser versnobter Millionär und Alpenkrachsler will durch einen Schacht nach oben, aus dem ihm aber das Schwert des Damokles die Rübe spaltet. Alles natürlich auf PG 13 Niveau. Übrigens ein großer Schwachpunkt des Films. Die Actionszenen sind für meinen Geschmack zu harmlos und belanglos inszeniert worden. Während man sonst in so einem Film versinkt, werde ich hier nie das Gefühl los, als ob das alles in einem Filmstudio stattfindet. Das tut es zwar, aber soll ich das merken?
Aber zurück zum Geschehen.
Nach dem das Wasser höher steigt, sprengt Sly erst mal lustig vor sich hin. Das Heldentum darf dabei nicht zu kurz kommen. Der seidene Faden für die Sprengung ist nämlich zu kurz. Aber so was macht Flipperstallone im nu wett. Allein die Dialoge (Sly: Laufen sie! Weib: Was ist mit ihnen? Sly: Scheiß auf mich) zwingen den Zuschauer einen Lachanfall förmlich auf. Ich wage im übrigen gar nicht zu fragen, wieso man keine Vergiftungen oder Wirkungen des verbrannten Giftmülls bei den Eingeschlossenen erkennt? Sind die gegen das Zeug immun oder wie?
In einem Stallone Film dürfen die Heldentaten nicht fehlen. Da dürfen dann diesmal alle anpacken. Nach dem Musketierprinzip „Einer für alle, alle für einen“ hebt jeder ein Auto mit an, damit ein eingeklemmter Polizist nicht ertrinkt. Dazu noch ordentlich heroische Musik und eine praktische Bohle, die auf dem Auto ebenfalls draufliegt, um dem Mann eine Trage zu basteln.
Als der Truppe das Wasser bis zum Hals steht hat Sly die rettende Idee, muss dafür aber den Polizisten den Heldentod sterben lassen. So wird minutenlang durchs Wasser getaucht (fast 0°C), bis man das rettende Ufer erreicht. Der größte Teil wird gerettet. Kit bleibt nebst hübscher Frau (welch Wunder) zurück. Damit die sich nun so richtig in ihn verknallt, fabriziert Sly den Megaknall. Er sprengt den Tunnel, damit beide von dem Sog nach oben geblasen werden. Die nette Madelyne lässt es sich oben angekommen nicht nehmen den völlig erschöpften Kit vorm Ertrinken zu bewahren. Symbolisch für das Ende seiner Actionkarriere wird Sly auf einer Krankenbahre, nebst seiner neuen Freundin ins Krankenhaus gebracht. Einen letzten Blick zum Horizont, wo das World Trade Center sich im blauen Himmel spiegelt..... Ende!
Im nach hinein Frage ich mich, ob der Film nun eine Parodie ist, oder ernst gemeint war. Zumindest aber bietet er solide Unterhaltung, wenn man mit einem Schuss Ironie an den Streifen geht......
Fazit:
Slys letzter Auftritt als Actionheld geriet leider nicht so spektakulär wie erhofft. Dafür fabriziert er aber auch keine Gurken wie Arni zuletzt (End of Days, The 6th Day). Besonders am Anfang ist zu wenig von ihm zu sehen. Dafür geht er dann aber später in die Vollen und zeigt seine Muskeln, so wie lockere Sprüche. Als Moralkurbel im Tunnel wirkt er aber fehlplatziert. Das Interessante wäre ein finaler Heldentod, der Stoff wäre am Ende bereit gewesen, Sly aber wohl nicht..... So bleibt dem Fan ein viel zu blasser Stallone, den man schon viel besser gesehen hat.
Fazit:
Kein besonders gelungener Katastrophenfilm mit schwachem Stallone. Weder die Tricks, noch das Drehbuch kommen über den Gefrierpunkt hinaus. Der Film ist weder sonderlich spannend , noch spektakulär. Geht man mit dem Film aber mit einer guten Portion Ironie (so wie ich an) an, kann man zumindest über ein paar Schwächen hinwegsehen. Toll ist der Film dann aber immer noch nicht.....