Zunächst vorneweg: ich habe zuerst den gleichnamigen Roman von Joseph Heller (auf den dieser Film basiert) gelesen und dann erst die filmische Umsetzung gesehen.
Mir ist absolut klar, dass man eigentlich nie eine Buchvorlage mit der Verfilmung vergleichen darf, aber dennoch möchte ich an dieser Stelle das ein oder andere Mal einen Vergleich anstrengen.
Zum Inhalt:
Der während des 2. Weltkriegs auf der Mittelmeer-Insel Pianosa stationierte Bomberschütze Captain John Yossarian erlebt die Wirrungen und Sinnlosigkeit des Krieges - was alles hier in dem wunderbaren Begriff 'Catch 22' zusammengefasst werden kann. Der Catch 22 ist ein Paradoxon, eine Regel um die der ganze Plot gestrickt ist - ein Beispiel: Yossarian ist des Krieges überdrüssig und hat Angst um sein Leben. Daher versucht er den Arzt davon zu überzeugen, geisteskrank zu sein (die einzige Möglichkeit nach Hause geschickt zu werden). Allerdings ist seine Angst vor weiteren Einsätzen und sein Versuch sich vor Einsätzen zu drücken ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er bei vollem Verstand ist. Somit kann er auch nicht nach Hause geschickt werden.
In dieser Art und Weise werden viele 'Episoden' erzählt - teilweise in Rückblenden - und die Absurdität des Krieges dargestellt.
Joseph Heller's Buchvorlage gehört meiner Meinung nach zu den wohl besten Romanen des 20. Jahrhunderts und so ist auch klar, dass die Messlatte für eine Verfilmung sehr hoch gesteckt ist. Doch leider wird der Film seinen Ansprüchen nicht gerecht: zu viele Themen/Szenen/Wirrungen werden nur kurz angeschnitten, aber nicht zu Ende gedacht, so wirkt alles eher wie Stückwerk ohne feste Bindung.
Beispiel: Im Krankenhaus entdeckt Yossarian einen völlig einbandagierten und damit vermummten Patienten. Zwei Beutel mit Flüssigkeiten sind an ihn angeschlossen: aus dem einen läuft Flüssigkeit in ihn hinein (Infusion), in den anderen Beutel fliesst Flüssigkeit aus dem Patienten heraus. Im Film wird nur eine Szene mit diesem Patienten gezeigt - der Infusionsbeutel ist leer, der andere voll; von einer Krankenschwester werden beide Beutel einfach getauscht - ein ewiger Kreislauf.
Im Buch jedoch folgt eine - meiner Meinung nach essentielle - Schlussfolgerung auf dieses Ereignis: "So we might as well just keep the money and eliminate the middle man."
Selbstverständlich ist es nur logisch, dass ein Film nur wenige Passagen aus einem Roman auch wirklich umsetzen kann, schon aufgrund der Spieldauer. Allerdings heisst das umso mehr, dass die Passagen/Episoden umso gewissenhafter umgesetzt werden müssen. In oben genanntem Beispiel fehlt aber die alles entscheidende 'Pointe', die Schlussfolgerung.
Und so ist es bei einigen Passagen des Films - daher kratzt er nur an der Oberfläche und kann daher (zumindest mich) nicht überzeugen.
Zu allem Überfluss geschieht dies auch am Ende des Filmes: es wird klar, dass sich der 'Bruchpilot' Orr, ein Freund Yossarians, nach Schweden abgesetzt hat. Hier - an der entscheidenden Stelle des Filmes - wird meiner Meinung nach nicht genügend auf die Erkenntnis eingegangen, dass Orr all seine Abstürze als Training angesehen hat und die Möglichkeit für Yossarian, dem Krieg zu entkommen, immer direkt vor seiner Nase gelegen ist (er wurde von Orr oft aufgefordert mit ihm zu fliegen, doch Yossarian lehnte stets ab).
Alles in Allem ist der Film natürlich schon Wert gesehen zu werden, allerdings sollte man sich darauf vorbereiten viele Zusammenhänge nicht zu verstehen bzw. einen eher episodenhaft angelegten Plot vorgesetzt zu bekommen. Wer die im Film gezeigten Ansätze mag, kommt aber nicht herum das Buch zu lesen.
Wertung: 6/10