So, nun sind knapp zwei Stunden vorüber, und im Abspann von „I am Legend“ rattern gerade die Darsteller an mir vorbei. Während ich noch überlege, von was der etwas fahle Geschmack auf der Zunge kommt, denke ich mir noch „Im Omega Mann gab es mehr Action…“.
Aber alles der Reihe nach: Der Film basiert auf einer Romanvorlage vom Herren Mathesen, einem SF-Klassiker, der vor Jahrzehnten mitten im kalten Krieg die Vision von einer Menschheit erzählt, die sich selbst durch ihre Kampfstoffe ausgelöscht hat. Ok, der Kalte Krieg ist mittlerweile vorbei, dafür muss die Forschungsindustrie bei „I am Legend“ herhalten.
Diese hat nämlich das Masern-Virus modifiziert und möchte es als biologische Task Force im menschlichen Körper einsetzen, um z. B. Krebszellen anzugreifen und zu vernichten. Man verspricht sich davon nichts geringeres als sämtliche Krebskrankheiten ein für alle Mal auszumerzen. Doch dummerweise hat dieses Serum üble Nebenwirkungen, und ist gegen sämtliche Gegengifte unempfindlich. Die geimpften Personen mutierten und verloren sämtliche menschlichen Gefühlszustände.
Was in „I am Legend“ übrig bleibt, kann man am ehesten mit den Pseudo-Zombies von „28 days later“ vergleichen. Getreu nach Ottfried Fischer, „ausser Fressen nix im Kopf“. Da augenscheinlich alle anderen Menschen ausser der Hauptperson Dr. Nevile (der nebenbei noch einer der Urheber der ganzen Seuche ist) erkrankt sind, und entweder starben oder zu Zombies mutierten, fristet er nun ein einsames Leben zwischen Wahnsinn und Trott. Einziger Gefährte ist zu anfangs noch sein Schäferhund, der ihn davor bewahrt komplett durchzudrehen. Aber jetzt genug zur Story.
Der Film ist kein Action Reisser, soviel sei schon vorweg genommen. Er setzt auf Atmosphäre, psychologische Charakterdarstellung und einige wenige kurze Schockeffekte. Für altgediente SF Fans mag dies kein Problem sein – für Popcornkino verwöhnte Hollywoodsklaven schon eher. Dies mutet merkwürdig an, denn die letzte SF Verfilmung mit Will Smith in der Hauptrolle („I, Robot“) war entgegen der Romanvorlage unheimlich actionlastig. Hier ist genau das Gegenteil der Fall.
Optisch gibt es wenig zu meckern: Das leergefegte und von Pflanzen überwucherte New York hinterlässt einen entsprechenden Eindruck. Wilde Tierrudel, die durch die Stadt flitzen hier und da, verlassene Autos und Fernsehnachrichtenprogramme von gestern untermalen die Endzeitstimmung. Einzig und allein die Spezialeffekte sehen manchmal etwas merkwürdig aus, so als ob man es zu gut mit der Animation der infizierten Menschen meinte. Die infizierten Menschen bewegen sich so, als ob es Mungos auf Extasy wären.
Der Soundtrack hingegen gefällt mir gut, auch wenn noch ein kleiner Kick fehlt, um ihn als spitze zu bezeichnen. Er ist unaufdringlich, untermalt die Stimmung in den entsprechenden Szenen sehr gut, und hat kein heroisches, sich immer wieder wiederholendes Thema. Trotzdem kein Meisterwerk, denn der Wiedererkennungswert ist nicht sonderlich hoch. Fazit:
Durchaus unterhaltend, aber im Vergleich zu der Erstverfilmung mit Charlton Heston keine Steigerung. Ok, Will Smith hat es besser drauf, die Charakterzüge des Dr. Nevile zu verdeutlichen. Daher kann man das Leiden des Hauptdarstellers eher nachvollziehen. Dahingegen hat der „Omega Mann“ ein etwas flotteres Script, die ein oder andere Actioneinlage mehr, und realistischer gehaltene „Zombies“. Im Endeffekt werden beide Verfilmungen der Vorlage nicht wirklich gerecht und beide Filme verschenken letztendlich etwas Potential.
Ich bewerte „I am Legend“ mit 6 von 10 Punkten. Durchaus sehenswert, aber noch lange nicht der angekündigte Meilenstein.