Da der Film hier kaum Höchstwertungen erhält, springe ich mal in die Bresche und finde, Dante's Peak ist eine toll gelungene Mischung aus Heimat- und Katastrophenfilm.
Er ist aber noch weit mehr: wie in einem guten Hitchock-Film weiss man, dass etwas Schlimmes geschehen wird. Aber alle Hinweise und Signale werden bagatellisiert, sodass man mit dem Helden leidet, der - durch den Verlust seiner Frau traumatisiert - kein zweites Mal erleben will, wie man Vorzeichen eines bestehenden Vulkanausbruchs ignoriert und damit unzählige Menschenleben aufs Spiel setzt. Ich finde, Pierce Brosnan macht hier einen wirklich guten Job. Dass er sich dann noch in Linda Hamilton verliebt, kann ihm wohl niemand verübeln.
Persönlich stelle ich an einen Katastrophen-Film, der nicht mal zwei Stunden Lauflänge aufweist, keine höheren Ansprüche in Bezug auf Charaktertiefe und Klischeevermeidung. Aber die Figuren müssen grundsätzlich glaubwürdig und sympathisch sein. Dies ist hier wunderbar gelungen. Zudem sind die Effekte für die damalige Zeit wirklich erstklassig, und man erfährt mehr über die verschiedenen Auswirkungen, welche ein Vulkanausbruch mit sich bringen kann. Diese Mehrfachbedrohung wurde natürlich im Film visuell ausgeschlachtet, aber schliesslich soll das Geschehen unterhaltsam und abwechslungsreich sein. James Newton Howard und John Frizzell gelingt es wunderbar, durch ihren Soundtrack eine spürbare, unheimliche Spannung aufzubauen.
Für mich gewinnt der Film gerade deshalb an Dramatik, weil man die Menschen in ihrem Bilderbuchstädtchen mitten in den Bergen einfach sofort ins Herz schliesst und nicht möchte, dass ihnen etwas zustösst. Gleichzeitig ist da der Voyeur in mir, der sich an Schau-Effekten ergötzt - wie schade, wenn uns der Vulkanausbruch vorenthalten würde. Und irgendwie gönnt man es Brosnan, dass er doch recht hatte mit seiner Prognose - der Oberignorant bekommt dann die Rechnung präsentiert, jawoll.
Filme sind Fantasie, Filme sind Geschichten, die möglich sein könnten, aber meistens nicht in dieser Form. Dass eine Familie und sogar der Hund gerettet werden, ist natürlich Kitsch pur - aber wer hier nicht mitfiebert, hat ein kaltes Herz.
Wer sich nicht grundsätzlich am einen oder anderen Klischee stört, bekommt hier einen fantastischen Film serviert, der trotz der schrecklichen Ereignisse ein Happy-End vorweisen kann. Mich hat er damals im Kino massiv beeindruckt, und noch heute ist es für mich der Katastrophenfilm, den ich am liebsten sehe, weil er liebevoll gemacht ist und für mich - dank der zentralen Rolle einer Familie - am meisten Herz und Seele hat. Und Brosnan/Hamilton sind einfach ein tolles Paar, die Chemie stimmt, inkl. realistischer Romanze-Unterbrechung durch die Kids...
9 Points for Dante's Peak!