Algerien 1959. Seit 4 Jahren kämpfen französische Soldaten darum, den Wunsch nach der Unabhängigkeit der Kolonie zu unterdrücken. Offiziell handelt es sich nicht um einen Krieg, aber was der junge und unerfahrene Lieutenant Terrien erlebt ist definitiv ein Krieg: Angriffe mit Napalm, Folterungen, Massenexekutionen, … Ihm zur Seite stehen unter anderem alte Frontschweine, die schon in Monte Cassino gekämpft haben, Einheimische die auf Seiten der Franzosen kämpfen, und frühere Resistance-Mitglieder welche die Zeit in der Haft der Gestapo nie so ganz verarbeitet haben. Was Terrien hier erlebt geht ihm an die Nieren, und sein Idealismus geht fast genauso schnell den Bach runter wie um ihn herum gestorben wird.
In absolut jedem Frame steckt mehr Dreck, Blut und Schweiß als in allen Italo-Western zusammen, die monochrome Farbgebung betont die Fragwürdigkeit des gewaltsamen Sterbens umso mehr, und all das Blut und das Grauen findet statt in einer umwerfend in Szene gesetzten Landschaft, die fast wie ein Paradies anmuten möchte. Wenn da nicht dieser Krieg wäre, der offiziell gar keiner ist. Die Musik ist düster-pathetisch und untermalt das schreckliche Geschehen erstklassig, und die Schauspieler gehen in ihren Rollen auf als wären sie damals dabei gewesen. Vor allem die Grausamkeiten die nicht explizit gezeigt werden bleiben im Kopf hängen: Die immer wiederkehrenden Folterungen auf beiden Seiten, die einstmals menschlichen Überreste eines Napalmangriffs, das brennende Dorf in dem französische Soldaten die komplette Bevölkerung hinrichten. Und all diese Widerlichkeiten, das Grauen, die Gewaltexzesse sind von dieser unbeschreiblich schönen Landschaft eingerahmt – fast könnte man meinen dass es schön wäre, wenn die Menschen miteinander leben könnten anstatt gegeneinander.
Die Charaktere sind oft sehr vielschichtig und lebensnah. Eine bemerkenswerte Figur ist zum Beispiel der Capitaine des Geheimdienstes, Berthaut, der in der Resistance war und dabei von der Gestapo gefoltert wurde. Dass er für sein Land das Gleiche gemacht hat wie es die Algerier jetzt tun, und dass er nun den Algeriern die Gestapo ist, das bemerkt er gar nicht. Und doch setzt er sein Leben aufs Spiel, um einen verwundeten Soldaten aus der Einheit seines Freundes zu holen, weil die Helikopter nicht fliegen. Lebensnah eben – Die wenigsten Menschen sind nur schlecht oder nur gut, und das ist einer der ganz großen Stärken dieses herausragenden Films: Dass schwache Menschen in extremen Situationen gezeigt werden, die nicht zu Superhelden mutieren, sondern in Panik geraten oder sterben.
Ein Film in der Tradition von etwa MARSCHIER ODER STIRB oder WEGE ZUM RUHM. Aber bestimmt nicht in der Tradition von PLATOON, mit dem er verglichen wird. INTIMATE ENEMIES ist schmutzig, brutal, grausam, poetisch, aber eines ist er bestimmt nicht: Schön …