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Nachdem er in den 60ern in den Italien verfilmt worden war, machte sich Hollywood in den 70ern mit „Der Omega-Mann“ bereits an einer Umsetzung von Richard Mathesons Roman „I am Legend“ zuschaffen, nun startet eine Neuverfilmung des Werkes.
Wieder steht der scheinbar einzige Überlebende einer Seuche, die quasi die gesamte Menschheit dahinraffte, im Mittelpunkt: Der Wissenschaftler Robert Neville (Will Smith). Nachdem es in „The Last Man on Earth“ eine virale Epidemie und in „Der Omega-Mann“ ein biologischer Kampfstoff war, so ist es in „I am Legend“ ein 2009 erfundenes Krebsheilmittel mit verheerenden Nebenwirkungen, dass Tod oder Mutation verbreitet und dessen Wirkungen nach einer Weile auch via Luft übertragbar waren.
„I am Legend“ legt großen Wert auf die Beschreibung des Alltags Nevilles, der immer noch versucht ein Gegenmittel zu finden, um die Mutanten heilen zu können. Doch irgendwann wird diese Routine gestört...

Will man „I am Legend“ mit der ersten Hollywoodversion und der Italofassung vergleichen, so fällt auf, dass die Schilderung des Alltags noch mehr Raum einnimmt als in diesen. Dabei ist „I am Legend“ an die heutige Zeit angepasst: Neville hat sein Labor zuhause, das traute Heim mit moderneren Sicherheitsstandards versehen und schaut DVDs als Freizeitbeschäftigung. Hinzu kommen viele Facetten des täglichen Überlebenskampfes: Training, Ernte, Jagd auf Tiere, die nicht infiziert wurden, aber auch ein tägliches Warten an einem via Funk ausgestrahlten Treffpunkt, ob es nicht doch andere Überlebende gibt – allesamt Aspekte, die in den bisherigen Verfilmungen etwas kurz kamen.
Auch das Gesicht der Mutanten hat sich gewandelt: Taperten bisher immer geschminkte Menschen durch die Gegend, so kommen die Biester hier gänzlich aus dem Rechenknecht. Dabei kommt der Entwurf einer Mutanten-Gegenkultur sehr kurz (im Gegensatz zu „Der Omega-Mann“ können sie nicht sprechen oder sich über animalische Maße hinaus organisieren), auch wenn einige Ideen davon geblieben sind, z.B. dass die Mutanten Neville eine Falle stellen, wie er sie für einige der ihren gebaut hat. Jedoch erinnern die Kreaturen hier eher an den Horrorfilm, in dem Zombies oder ähnliche Wesen dem Helden ans Leder wollen.

Leider kränkelt der Aspekt der CGI-Mutanten gelegentlich etwas, denn die Effekte sind alles andere als auf der Höhe der Zeit – das ist man in den Zeiten von „300“ und „Transformers“ ganz andere Tricks gewohnt. Auch die Frage, ob man Rehe und Löwen wirklich hätte animieren müssen bleibt bestehen, denn bei Wesen, die es real gibt, fallen die Mängel der Tricks leider noch stärker auf. Kommt es gelegentlich zu Reibereien mit den Mutanten kann „I am Legend“ jedoch ordentliche Action bieten, dem erfahrenen Stunt Coordinator Vic Armstrong sei dank. Neville schießt und schlägt sich mit den Mutanten auf realistische Weise, hat auch die eine oder andere explosive Überraschung auf Lager, wenngleich es nur wenige Actionszenen gegen Ende gibt.
Hauptaugenmerk liegt wirklich eher auf der Figur Nevilles und seiner Lage. Im Gegensatz zu bisherigen Verfilmungen nimmt sich „I am Legend“ auch der Idee an, dass derart langes Alleinleben auch auf die Psyche schlagen muss – Neville redet mit seinem Hund und Schaufensterpuppen als seien es reale Personen, der Hund gar das eigene Kind. Dagegen fallen die Rückblenden von Nevilles Familie vor der Katastrophe etwas dröge und in die Länge gezogen aus, zumal man schnell ahnt, was wohl geschehen ist.

In einem Punkt krankt „I am Legend“ jedoch genauso wie die bisherigen Verfilmungen: Wie bringt man einen derartigen Film zuende? Im Gegensatz zu den Vorgängern ist der Umbruch von Alltag auf Veränderung noch abrupter und relativ spät im Film, sodass das letzte Drittel doch etwas gehetzt und kurz wirkt. Es endet ähnlich wie die bisherigen Verfilmungen, doch leider hinterlässt der Schluss den faden Nachgeschmack eines zu wenig, zu kurz.
Wirklich sehr gut ist allerdings Will Smith in der Rolle des vermeintlich letzten Erdenmenschen – schließlich muss er den Film über weite Strecken quasi alleine tragen. Zwar wird er – ähnlich wie Heston in „Der Omega-Mann“ – gelegentlich etwas sehr in Szene gesetzt, doch er spielt alle Facetten Nevilles wirklich klasse, eines Menschen, der zwischen Routine, Hoffnung und Verzweiflung steht. Da fallen die restlichen Darsteller kaum auf, zumal sie sehr wenig Screentime haben.

Alles in allem macht „I am Legend“ einiges besser als bisherige Adaptionen des Romans, krankt aber an den mäßigen CGIs und der sehr abrupten, stilistischen etwas holprigen Schlussphase. Etwas besser als „Der Omega-Mann“, aber immer noch nicht der große Knüller.

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