Review
von Leimbacher-Mario
Smith's unterschätzte One-Man-Show
Wenn Blockbuster einen auf Horror machen, fehlt mir meist immer irgendetwas. Der Biss in "World War Z" oder das letzte bisschen Spannung in "Constantine", welcher vom gleichen Regisseur wie das Will Smith Vorzeigevehikel "I Am Legend" aus 2007 ist. Gute Filme, handwerklich solide & storytechnisch akzeptabel, bombastisch hübsch in Teilen - allerdings in kaum einer Favoritenliste, geschweige denn in Klassikergefilden. Blockbuster-Horror ist also in den seltensten Fällen wirklich gruselig, immer eher Blockbuster als Horror. Klar, man will ja eine möglichst große Zielgruppe ansprechen & die hohen Kosten wieder reinholen. "I Am Legend" hat allerdings wirklich spannende Momente, selbst wenn das Gesamtpaket dann doch nicht an den genannten anderen Big Budget-Schockern vorbeizieht. Trotzdem ist er ein oft etwas übersehener Film, egal ob bei den Topics Endzeit, Smith oder Horror allgemein. Er polarisiert - ungewöhnlich für einen so puren Smith, der sonst ein Crowdpleaser aller erster Kajüte ist!
Diese zwiegespaltene Meinung, liegt sicher nicht an Smiths Performance - die ist Weltklasse, durch & durch glaubhaft, sympathisch trotz Einsamkeit & mit "Ali" & "Streben nach Glück" wohl seine beste. Der Look & insbesondere die Effekte des verlassenen Manhatten nach dem Ausbruch des Zombievirus, sind ebenfalls kaum zu bemängeln, entwickeln eine erhabene & gleichzeitig gespenstige Atmosphäre. Trotz viel CGI & wenig praktischen Effekten, funktioniert dieser wichtige Teil, die Kulisse ist phänomenal. Dagegen wirken die Animationen & Looks der Mutierten eher blass bis durchwachsen, zu künstlich & wenig überzeugend. Ihre Geräusche & schiere Masse, die Schnelligkeit & Aggression sind da schon markanter & heftiger als ihr eigentliches Äusseres. Die wenigen Actionszenen haben es in sich & durchbrechen die ansonsten erfreulich ruhige, charakterkonzentrierte Erzählung effektiv.
Fast noch einprägsamer als das verlassene NY bewohnt von superschnellen Zombies (wodurch man etwas an ein seelenloseres "28 Days/Weeks Later" erinnert wird), sind die dramatischen Situationen in die Smiths Figur gerät. Als Höhepunkt wäre da der Verlust seines Hundes zu nennen - immer wieder beeindruckend, Smiths Schauspiel plus die Szene als Ganzes. Wenn treue, tierische Begleiter in Filmen sterben, trifft mich das immer härter als bei Menschen. Dies ist einer der traurigsten Tiertode der jüngeren Filmgeschichte. Am Anfang habe ich schon das verhunzte Finale erwähnt, was mich immer wieder ausbremst in meiner Euphorie & fast den gesamten Film konterkariert. Ärgerlich, lahm, typisch Hollywood, vorhersehbar as hell. Mein größter Haken an einer sonst sauberen Vorstellung, da ist das alternative Ende auf jeder Heimkino-VÖ des Films etwas besser.
Fazit: die meiner Meinung nach beste Verfilmung des klassischen Buches, die ein viel besseres Ende verdient gehabt hätte. Will Smiths Darstellung des letzten Mann auf Erden, in der er fast alle seine Facetten erfolgreich einsetzen kann & den Zuschauer vollkommen gewinnt, ist unterschätzt & zu unrecht von manchen vorschnell gescholten worden. Kein Klassiker des Genres, aber ein Schmankerl aus der zweiten Reihe - natürlich qualitativ, nicht budgettechnisch ;)