Review

Sylvester Stallone in Dick und in Gut

Nach all den harten Actionfilmen war es für Sylvester Stallone wichtig, sich ernsteren Rollen zuzuwenden. Mögen auch manche seiner Anhänger die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben, als er sagte, er wolle jetzt ernsthaft schauspielern, der Mann hat seinen Weg gemacht. Angesichts der Crew dieses Films war man mit der Erwartung ins Kino gegangen, Stallone werde von Liotta, Keitel oder De Niro an die Wand gespielt, doch weit, weit gefehlt. Um einige Kilos schwerer, mit dem Gesichtsausdruck eines gutmütigen Bären zeigt Stallone seinen Kritikern, was eine Harke ist – und braucht sich wahrlich nicht zu verstecken. Zur rechten Zeit das Richtige getan, davon können Leute wie Steven Seagal wirklich etwas lernen. Irgendwann ist man nämlich zu alt für Prügeleien...

Und so sehen wir Stallone als Kleinstadtsheriff Freddy Heflin, auf einem Ohr taub. Er paßt auf, daß in Garrison nichts schiefgeht, einer kleinen Stadt genau auf der anderen Seite des New York River. Das schmucke kleine Städtchen wird vorwiegend von Polizisten bewohnt, daher auch der Spitzname „Cop Land“. Doch hinter der Fassade ist nicht alles Gold, denn die meisten Cops stehen auf den Schmiergeldlisten der großen New Yorker Mafiosi. Als nun während eines vorgeblichen Selbstmords einer dieser Cops die Abteilung Internal Affairs Heflin um Hilfe bittet, ist dieser zum ersten Mal in seiner langen Amtszeit in Schwierigkeiten, weiß er doch genau, daß seine Nachbarn Dreck am Stecken haben. Es dauert zwar lange, aber schließlich kann Freddy nicht mehr wegsehen und verschafft dem Gesetz in seiner kleinen Stadt Geltung.

Mutig, mutig...nicht nur, daß sich Stallone einige Pfunde angefressen hat, nein, man hat dem Autor des Drehbuchs auch gleich den Regiestuhl anvertraut. Das erinnert doch sehr an den Beginn von Stallones Karriere...aber manchmal lohnt sich ein Wagnis. Die Story ist intelligent, es gibt keine sinnlosen Kniffe und Wendungen, aber die Geschichten rund um bestechliche Cops und ihr sauberes Städtchen erinnern an einen modernen Western. Dazu paßt auch das dramatische Finale, beinahe wie in „12 Uhr mittags“, nur mit einem wirklich cleveren Einsatz von Soundeffekten. Der Zuseher bekommt nämlich genau mit, wie der halbtaube Sheriff sein gesamtes Hörvermögen verliert und wird mit einem fiesen Summton gequält. Ein genialer Kniff, den man in dieser Form noch nicht gesehen hat. Sicher, ein Actionfilm ist das nun nicht, sondern ein perfekt gespielter Copthriller, der auch die eine oder andere Länge hat. Doch es lohnt sich, den neuen Stallone anzusehen, der wunderbar mit der restlichen Darstellerriege harmoniert. Soviel Starpower auf einem Haufen...8/10.

Details
Ähnliche Filme