Alice und Luc sind ein etwas seltsames Pärchen. Sie eher extrovertiert, er sehr schüchtern. Eines Tages erzählt sie ihm, dass sie von mehreren Jungs vergewaltigt worden sei. Da sie den Drahtzieher der Aktion kennt, beschließt sie dessen Tod und bequatscht ihren gutmütigen Freund dann so lange, bis er ihr bei der Durchführung des Plans hilft. Danach fliehen die beiden nach einem kurz eingeschobenen Juwelenraub in den Wald, um die Leiche zu entsorgen. Doch dabei bleiben sie nicht unbeobachtet. Als sie sich verlaufen und eine nahe gelegene Hütte entdecken, erwartet die beiden ein äußerst unangenehmer menschlicher Waldbewohner, der beide gefangen nimmt und Luc unter anderem sexuell missbraucht.
Francois Ozon, welch ein Name. In nahezu jeglicher Fachpresse wird der Mann als bester Regisseur des Heimatlandes von Baguette und Croissant gefeiert. Bislang konnte ich da nicht zustimmen und meine Meinung ändert sich mit „Criminal Lovers" erst recht nicht.
Was steht da unter anderem alles auf der Rückseite des Covers?
„Natural Born Killers auf Französisch!",
„Der zweite Film von Ozon endlich unzensiert auch in Deutschland" und
„Ozon wandelt meisterhaft auf der Klaviatur des erotischen Thrillers"
ist dort zu lesen. Da muss ich mich wirklich fragen, ob man sich von Seiten der Firma diese unpassenden Sprüche ausgedacht hat oder ob die Leute, die das verzapft haben, alle gemeinsam unter einem Hirnschaden leiden.
In NBK ist das Pärchen hochgradig kriminell, mediengeil und gemeingefährlich und mordet sich durch ganz Amerika, hier sind die beiden total unbeholfen und begehen EINEN einzigen Mord.
„Endlich unzensiert"? Da muss ich echt mal überlegen, was man hier zensieren sollte? Den Mord sieht man kaum, der sexuelle Missbrauch des merkwürdigen Waldheinis an Luc wird auch nur angedeutet und auch sonst erkenne ich hier fast nichts, was auch nur eine FSK 18 Freigabe nötig macht.
„Die Klaviatur des erotischen Thrillers", um Himmels Willen, also Erotik wird gezeigt, reichlich sogar, doch wo ist hier bitte auch nur eine Spur von Thrill?
Abgesehen davon, dass die Geschichte vollkommen blödsinnig und abstrus zusammengeschustert wurde, kommt hier nicht eine einzige Minute Spannung auf. Warum die beiden nicht aus der Bude des komischen Kauzes fliehen, obwohl sie mehrmals die Gelegenheit haben, weiß auch niemand, ebenso wenig, wieso sie dann plötzlich von der Polizei geschnappt werden.
Die beiden Hauptdarsteller mühen sich redlich, doch auch sie können hier nur noch wenig ausrichten, dafür ist der ganze Film einfach zu schlecht. Zwischen den merkwürdigen Gesprächen mit dem komischen Waldschrat (der im Übrigen eine äußerst merkwürdige Kreuzung aus Catweazle, Hoggart und Räuber Hotzenplotz darstellt) bekommt man als Zuschauer dann noch mal in Rückblenden serviert, wie der Mord an dem vermeintlichen Drahtzieher der Vergewaltigung von beiden geplant und inszeniert wurde. Problem ist aber, dass dies an der Stelle niemanden auch nur noch ein bisschen interessiert, sondern einfach den Film (noch mehr) unnötig in die Länge zieht.
Fazit: „Swimming Pool" war ja wirklich ganz nett, wenn auch bei weitem nicht so gut, wie er überall wegkommt. Dieses Machwerk hier ist einfach nur langweilig, uninspiriert und weist ein dümmeres Drehbuch auf, als so mancher Seagal-Film. Und das hat nun wahrlich Aussagekraft
3 Punkte mit viel, viel gutem Willen