Nach erster Trailereinsicht von I am Legend erwartete ich einen unterhaltsamen Blockbuster, der auf ganzer Linie unterhält. Später las ich dann negative Reviews (unter anderem auch hier) und die Presse zeigte sich auch nicht unbedingt begeistert. Insbesondere wurde der zweite Abschnitt des Films stark kritisiert. Es sollte gut beginnen, und dann stark abflachen - so die Kritik.
Aus diesem Grund bin ich dann letztendlich mit gemischten Gefühlen und eher geringeren Erwartungen heute ins Kino gegangen. Eventuell war genau diese Einstellung ausschlaggebend, jedenfalls wurde ich positiv überrascht. I am Legend ist überdurchschnittlich gute Hollywoodkost.
Die Einführung in den Film ist überzeugend gelungen, der Zuschauer ist direkt bei der Sache und wird auch in die passende Stimmung versetzt. Kein großes Vorgeplänkel, sondern direkter Einstieg in die leeren Straßen New Yorks - mittendrin Will Smith mit seinem treuen Schäferhund.
Für äußerst gelungen halte ich von Anfang an die Kameraführung, sie gibt Dynamik aber doch Leere und Einsamkeit gekonnt wieder. Kamerafahrten, -standorte und -schwenks sind herausragend inszeniert und umgesetzt. Ein ganz hohes Niveau, durch das man direkt in I am Legend eingespannt wird.
Souverän und behutsam wird an die Geschichte rangegangen, nicht hollywoodtypisch in 08/15 Abfolge, sondern mit Charme und Individualität. Der Zuschauer bekommt hier ein Story Telling der besonderen Art.
Unterstützend natürlich die von Beginn an erneut großartige Schauspielerleistung von Will Smith. Er alleine zieht den Film von Anfang an auf, sicherlich eine schwere Bürde - doch er kann sich authentisch in die Geschichte einfügen.
Sehr zu loben aber auch die Arbeit mit seinem treuen Hundebegleiter. Das besondere Hund-Mensch Verhältnis scheint keineswegs gespielt, sondern real existent - wie als wäre es Will Smiths eigener Hund.
Nach dem guten Beginn war ich natürlich gespannt auf den zweiten Abschnitt, der ja von Vielen so kritisiert wurde. Ich erwartete jetzt schon einen absoluten Cut, der unpassende Zombiesequenzen aneinanderreiht. Doch weit gefehlt, ich weiß gar nicht wie die Kritiker darauf kamen - der zweite Teil des Films schmiegt sich absolut behuptsam an den Ersten. Nun zwar mit deutlich mehr Action und einer Horde von "Zombies", doch es passt. Will Smith als Elite Soldat und Profi Wissenschaftler (toll, dass gerade so eine Person immun ist ;-)) kämpft sich durch die infizierten Menschenmassen und lässt den Zuschauer mitfiebern.
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Kommen wir nun zur Kritik: Mir gefiel die Lösung des Problems am Ende nicht. Gut, dass es kein Happy Happy End gab, das ist keineswegs meine Kritik. Viel mehr die Sache mit der Handgranate. Er zündet sie und die Massen von Infizierten da draußen (mit unglaublichen Widerstandskräften) vergessen mir nichts, dir nichts, dass in dem Haus noch die 2 Menschen sind (Schacht)?? Außerdem warum löst eine Handgrantenexplosion ein so riesiges Flammenmeer aus? Standen da Gastanks? Warum ist der Kaminschacht so extrem widerstandsfähig? Heroische Aktion hin oder her, da wurde für meinen Geschmack ein bisschen überhastet das Hauptproblem gelöst.
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Fazit: Interessante Storyaufbereitung, die nicht innovativ ist (Gegenbeweis z.B. die * of the Dead Reihe), aber dennoch gut und überzeugend daher kommt. Schauspiel- Kamera- und Regiearbeit sind herrausragend und tragen zur Überdurchschnittlichkeit von I am Legend bei.
Souveränes Popcornkino, dem aber doch das gewisse Etwas zum Topfilm fehlt. 7/10