Der Irak könnte so schön sein, wenn, ja wenn nur die beschissenen Iraker nicht wären.
Das scheint das Credo des deutschen Synchronisationsexekutierkommandos gewesen sein, das diese oscarverdächtige und -würdige Dokumentation zerstört hat.
Vertreter der "westlichen" Welt, unter anderem Söldnergesindel , werden durchgehend sachlich in gehobenem sprachlichen Niveau durch deutsche Stimmen vertretren, während für die Einheimischen gebrochenes, plumpes, gestammeltes Alibidummdeutsch gerade gut genug ist. Die Reaktion des Entsetzens einer irakischen Familie über ein Massaker an irakischen Zivilisten verkommt so bestenfalls zu einer Masturbiervorlage für diejenigen, die davon ausgehen, daß eine amerikanische Bombe im Irak irgendwie mindestens einen erwischt, der sie verdient.
Es gibt bis heute sehr wenige, die Mensch genug sind, um den Irakern zuzuhören und nicht nur die Bebilderung der jeweils aktuellen vermeintlich kontextlosen, chaotischen Blutvergießens bezwecken, am besten um zu zeigen, wie böse Amerika ist.
Insofern könnte "My Country, my country" im Original ein Lichtblick sein: ein irakischer Arzt, der bei den ersten Wahlen während der Besatzung kandidiert und dabei mit allen möglichen Widerständen kämpft, wird sehr ausführlich in ruhigen, undramatischen Bildern porträtiert. Auch wenn es nicht expliziert erwähnt wird, liegt der Fokus auf dem Alltag und der heißt: Überleben wollen.
Eine wichtige Dokumentation, die tragischerweise in der deutschen Synchronisation die Metaebene mitschleppt, daß die Ignoranz Europas gegenüber dem Irak in den vergangenen Jahren eher zugenommen hat.