Gestern Abend habe ich voller Erwartung und Vorfreude „I am Legend“ auf dem Programm gehabt. Nach 120 Minuten kam ich aus dem Kino und hatte im Grunde zwei Filme gesehen. Leider zwei nicht besonders gute. Ich fühle mich betrogen, weil ganz wesentliche Aspekte nicht nur dieses Films, sondern eines Films allgemein, fehlten.So hanebüchen auch immer ein Film ist, so unglaubwürdig eine Story, sollte er doch einen stringenten Verlauf haben und Identifikationsmöglichkeiten mit einer Figuren oder zumindest der Geschichte bieten. In diesem Produkt, nichts anders ist es letztlich, ist nichts davon vorhanden. Wie fast immer bei den Filmen in der neueren Zeit, handelt es sich lediglich um einen geistigen Schokoriegel, völlig ohne Nährwert, was nicht schlimm wäre, wenn er seine Aufgabe als Popcornkino gut ausfüllen würde. Aber noch nicht einmal das schafft der Film, weil er sich zu allem Überfluß auch noch einen „intelektuellen“ Ansatz geben muss. Die direkte Vorlage, „Der Omega Mann“ von G. Segal 1971 mit Charlton Heston verfolgte den Ansatz eines straighten Actionfilms mit etwas Sozialkritik, perfekt verkörpert durch den starrsinnigen Waffenlobbyisten Heston als „All American Hero“, der die (schwarze) Frau rettet und gegen die Arier kämpft, welche die Zivilisation (= Amerika) zerstören wollen. Über den Ansatz mag man streiten, aber er war filmisch zumindest gut umgesetzt.
Aber mal zu den Fakten ( Achtung, enthält Spoiler) Will Smith ist ein Wissenschaftler der Army, der nach Ausbruch einer Seuche drei Jahre im menschenleeren New York lebt. Wie er das geschafft hat, ohne nach drei Tagen bereits draufzugehen, wird im Lauf des Films immer fragwürdiger. Die ersten dreissig Minuten beobachtet man Smith mit seinem einzigen Begleiter, dem German Shepered Sam, bei seinem Tagesablauf ( übrigens reichlich Apple im Einsatz ). In Rückblenden wird ansatzweise auf die Gründe für das Aussterben der Menschheit hingewiesen. Die „Seuche“ entstand durch ein Krebsmittel (!) der Wissenschaftlerin Krippen ( aha = Dr. Crippen, der Serienmörder), verkörpert durch Emma Thompson und das Highlight des Films. Wie nun ein Krebsmittel zur Ausrottung von 6 Mrd Menschen führt bleibt leider ebenso im Dunkeln wie die Verbreitung und die 5 Jahre dazwischen. ( In der 71er Verfilmung war noch ein B-Krieg zwischen der UdSSR und China der Auslöser, aber das wäre bei der momentanen Weltlage wohl politisch nicht korrekt) So tapert also Willie Boy durch das menschenleere New York, schön gemacht mit reichlich grünen Wiesen und Bäumen ( nach 3 Jahren, ist klar ) und lecker CGI ( besonders aufdringlich bei Großwiljagdszenen auf dem Times Square) Hier verkommt die Technik wieder mal zum reinen Selbstzweck, in der alten Verfilmung waren die leeren Straßen nicht weniger bedrohlich, kosteten aber wahrscheinlich nur ein 50tel. Das aber in den Previews ständig auf die tolle Stimmung hingewiesen wurde sollte schon eine Warnung sein, wo die Highlights des Films liegen. Leider ist Smith ein ebenso schlechter Fahrer wie Schütze, was sich im späteren Verlauf des Films noch zeigen soll.Die Stadt ( Welt) wird bevölkert durch vampirartige Wesen, eine Mischung aus Imhotep und Draculas Schwippschwager. Um ein Gegenmittel zu finden, bastelt Willie an mutierten Ratten, die frappierende Ähnlichkeit mit der Kreatur aus JAcksons Braindead aufweisen. Also gerade noch mainstreamtauglich eklig. Die Jungs und Mädels hausen im Dunkeln und verbruzzeln in der Sonne ( aha) Warum bleibt ebenso rätselhaft wie die Frage, warum sich die Evakuierungen in den Rückblenden so dilletantisch gestalten.(More CGI)Nach 35 Minuten stirbt der Hund, wie könnte es anders sein, durch die Blödheit von Smith. Der latscht in eine Falle, die so offensichtlich ist, daß man sich fragt, wie der Schwachkopf überhaupt so lange überlebt hat. Als Wissenschaftler der er ist, sollte spätestens hier klar werden, daß die Finsterlinge nicht so doof sind wie vermutet ( Ähnliches wurde schon in Land of the Dead zum Verhängnis, aber Willie guckt eh nur Shrek im TV) Die folgenden Minuten sollen wohl sein Leiden über den Verlust des Hundes zeigen, besonders peinliche Szene. Ob er sich jetzt umbringen will, natürlich genauso dilletantisch wie seine Jagdbemühungen, oder den toten Freund rächen, bleibt im Dunkeln ( lol) Jedenfalls verunglückt er mit seinem Geländewagen ( warum kein gepanzerter Hummer oder so was?) und kurz bevor ihm die Unholde den Schniedel anknabbern können taucht plötzlich helles Licht die Szene ins Geheimnisvolle. Menschen!. Leider nur eine frömmelnde Tante mit einem grenzdebilen Kind. Und jetzt wird der Film richtig übel.Natürlich ist Willie mächtig verwirrt, obwohl er ja per Radio ständig rumpalavert hat, man solle ihn besuchen. Und natürlich hat das Mädel unwissentlich die ganze Meute der „Nachtgreifer“ (sick) zu Willies Haus geführt. Warum diese Bude nur im untersten Stock Gitter vor den Fenstern hat, der Minengürtel fast das Haus zum Einsturz bringt und die wirksamste Wafffe, UV Leuchten, auf popeligen Dreibeinen mitten auf der Gass stehen, bleibt ebenso ein Geheimnis des Militärcolonels wie die Unfähigkeit, mit einem ganzen Magazin (!) eines G36(!) in einem zwei Meter (!) breiten Flur einen(!) der Nachtgreifer zu erledigen. Die Tante, sonst sehr tough, hockt derweil unter einem Schrank und beäugt die Kanone auf dem Tisch vor ihr, während sich ein anderer Unhold durchs Dach knabbert.
In guter alter Slasher Film Manier begibt man sich in den Keller, gut gesichert ( kicher) durch einen Sperriegel und verschanzt sich in der Panzerglaskammer, wo eines der Exponate mittlerweile durch ein Serum gerettet ist. Und dann taucht er wieder auf, der fiese Furz aus Forkelbach, der Anführer, the Brain der Nachtschlitzer ( ach ne, das war City Cobra) und drischt die Scheibe ein. Willie will immer noch reden, er will die Sache in Ordnung bringen und umkehren ( ja, ist klar), versteckt Tante und Kind im Kohlenschacht(!) und bringt sich (und die ganze Meute) mit einer Handgranate um ( sieht zwar eher nach 500 kg Napalm aus, aber das macht den Kohl auch nicht mehr fett) Schnitt. Die Tante wollte eh nach Vermont in eine Enklave nicht Verseuchter ( weil Gott ihr das gesagt hat, aha) Wieso die a.) Willies Funk nicht gehört haben und b. Willie nichts von Ihnen wusste verblasst angesichts der Tatsache, daß die beiden ( und das Serum) in einem frischgewaschenen, polierten Ford Explorer dort ankommen und hinter einem Blechtor eine Siedlung vorfinden, die den Pilgervätern Ehre gemacht hätte, inklusive weißer Holzkirche. Kreisch.
Ich war so sauer, daß ich erst mal einen Martini trinken musste. Nicht gegen logische Lücken, nichts gegen plakative Effekte, aber selten habe ich mich so über einen Film geärgert. Was hätte man daraus machen können. Will Smith ist bestimmt ein netter Kerl, aber mit der Rolle hat er sich überhoben. Nicht Fisch noch Fleisch, das Beste war der Hund. Keine Background Story, selbstzweckhafte Effekte, blödes ( und aufdringliches ) Ende, nerviges Merc, Rohrkrepierer auf der ganzen Linie. Da hätte ich mir eher die Verfilmung mit Arnie gewünscht. Selbst die Verfilmung von 1964 mit V. Price ist da noch besser. Das übelste Machwerk seit langem und eine ähnlich beschissene Umsetzung wie bei „Man on Fire“ Und dann zum Schluß noch moralinsauer und mit religiöser Botschaft. Gott schütze Amerika.Junge, was habe ich mich geärgert.