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Bei „Midnight Meat Train“ handelt es sich um eine Verfilmung einer mir unbekannten Kurzgeschichte von Clive Barker („Hellraiser“), die im Jahre 2008 von Barker, der auch am Drehbuch beteiligt war, höchstpersönlich produziert wurde. Als Regisseur agierte der Japaner Ryûhei Kitamura. Aufgrund seines angeblich hohen Härtegrads und vieler positiver Kritiken war ich sehr gespannt auf diesen Film und legte mir die nicht gerade günstige, schweizerische Uncut-Fassung zu, auf die sich meine Kurzkritik sodann auch bezieht.

Was ich, „Hellraiser“ im Hinterkopf habend, zu sehen bekam, war leider nicht der von mir erwartete ähnlich hochklassige Horrorfilm, sondern eine selbstzweckhafte CGI-Splatterorgie mit einem zwar durchaus imposanten Vinnie Jones als brutalem Metzgermeister, dessen vollkommen übertriebenen Metzeleien durch die Computereffekte aber jeglicher Realismus und damit jede Wirkung genommen werden. Da fliegen Augäpfel durch die Gegend und spritzt das Blut gleich literweise; mich lässt das alles vollkommen kalt und ich wähne mich in einem Computerspiel. Aus der Geschichte hätte man eine wundervoll mystische Angelegenheit machen können; eine Verschwörung, die darauf abzielt, das muntere urbane Treiben ungestört zu ermöglichen, indem sie zahlreiche Opfer billigend in Kauf nimmt und den Mantel des Schweigens bereits über Jahrhunderte hinweg darüber hüllt – bis ihr jemand auf die Spur kommt, der nicht bereit ist, das so hinzunehmen und fast wahnhaft von seiner Neugierde getrieben wird. Gelungen ist so etwas Ähnliches z.B. fabulös bei „Stephen Kings Es“. Stattdessen hält sich „Midnight Meat Train“ in seiner künstlichen Optik mit unnötigen, störenden Nebenhandlungen auf, die weder die Dramaturgie noch den Logikgehalt voranbringen, sondern lediglich verwirrte Zuschauer hinterlassen. So pendelt die Handlung zwischen CGI-Splatter und Nebensächlichkeiten und schon bald ist der mitdenkende Zuschauer in der Lage, das Ende und sogar die Schlusspointe vorherzusehen, hofft aber, eine – so schwer das bei Barker-Verfilmungen auch sein mag – halbwegs logische Erklärung durch weitere Hintergrundinformationen oder wenigstens ein paar interessante Details zu erfahren. Leider bleibt all dies größtenteils aus, so dass die Geschichte, die in Printform vermutlich funktioniert, halbgar und fast schon doof erscheint. Bleibt noch die Hoffnung auf ein packendes Finale, das aber zu Gunsten einer menschlichen Schlägerei aufgegeben wird, denn die Kreaturen, die zu Gesicht zu bekommen man die gesamte Zeit drauf hingefiebert hat, machen sich sehr rar.

Dadurch hinterlässt „Midnight Meat Train“ einen recht zwiespältigen Eindruck. Die Erwartungshaltung des Zuschauers wird kaum erfüllt, es wird ihm aber auch kein adäquater Ausgleich angeboten. Stattdessen wurde viel Potential verschenkt. Für seine Kurzweiligkeit (immerhin wird man bei der Stange gehalten, wenn auch letztendlich enttäuscht), den schweigsamen Vinnie Jones, den Mut zur (leider CGI-)Härte und manch interessante Kameraarbeit zücke ich dann doch noch wohlwollende 6/10. Wenn so aber ein sehr guter moderner Horrorfilm aussehen soll, bin ich mit meinen 30 Lenze wohl endgültig raus und sollte mir überlegen, zukünftig gänzlich die Finger von Neuerscheinungen zu lassen...

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