Sechs Comics veröffentlichte Walter Moers mit dem Kleinen Arschloch als Hauptprotagonist, zusammen mit Käpt’n Blaubär seine wohl berühmteste Figur. Bevor Moers zum Autor komplexer Fantasy-Romane mit irrwitzigem Humor wurde war er bekannt für seine politisch stets unkorrekten und oftmals sehr derben Comics. 1990 trat das Kleine Arschloch erstmals in einem eigenen Band auf und konnte sehr große Erfolge erzielen, die es dem Autor ermöglichten mit seiner Satire „Adolf, die Nazisau“ noch einige Schritte weiter zu gehen. Den ätzenden Humor des Arschlochs erreichte Moers nur in den wenigsten seiner anderen Comics oder Satiren und so kann man von einem Höhepunkt in seinem frühen Oeuvre sprechen.
1997, zwei Jahre nach der Veröffentlichung des letzten richtigen Bandes mit dem Arschloch machte man sich an eine Adaption des Comics (Beim Bewegten Mann hat’s schließlich auch geklappt), zum Glück in Zeichentrickform. Natürlich wich man kein Stück von der optischen Gestaltung der Comics ab und ließ Moers auch das Drehbuch schreiben. Leider flacht dieses nach der Hälfte ein wenig ab und verliert die Story ein wenig aus den Augen. Allgemein hat die Geschichte eigentlich zu wenig Substanz um als Langfilm zu funktionieren, präsentiert aber genug gute Lacher um darüber locker hinweg zu täuschen. Langatmig wird es nie, auch wenn manche Durchhänger halt nicht zu übersehen sind.
Die Synchronisation ist durchweg gelungen, klares Highlight stellt natürlich Altmeister Helge Schneider als Alter Sack dar. Seine Vorstellung entspricht der Figur voll und ganz und erfüllt jene mit Leben. Viele Zuschauer sehen im Alten Sack sowieso den heimlichen Star des Films und in der Tat gehen die besten Lacher auf sein Konto. Obwohl der Figur im zweiten Teil mehr Platz eingeräumt wird, versagt der Nachfolger erbärmlich. Das Kleine Arschloch wird übrigens von derselben Sprecherin gesprochen wie dessen große Liebe Inge Koschmidder.
Auf den subversiven Humor der Vorlage muss der Zuschauer zwar nicht ganz verzichten, Kenner und Fans der Comics dürfte die Umsetzung aber zu zahm sein. Denn gerade da wo das Comic noch tiefer bohrt, schreckt der Film zurück und bleibt zumeist harmlos. Die zahllosen Ferkeleien zum Ende und die unflätige Ausdrucksweise täuschen nicht über die Verwässerung der Bösartigkeit von Walter Moers hinweg. Allerdings gibt’s zum Schluss noch einen netten Song von Helge, der einfach zum Charakter des Films passt. Auffällig ist übrigens das über sämtliche Weltreligionen hergezogen wird, nur der Islam unangetastet bleibt und somit selbst hier ein Tabu-Thema ist.
Die episodenhafte Handlung wird mehrfach unterbrochen von teilweise sehr witzigen Musikeinlagen und einigen Traum-Sequenzen. Keinerlei Stringenz findet sich in der Dramaturgie und so wirken die zahlreichen Streiche und Alltagssituationen doch sehr austauschbar.
Fazit: Belanglose, dennoch sehenswerte Verfilmung eines deutschen Kult-Comics, fernab von liebenswertem Humor wie „Werner“. Der Unterhaltungswert ist hoch und die Optik perfekt der Vorlage nachempfunden, daher insgesamt knapp über dem Durchschnitt.
06 / 10