Es fällt mir wirklich schwer, ein Review zu dieser strapazierenden, ermüdenden, knallbunten Orgie an Leder, dummen Sprüchen und Nippel zu schreiben, ohne dabei den Verstand zu verlieren. In einem schlecht überlegten Anflug von Stärke habe ich mir sowohl "Batman Forever" als auch diesen "Film" nacheinander (ohne Pause!) angeschaut und hatte ehrlich Kopfschmerzen danach. Ich weiß nicht, wem ich das verdanken soll. Joel Schumacher, der aus dem düsteren Rächer Gothams einen Sprücheklopfer gemacht hat? Drehbuchautor Akiva Goldsman, der die "coolen" Dialoge verzapft hat? Oder doch dem Kameramann Stephen Goldblatt, der uns die dynamische Aufnahme mehrerer Ärsche und Nippel geschenkt hat?
Die Messlatte war nach "Batman Returns" hoch angesiedelt, sank dann mit "Batman Forever" so mindestens um die Hälfte und wurde dann auch noch mal unterboten vom vierten Ableger, dem Ende einer Batmanreihe, die gut anfing und dann plötzlich geisteskrank wurde. Eigentlich haben wir es uns selbst zu verschulden, den es waren nicht zuletzt die Massen an Zuschauer, die "Forever" doch glatt zu einem Kinohit machten und eine Fortsetzung praktisch erzwangen. Leider behielt dann der unkomische Herr Schumacher den Regiestuhl, Tim Burton wurde völlig aus dem Team geworfen und George Clooney durfte ins Kostümchen hüpfen, zusammen mit Robin... und Batgirl.
Nach der völlig hanebüchen Story aus dem Vorgänger (3D-Erkennung am Fernseher, das Wissen anderer Leute klauen, ach irgendso ein Unsinn), stolpert nun der humorige Mr. Freeze in die Geschichte und hat den Plan, ganz Gotham, und dann die WELT einzufrieren. Batman sieht das nicht so gerne und gemeinsam mit dem pupertierenden Robin wird die erste Viertelstunde (wie bereits beim Vorgänger) zu einer actionlastigen Vorschau auf die restlichen hundert Minuten. Batman quatscht zu viel ("Hallo Freezi, ich bin Batman"), besagter "Freezi" haut einen Kalauer nach dem anderen raus ("Schön, dass du reingeschneit kommst") und Robin... ist einfach nur da. Da wird mit einem begehrten Juwel Eishockey gespielt, Batman und Robin haben rein zufällig Schlittschuhe in ihren Stiefeln eingebaut, und nachher kommt es zu einer unglaublich lächerlichen Luftfahrt auf improvisierten Snowboards.
Derweil wird Poison Ivy alias Uma Thurman eingeführt, überraschenderweise genau so wie der Riddler aus "Forever". Da zwei Bösewichter nicht reichen wird auch noch Bane reingerührt, der vom gerissenen Feind in den Comics zum grunzenden Wandschrank degradiert wurde. Ivys Verwandlung gehört zu den lächerlichsten "Geburten" eines Schurken, sie wird einfach geschubst und mit Labormaterial beworfen und kommt dann wenig später so ganz spontan aus dem grünen Boden geflogen (?). Wie es dann natürlich wieder kommen muss verbünden sich Ivy und der Schneemann, um Batman... und Robin... zu vernichten.
Es gibt jetzt eigentlich nicht viel zu sagen, was nicht jeder schon wüsste. George Clooney ist als Batman/Bruce Wayne eine wunderbare Fehlbesetzung, während Chris O'Donnell seiner Rolle als Robin zumindest treu bleibt und weiterhin die "Ich will nicht machen was Batman sagt!"-Schiene weiter fährt. Seine Wutausbrüche und unbegründeten Launenschwankungen führen zu einer absoluten Nervigkeit, und man fragt sich wieder, was die Macher bewogen hat, diese Ausgeburt an jugendlichem Schwachsinn in die neueren Filme zu integrieren. Der Todesschlag wie zu erwarten war Batgirl, die arrogant und selbstverliebt von Alicia Silverstone runtergespielt wird und wirklich nix... gar nix.... absolut nix (!) zur Handlung beiträgt, sondern einfach nur dasteht und helfen will, obgleich sie selbst immer in Schwierigkeiten kommt.
Arnold Schwarzenegger ist der einzige, dem ich zumindest ein bisschen Sympathie beisteuern kann. Sein Mr. Freeze sieht ordentlich aus und ist die einzige Person, die einen Hauch Tiefe bekommen hat, ist aber gleichzeitig Opfer des dämlichen Drehbuchs geworden. Neben den schon gefürchteten Witzen ("Coole Party!", "Da bin ich eiskalt"), kämpft sich Schwarzenegger durch seine Rolle, die hier, mal da erstaunlich dramatisch angehaucht ist, nur um ihn im nächsten Moment mit Plüschhausschuhen bekleidet die Untergebenen ein Weihnachtslied singen zu lassen. Das ist keine Dramaturgie, das ist auch keine Art, wie in Comics umgegangen wird, das ist einfach nur simple Idiotie.
Uma Thurman's Rolle ist dann ähnlich angelegt wie die von Batgirl Silverstone. Nett aussehend, in möglichst engen Klamotten, hätte der Film auch locker ohne sie funktioniert und wäre gleichzeitig vielleicht sogar besser gewesen. Da Poison Ivy auch eine der wenigen Schurken Batmans ist, die über sowas wie Superkräfte verfügt, wird das hier auch dementsprechend auf die Spitze getrieben mit Staub, der Männer geil macht, und giftigen Lippen. Robins Balzversuche gehören zu den lächerlichsten Szenen der Batmangeschichte, ach was sag ich, der ganzen Filmgeschichte! Seine eifersüchtigen Dialoge mit Batman ("Du kannst es nicht ertragen dass sie mich küssen will und dich nicht!") rollen wahrscheinlich jedem Batman-Fan die Fußnägel zur Decke. Batman versucht sich dann als Freundfigur aufzubauen, soll heißen das Charakterzeichnung begonnen, aber schlampig zu ende gebracht wird.
Das einzige, wirklich einzige, das ich "Batman & Robin" zu gute halten muss ist, dass die Superschurken Freeze und Ivy nicht halb so nervig sind wie Riddler Carrey und Two-Face Jones aus dem Vorgänger. Das war's dann aber auch. Die Geschichten ist zum frösteln (jetzt fang ich auch schon damit an!), die Darsteller bis auf ganz wenige Ausnahmen schlecht und das Drehbuch lächerlich. Michael Gough wird als Alfred noch mehr zum trockenen Komiker verwandelt (und er bekommt einen letztlich eher sinnfreien Subplot geschenkt), und Pat Hingle darf erneut die völlig undankbare Rolle des Commissioner Gordon übernehmen (Er regt sich über Batman auf, weil der die Schurken hat entkommen lassen, aber die Polizei hat man in keiner Szene gesehen...). Die bunte Neon-Inzenierung hat einen neuen Höhepunkt gefunden, die Action ist ehrlich gesagt zum kotzen langweilig (oder wer hat bei dem komischen Motorradrennen irgendwie mitgefiebert?) und sogar die Musik von Goldenthal zerrt an den Nerven. Ich hol mir jetzt ein Eis...
3/10