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1997 matchten sich gleich 2 Katastrophenfilme, die einen Vulkan als Unheilbringer hatten um die Gunst des Publikums. Volcano war ein pompös aufgezogenes Trashsspektakel, das die Urgewalt auf die Zivilisation in Form der Großstadt L.A. prallen ließ. Dante`s Peak lässt eine sülzige an Spielberg’schen Kitsch gemahnte Kleinstadt von titelgebendem Supervulkan einäschern. Sachlich betrachtet, ist dies der einzig relevante Unterschied beider Filme. Die kurze Renaissance von Desasterfilmen in den Neunzigern, die an Spießigkeit sogar die Vorbilder aus den 70ern überflügelte, fand jedenfalls mit jenen beiden Filmen einen vorläufigen Höhepunkt.

Alles in diesem Film entstammt der so genannten Blaupause, den man mit geradezu akribischem Fleiß und keinem Funken eigener, selbstständiger Kreativität nachläuft. Der weitsichtige Protagonist, der alles schon lange vorher ahnt oder gar weiß – zumeist ein Wissenschaftler – darf hier von Pierce Brosnan verkörpert werden. Er warnt, wird nicht gehört bzw. ernst genommen und darf sich dann später etwas selbstgefällig als Held positionieren. Die einzige in diesem Kleinstadtmief, die ihm Glauben schenken will, ist die (ledige) Bürgermeisterin (Linda Hamilton) und ihre unfassbar klischeehafte Familie. Der Sohnemann, schrill und aufdringlich; die Tochter, gibt klugscheißend Lebensweisheiten und Beziehungstipps von sich; die Omi, sturschädelig, hemdsärmelig und der unvermeidliche zottelige Familienhund, der aus mindestens einer brenzligen Situation um Haaresbreite gerettet werden muss. Alles sattsam bekannte Instandfiguren, die (wie gehabt) kaum emotionale Berührungspunkte zulassen und die Glaubwürdigkeit von Strichmännchen verströmen. Linda Hamilton als Fräulein Wunder darf gespalten zwischen strebsamer, emanzipierter Politikerin und leicht hysterischer Mutterkuh pendeln und dazu noch den feschen Witwer und Retter in der Not anschmachten. Brosnan gibt hölzern wie eh und je den strahlenden wie eingleisigen Helden und der darstellerische Rest ist bestenfalls kaum von Belang und schlechtesten Fall penetrant nervtötend.

Dante‘s Peak könnte Spaß machen wäre da nicht diese penetrante, witzlose und krampfhafte Kleinstadtspießigkeit, die mehr an Heimat- als an Actionfilme erinnert. Bequem, bauernschlau, authentisch und dabei liebevoll kauzig. Die Klischees der Bewohner dieser Idylle graben tief, was letztlich aber nicht so schwer ins Gewicht fällt wie die überaus lieblosen und flachen Charaktere, die den Film kaum zu stützen vermögen. Bestenfalls bieten sie einen schier unerschöpflichen Quell an bizarrer unfreiwilliger Komik. Besonders tut sich dabei Oma Ruth hervor, die mit zusammengepressten Lippen durch einen Säuresee waten darf und sich so den Heldinnentod sichert. Auch Pierce Brosnan als trauernder Witwer, der seine Frau durch (na was wohl) einen Vulkanausbruch verloren hat, bietet als Geologen Kapitän Ahab so manche schrille Lachattacke.

Unterm Strich ist Dante’s Peak als ein Katastrophen-Guilty-Pleasure (sic) mit amüsanter Trashschlagseite zu empfehlen. Als dramatischer, spannender oder auch nur inszenatorisch irgendwie etwas richtig machender Actionfilm allerdings eine grobe Lächerlichkeit. Selbst im Genre des Desasterfilmes, das heute bezeichnenderweise nur noch von den Regie-Krachmachern Bay und Emmerich bedient wird, ragt Dante‘s Peak genauso wie sein Zwillingsbruder Volcano so gar nicht aus der Durchschnittssuppe heraus.

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