Review

Schade, dass Nu Image seine Production Values für „Top of the World“ so verschwendete, denn daraus hätte unter der einmal mehr einwandfreien Inszenierung von Sidney J. Furie („Hollow Point“, „The Rage“), ohnehin einer der besten seiner Zunft, noch einmal ein Vorzeigestreifen des Studios werden können.
Bekannte Gesichter wie Peter Weller („Robocop“, „Screamers“), Dennis Hopper („Easy Rider“, „Waterworld“), Tia Carrere („Showdown in Little Tokyo“, „Hollow Point“), Joe Pantoliano („Bad Boys”, „The Matrix), Martin Kove („The Karate Kid”, „Steel Justice”), Cary-Hiroyuki Tagawa („Showdown in Little Tokyo”, „Mortal Kombat”) und Ed Lauter („The Longest Yard“) findet man wahrlich nicht oft bei Nu Image und dann auch noch in der Anzahl.

Die glitzernde Kulisse Las Vegas macht zudem optisch ordentlich etwas her. Umso enttäuschender, was angesichts des schwachen Drehbuchs dabei herauskam. Denn mit dem Potential weiß es wenig anzufangen.

Knappe 90 Minuten dreht sich hier alles um einen Casino-Überfall, in den der frisch aus dem Knast entlassene Ray Mercer (Weller) unfreiwillig verwickelt wird, als er, obwohl auf Bewährung, kurz an einem Automaten abhängt, während er auf seine scheidungswillige Frau Rebecca (Carrere) wartet und ausgerechnet den Jackpot knackt.
Nun ist die ausgerechnet inzwischen mit dem Casino-Verwalter Charles Atlas (Hopper) zusammen, was Ray wenig passt. Während dessen geschieht noch ein aus Schuldentilgungsgründen fingierter Selbstmord und Verbrecher führen heimlich in den Katakomben ihren Raubzug durch. Plötzlich geht der Alarm los, die Kacke ist am Dampfen, eine Polizei-Spezialeinheit trifft auch ein um alles abzuriegeln und Ray wird trotz heftiger Proteste seiner Nochfrau für einen Mittäter gehalten.

Es sind hier also allerhand Parteien involviert, zu denen später noch ein Mafia-Obermacker mit Namen Der Metzger stößt, und das ist ein gewaltiges Problem, weil „Top of the World“ ständig von Schauplatz zu Schauplatz springt, ohne dass auch nur einer davon so richtig interessant ist. Das liegt zum einen daran, dass der Versuch des Drehbuchs mit einem humorigen Grundton den Zuschauer zu begeistern ganz falsch liegt und zum anderen daran, dass die Geschichte nicht in Fahrt kommt und der mögliche Ausgang überhaupt keine Interesse erfährt.

Furie müht sich stets nach Kräften mit dem offensichtlich verhältnismäßig hohen Budget und dem lahmen Drehbuch möglichst viele Schauwerte zu garantieren und liefert dabei auch wieder eine seiner spektakulären Autoverfolgungsjagden inklusive sich überschlagender, durch die Luft fliegender, brennender Autos ab, die gleich so gut war, dass Nu Image sie Jahre später noch einmal für „Today You Die“ recycelte. (Bleibt nur die Frage, ob Furie die wirklich selbst inszeniert hat, oder ob Spiro Razatos das gleich selbst übernahm).
Dazu gibt es eine Amokfahrt mit einem Sportwagen quer durchs Casino, das Furie ohnehin kontinuierlich zerlegt, und viele hübsche Schießereien, die ab und an blutige Shootouts bereit halten und von gut bis mittelmäßig reichen.
Wenn das Drehbuch also Action auf den Plan ruft, ist Furie zur Stelle und tobt sich aus, nur hätte es öfter passieren dürfen.

Während die durchweg ordentlich aufspielende Riege, auch wenn sie in ihren kleinen Rollen teilweise total verschenkt wird, in so einem B-Movie natürlich für Verzückung sorgt, langweilt der Rest. Die Story hält keine Überraschungen bereit und stets ist es die Optik von Las Vegas, die besser unterhält als die eigentliche Handlung. Die Darsteller werden eigentlich total verschenkt und haben wenig zu tun in den langweiligen Dialogpassagen, wobei Peter Weller sich noch am besten aus der Affäre zieht.
Irgendwo tummeln sich im Gebäude alle herum, die Räuber haben keinen Plan von nichts, werden aber nicht ertappt, die Spezialeinheit hat auch kaum etwas zu tun und Hopper bibbert nur vor sich hin.
Da ist man über das wiederum recht spektakuläre Ende am Staudamm wieder froh, auch wenn es schnell vorbei ist. Denn handwerklich, dass will ich noch einmal betonen, ist Furie wirklich nichts vorzuwerfen.


Fazit:
„Top of the World“ ist ein Nu Image – Vehikel der verschenkten Möglichkeiten, denn mit einem vernünftigen Drehbuch, das inhaltlich nicht ständig in den Leerlauf schaltet und eine reißerische, strukturierte Handlung vorzuweisen gehabt hätte, wäre mehr drin gewesen. So bleibt ein gut gespielter und kompetent inszenierter B-Actioner mit einer tollen Verfolgungsjagd, regelmäßigem Geballer im zerstörten Casino, dessen Drehbuch sein Potential vernichtete. Echt schade...

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