Nachdem sich das Actiongenre um Schwarzenegger und Stallone und ihre Darstellung des unkaputtbaren, muskelbepackten Machohelden Ende der 80er tot gelaufen hatte, kreierte man eine neue Art von Actionheld, der eher einem Antiheld gleicht. Schon bereits 1987 ging Produzent Joel Silver zusammen mit Richard Donner andere Wege und brachten gemeinsam „Lethal Weapon“ heraus. Da dieser schon einen gewaltigen Erfolg darstellte und John McTiernan mit „Predator“ einen richtigen SciFi-Actionkracher landete führte er 1988 (1 Jahr später) bei „Stirb Langsam“ (Orig. „Die Hard“) Regie. Die Hauptrolle spielte der damals noch ziemlich unbekannte Bruce Willis und avancierte über Nacht zum Star. Der Film hatte ein Budget von 28 Mio. $ und spielte weltweit 138 Mio. $ ein. Lange Zeit gab es bisher zwei Fortsetzungen, doch man entschied sich noch einen weiteren „Stirb Langsam“-Film zu drehen. Der vierte läuft dieses Jahr im Kino an.
Der New Yorker Cop John McClane (Bruce Willis) nimmt die nächste Maschine und begibt sich auf dem Weg zu seiner Frau Holly McClane/Gennaro (Bonnie Bedelia) nach L.A. um mit seiner Familie Weihnachten zu feiern. Während der dortigen Weihnachtsfeier bricht im Nakatomi Gebäude ein Chaos aus, als es von schwerbewaffneten Terroristen unter der Führung von Hans „Jack“ Gruber (Alan Rickman) besetzt wird. Deren Ziel ist es den Tresor zu knacken, um in den Besitz von 640 Mio. $ zu kommen. Dabei wird das gesamte Firmenpersonal bis auf John McClane als Geisel genommen, der als einzigster entkommen kann. Ganz alleine auf sich gestellt nimmt er den Kampf gegen die Terroristen auf und kämpft dabei nicht nur um das Überleben der Geiseln sondern auch um sein eigenes ...
Der Plot ist zwar sehr simpel, zumindest wirkt es so auf den ersten Blick, wurde aber hervorragend umgesetzt. Denn am Anfang weiß man nicht so recht worauf es die Terroristen abgesehen haben und auch nachdem man erfährt das es sich hier um einen Bankraub handelt, präsentiert der Film noch einige tolle Einfälle.
Dabei haben sich Jeb Stuart und Steven E. de Souza einiges beim Drehbuchschreiben einfallen lassen was genial von Regisseur John McTiernan umgesetzt wurde.
Schon der Beginn ist professionell und äußerst stimmig. Man sieht den Durchschnittstypen John McClane im Flugzeug und wie er mit seiner Flugangst zu kämpfen hat. Danach werden erst einmal die Figuren vorgestellt und McClane trifft hier auf seine Frau Holly. Da beide unterschiedliche Berufe haben sind sie gezwungen in weit von einander entfernten Großstädten ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dadurch leidet ihre gemeinsame Ehe und private Probleme häufen sich, wodurch es immer wieder zu Streitereien zwischen beiden kommt.
Durch diese Darstellung seines Charakters wirkt John McClane menschlicher und ist nicht fehlerlos wie etwa andere Actionhelden aus der damaligen Zeit.
Nach dieser kurzen Einführung in die Geschichte bricht das Chaos los, als die Terroristen das Gebäude stürmen und in ihre Gewalt bringen.
Dabei kann John McClane als einzigster entkommen und verschanzt sich in den oberen Stockwerken. Glücklicherweise hat er seine Dienstwaffe (9mm Beretta) noch abgreifen können mit der er sich anschließend zur Wehr setzt. Nur für Schuhe hat er nicht vorgesorgt, weil er zuvor ein paar Entspannungsübungen absolviert hat, die er von einem Flugpassagier mit auf den Weg bekommen hat. Also läuft er barfuß und lediglich mit einer Hose und einem weißen Unterhemd herum und versucht Hilfe zu holen.
Da dies nicht sofort funktioniert und es mehrere Versuche seitens von ihm braucht schauen die Terroristen natürlich nicht tatenlos zu und wollen ihn bei Seite schaffen.
So legt er sich mit der gesamten Terroristengruppe an und schaltet nach und nach einem nach dem anderen aus. Dabei ist es witzig anzusehen wie McClane´s weißes Unterhemd immer mehr mit Blutspritzern in Berührung kommt und dabei immer schmutziger wird. Irgendwann ab etwa der Mitte des Films läuft er nur noch mit einem braun-verdreckten-zerrissenen Unterhemd herum. Auch nimmt er von den getöteten Gangstern alles in seinen Besitz was ihm einen Vorteil verschafft und er am Ende noch gebrauchen kann. Von Maschinenpistolen, Magazinen, Feuerzeugen, Walkie-Talkies bis hin zum Sprengstoff benutzt er alles erdenkliche um die Terroristen auszuschalten und die Geiseln zu retten. Die Terroristen sind schon ein bunter Haufen und fast jeder hat ein wenig Screentime um seinen abgefahrenen Charakter darzustellen. Diese setzen ihm auch ganz schön zu und verfolgen ihn bis aufs Blut, wobei McClane immer mehr Verletzungen davon trägt aber einfach nicht unterzukriegen ist. Dabei hetzt McClane zwischen den Stockwerken hin und her, verkriecht sich in Luftschächten oder Fahrstühlen und liefert sich wilde Feuergefechte auf dem Dach des Nakatomi Gebäudes. Das er barfuß unterwegs ist wird ihm zum Verhängnis, weil Jack dadurch anordnet auf die Fenster zu schießen um McClane das Leben so noch zu erschweren.
Die meiste Zeit hört er aber den Funkkontakt ab und hat das Walkie-Talkie griffbereit um sich Gespräche mit dem Terroristenanführer Hans „Jack“ Gruber (Alan Rickman) zu liefern, um so herauszufinden was hier überhaupt gespielt wird. Dabei liefern sich beide tolle Wortgefechte mit viel Ironie und McClane kloppt mäßig Sprüche. Dabei hetzt Gruber ihm immer wieder seine Gefolgsleute auf den Hals. Somit versuchen die Terroristen während des gesamten Films McClane auszuschalten und werden stattdessen von ihm ins Jenseits befördert. Da er aber seine Chancen sehr schlecht stehen und der alleinige Kampf für ihn aussichtslos erscheint versucht er Hilfe bei der Polizei anzufordern. Doch leider misslingen seine ersten Versuche und er greift später zu etwas drastischeren Maßnahmen, woraufhin bald die komplette L.A.P.D. sich vor dem Nakatomi Gebäude positioniert und sogar am Ende noch das F.B.I. auf den Plan gerufen wird.
Doch auch diesen Zug hat Jack Gruber vorausgesehen und kalkuliert um im richtigen Moment das letzte Hindernis des Firmentresors zu knacken und die Beute einzuheimsen.
Die Actionszenen sind erstklassig in Szene gesetzt und auch wenn sie nicht die ganze Zeit über im Film auftauchen, ist man mit dem Gebotenen mehr als glücklich. Denn wenn John McTiernan uns mal eine Actionszene präsentiert dann ist man als Zuschauer einfach nur noch begeistert. Die Action umfasst von wilden und ausufernden blutigen Shootouts auch eine Menge von Explosionen und spektakulären Stunts und harten Fights. Bei den Schießereien geht ordentlich die Post ab, und es werden zahlreiche Magazine leer geballert. Die Fights bestehen aus harten Auseinandersetzungen in denen es darum geht seinen Gegner zu töten, und das egal auf welche Weise. Bei den Explosionen kommen auch C4 Sprengsätze zum Einsatz und es werden teilweise kleinere Stockwerke, sowie auch Fahrstuhlschächte, Hubschrauber und das Dach in die Luft gesprengt. Auch ein Polizeipanzerwagen wird durch den Einsatz eines Raketenwerfers in Schutt und Asche gelegt. Dabei fliegt das Glas einem nur so um die Ohren und am Ende muss das Nakatomi Plaza komplett neu renoviert werden.
Bruce Willis spielt hier die Rolle seines Lebens und ist als John McClane einfach eine coole Drecksau. Von ihm alleine lebt der Film und seine Sprüche sind sowieso schon Kult und legendär. Alleine seine Ausstrahlung und Coolness ist während des gesamten Films über präsent und er gibt hier einfach alles. Es gibt wohl kaum jemanden anderen, der so cool mit seiner 9mm Beretta herumhantiert und dabei fast immer das gesamte Magazin leerschießt wie er. Der einzigste der mir da spontan einfällt ist Mel Gibson, als Martin Riggs in den „Lethal Weapon“-Filmen. Die Idealrolle für Willis und nur durch ihn wurde der Film zum absoluten Highlight.
Der Prototypen des intelligenten Bösewichts hat wohl Alan Rickman als Hans „Jack“ Gruber geschaffen. Er ist wild entschlossen sein Ziel zu erreichen und hat alles hervorragend durchdacht, nur nicht mit John McClane gerechnet. Sein Schauspiel ist perfekt und somit ist er ein erstklassiger Kontrast zu Bruce Willis.
Wie schon bereits erwähnt besteht die Terroristengruppe aus einem bunten Haufen und jeder erhält seine Momente wo er seinen Charakter etwas Tiefe verleihen kann und glänzen kann. Kaum zu glauben das man so etwas so gut umsetzen konnte.
Bonnie Bedelia liefert als McClane´s Frau Holly McClane/Gennaro eine zufriedenstellende Leistung ab und überzeugt auch in ihren Momenten, während Reginald VelJohnson als Cop Sgt. Al Powell auch einige Sprüche zum besten geben darf. Es gibt hier keinen der negativ auffällt.
Jan de Bont liefert als Kameramann die perfekten Bilder und Michael Kamen ´s Score klingt einfach großartig. Übrigens ist der Song „Let it Snow“ kurz vorm Abspann einfach großartig und passt perfekt in das Geschehen hinein.
Mit „Stirb Langsam“ hat Regisseur John McTiernan Actiongeschichte geschrieben und einen der wohl besten Actionthriller abgeliefert.
Es gibt spektakuläre Action, gepaart mit tollen Schauspielerleistungen, einem tollen Score, sehr guter Spannung und einigen nie vergessen Sprüchen. Wie oft ich diesen Film seit meiner Kindheit gesehen habe, kann ich schon gar nicht mehr zählen.
„Stirb Langsam“ hat selbst fast 20 Jahre später, im Jahre 2007 nichts von seiner damaligen Faszination eingebüßt.
Oder wie McClane es treffend formulieren würde:
„Yippiyayee Schweinebacke!“ (Orig. „Yippee-ki-yay, motherfucker!“)