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Nach einem Roman von Richard Matheson und diversen früheren Verfilmungen inszenierte Regisseur Francis Lawrence diesen Endzeit-Schocker mit Will Smith in der Hauptrolle. Die Story zeichnet sich dabei durch eine gewisse Ähnlichkeit mit modernen Zombiefilmen aus: Ein Virus verwandelt die Menschen in aggressive, das Sonnenlicht scheuende Monster. Will Smith spielt einen Wissenschaftler, der als letzter Überlebender in New York lebt und fieberhaft ein Gegenmittel sucht.

Anders als jedoch besagte Zombiefilme konzentriert sich "I am Legend" nicht auf herbe Gewalt- oder ausufernde Actionszenen, sondern rückt den Hauptprotagonisten voll und ganz in den Mittelpunkt. Und das erweist sich als beeindruckender Glücksgriff: Will Smith legt sein durch Filme wie "Men in Black" aufgebautes Sonnyboy-Image endgültig ab und überzeugt als psychisch angeschlagener Wissenschaftler, der nicht nur tagtäglich um die Rettung der Menschheit, sondern auch um seinen Verstand kämpft. In einer Reihe sehr intensiver Szenen offenbart er seine durch drei Jahre völliges Alleinsein entstandenen Neurosen und Ängste. Das gelingt ihm so überzeugend, dass es einem Gänsehaut bereiten kann und man in jeder Minute mit seiner Figur mitfiebert. Und wenn man bedenkt, dass Smith über weite Teile des Films als einziger Agierender zu sehen ist, beeindruckt das umso mehr. Dank dieser psychologisch dichten Darstellung wird selbst der Tod eines Hundes mitreißender als so manche Sterbeszene in herkömmlichen Weltuntergangsstreifen.

Neben der starken Leistung des Hauptdarstellers überzeugt der Film auch durch seine Inszenierung. Schon die Eingangsszene zeugt von großer symbolischer Tragkraft: Da antwortet eine Wissenschaftlerin auf die Frage, ob sie ein Heilmittel gegen Krebs gefunden habe: "Ja, wir haben den Krebs besiegt." Das nächste Bild zeigt eine Welt ohne Menschen. Gleich darauf sieht man Will Smith mit einem Hightech-Gewehr auf Rehe schießen. Diese Eröffnungssequenz ist von extrem zivilisationskritischer Metaphorik durchdrungen, die sich im weiteren Verlauf in Dialogen und Bildsymbolik widerspiegelt. Und auch die obligatorischen Rückblenden, die das tragische Schicksal des Hauptprotagonisten erzählen, erklären nicht einfach alles, sondern deuten vieles nur suggestiv an: die Ursache der Epidemie, ihre Ausbreitung, die Panik der Menschen. Für einen Hollywood-Blockbuster gibt es hier also erstaunlich tiefgründige Andeutungen zu entdecken.

Da stören auch einige kleine Schnittfehler - Will Smith schläft in der Badewanne ein und wacht im Bett auf - oder das recht unglaubwürdige Finale nicht mehr allzu sehr. Wirklich ärgerlich sind nur die ziemlich schlecht getricksten Monster, die derart klischeehaft daher kommen, dass sie einem die Freude über den bis dahin wunderbar originellen Film nehmen können.

Trotzdem ist "I am Legend" insgesamt ein sehr spannender, zumindest streckenweise unkonventioneller und intelligenter Film über menschlichen Größenwahn, die psychische Last des völligen Alleinseins und die Entstehung von Legenden. Und für Will Smith-Fans ist dieser Film sowieso ein absolutes Muss.

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