Verrissen, verrufen und beschimpft: „Batman & Robin“ hat auch heute noch keinen leichten Stand. Der schon in „Batman Forever“ in die Franchise eindringende Stilbruch wird hier exzessiv fortgesetzt. Lauter, bunter, knalliger, einfach mehr für die Sinne sollte der Film bieten, Fantasykino mit einer kurzen Halbwertszeit, an dem sich das Publikum satt sehen sollte, so die Vorgabe der Produzenten. Regisseur Joel Schumacher („Tigerland“, „Bad Company“) folgte dem Befehl, lieferte und fuhr damit nicht nur seine Karriere fast ins Aus, sondern begrub nebenher auch noch die Batman-Franchise für ganze acht Jahre, bis sich Christopher Nolan („Memento“, „Insomnia“) wieder auf alte Tugenden besann.
In der Tat hat „Batman & Robin“, wie im übrigen auch „Batman Forever“, kaum noch etwas mit Tim Burtons Vorgängern gemeinsam. Nicht kleckern, sondern klotzen heißt die Maxime und so verschleudert Schumacher hier ein stattliches Budget. Was dem Film dabei verloren ging, ist seine Seele.
Vor allem der visuelle Stil macht dem vierten Abenteuer schwer zu schaffen. Völlig überfrachtet mit grellen Neonfarben, Schwarzlichtspielereien und auch Gotham City in ein seltsam anmutendes, futuristisches Gomorra verwandelnd, findet man als Zuschauer kaum Zugang zu diesem kunterbunten Treiben, dem inzwischen jeglicher Bezug zur Realität abhanden gekommen ist und nun eine stattliche Riege von bizarren Mutanten und Supermännern loslässt.
Die Figuren selbst kommen da grundsätzlich zu kurz. Bruce Wayne (George Clooney, „From Dusk Till Dawn“, „Three Kings“) alias Batman ist nur noch ein smarter Millionär ohne weitere persönliche Probleme, seine Scheu vor sozialen Kontakten wird auf ein Minimum reduziert, das noch nicht vorhandene Vertrauen zwischen ihm und Dick Grayson alias Robin (Chris O’Donnell, „The Three Musketeers“, „Vertical Limit“) ist nur ein Thema in den wenigen, oberflächlichen Gesprächen. Weitaus schlimmer hat es da nur Barbara Wilson alias Batgirl (Alicia Silverstone, „Clueless“, „Scooby Doo 2: Monsters Unleashed“) erwischt, denn die hätte man, so minimal wie ihre Aufgaben sind, auch aus dem Skript streichen können.
Der beste Superheld ist bekanntlich nur so gut wie sein Gegenpart und der ist in diesem Fall Mr. Freeze, der von niemand anderem als Action-Ikone Arnold Schwarzenegger, der bekanntlich seinerzeit immer wieder nach neuen Rollen suchte und hier ganz protzig, noch vor Batman-Darsteller George Clooney, die Opening Credits einleitet, dargestellt wird. Arni stellt auch einen der wenigen Gründe dar, „Batman & Robin“ zu konsumieren. Nicht ganz ohne Spaß an seiner tragischen Fieslingrolle hat er grundsätzlich ein paar frostige Oneliner auf Lager, wird jedoch in ein arg peinliches Kostüm gequetscht, dass zu sehr nach einem gewissen Jäger in „The Running Man“ aussieht.
„Batman & Robin“ war seinerzeit mit 125 Millionen Dollar höllisch teuer. Am amerikanischen Boxoffice reicht es noch, um die 100 Millionen Grenze zu durchbrechen, damit blieb man jedoch auch schon weit hinter dem Vorgänger zurück. Und obwohl die Abzüge bezüglich der Gehälter enorm gewesen sein dürfte, präsentiert Joel Schumacher ein nahezu ruheloses Actionspektakel. Ohne Frage, ihm fehlt der Charme, aber über Durchhänger kann man sich nicht beschweren.
Leider sind diese Einlagen, wie nicht anders zu erwarten war, völlig over the top und von normalen Menschen, die Batman und Robin ja eigentlich sind, beziehungsweise mal waren, nie zu bewerkstelligen sind. Da wird durch die Luft gesurft, mit den Batfahrzeugen unmögliche Stunts fabriziert und in wirklich jeder noch so ausweglosen Situation ein Batanker nebst Seilwinde (so ungefähr 3000...) aus dem Gürtel oder aus dem Arm gefeuert. Mei wie einfallsreich...
George Clooney tritt in die Fußstapfen von Val Kilmer („The Saint“, „Mindhunters“) und das problemlos, weil schon Kilmers Darbietung unterirdisch war. Man muss Clooney in seiner ersten Hollywood-Blockbuster-Rolle jedoch auch zugute halten, dass er auch kaum gefordert wird, einen tragischen Charakter, wie Michael Keaton ihn unter Tim Burton einst so brillant verkörperte, darzustellen. Der hier anzutreffende Batman hat stets einen lustigen Spruch parat, ist Herr jeder Lage und kennt grundsätzlich Auswege und Lösungen. Von der damaligen Figur ist also nicht mehr viel übrig geblieben.
Während die Franchise-Veteranen Pat Hingle (Commissioner Gordon) und der hier etwas mehr Screentime bekommende Michael Gough (Alfred Pennyworth) ein Mauerblümchendasein fristen und vor allem im Fall von Gordon nur abgeharkt werden müssen, weil sie eben dazu gehören, offenbaren sich bezüglich dem unsympathischen Chris O’Donnell offensichtliche Defizite. Auch die abseits von Quentin Tarantino so oft bestrafte Uma Thurman („Gattaca“, „Kill Bill“) muss als psychopathische Venus sich der Lächerlichkeit Preis geben.
Die ersten Minuten macht „Batman & Robin“, sofern man denn mit der richtigen Erwartungshaltung an dem Film geht, auch tatsächlich noch einigermaßen Spaß. Vor allem Arnis erster Auftritt ist ein Knüller. Doch dann stellt sich schnell die Sättigung ein, denn man wird von der Optik einfach geblendet und erschlagen, sitzt reichlich distanziert vor dem Geschehen und harrt der Dinge die da kommen. Viel ist das nicht, aber es ist eben bunt, grell, teuer und überladen. Ziel damit erreicht, nur war es das richtige? Der Austausch von omnipräsenter Dunkelheit, gemixt mit Pessimismus und Atmosphäre gegen Oberflächlichkeit, Humor, spektakulären Effektorgien, blödsinnigen Gimmicks (Bat-Kreditkarte, etc.) und massivem Einsatz von Neonfarben war das falsche Rezept!
Fazit:
Infantiler Fantasy-GAU ohne Charme und weiteren Nährwert. Mit „Batman & Robin“ ruinierte Joel Schumacher die Reihe fürs Erste endgültig, so dass weitere Abenteuer lange Zeit auf Eis gelegt wurden. Zurecht, denn so sehr man sich auch bemüht diesem Desaster etwas abzugewinnen, außer Arni bleibt da nicht viel über. Der Stilbruch wies in die falsche Richtung, aber das merkte man halt etwas zu spät.