Wieder und wieder bekam der begeisterte Kinogänger in den letzten Monaten den Trailer zu I Am Legend zu sehen, einem prestigeträchtigen 150 Mio. Dollar-Projekt, das viel versprach, aber letztendlich - soviel sei vorweggenommen - wenig hielt.
Will Smith tritt in seiner Rolle als Militärwissenschaftler Robert Neville das Erbe von Charlton Heston an, der schon in Der Omega-Mann 1971 diese Figur verkörperte. Neville ist einer der wenigen Überlebenden einer globalen Pandemie, hervorgerufen durch ein Mittel, dass zur Krebsbekämpfung dienen sollte. Er forscht nach einem Gegenmittel gegen das Virus, dass fast die gesamte verbliebende Erdbevölkerung in blutdürstige und tageslichscheue Vampire verwandelte und versucht weitere "normale" Überlebende zu finden...
Allerdings - und das ist schon der erste Schwachpunkt des Films - begegnet uns mit Smith nicht ein verzweifelter Einsiedler, der 3 Jahre nach seinem letzten Kontakt mit anderen Menschen resignierend in seiner Einsamkeit vor dem Suizid steht, sondern ein durchtrainierter Pin-Up in Markenklamotten, welcher bevorzugt Golfbälle von einem Flugzeugträger in den Hudson River drischt, mitten in den mit Gräsern überwucherten Straßen New Yorks Jagd auf Wild macht, wiederholt Bob Marley hört und Shrek schaut, so dass er Dialog für Dialog daraus zitieren kann. Seine einzige Begleiterin: Hündin Samantha und ein geschniegelter Sportwagen, welcher natürlich irgendwann schrottreif ist.
Mag sein, dass es in Richard Mathesons Romanvorlage ebenso chillig zuging (kenne ich persönlich nicht), jedoch halte ich dies für ein Zugeständnis an die vom Lifestyle versklavte Zielgruppe dieses Vertreters des ach so modernen Blockbuster-Popcornkinos.
I Am Legend ist storytechnisch ähnlich gelagert wie der Indie-Zombieschocker 28 days later, weswegen sich ein Vergleich dieser beiden Werke anbietet, auch wenn ich ihn nicht überstrapazieren möchte. Doch während Protagonist Jim in 28 days later unsicher das verlassene London erkundet, welches gerade durch eine zutiefst menschliche Bedrohung der nahenden Zombie-Horden ein flaues Gefühl in der Magengegend erzeugte, lassen Will Smiths Streifzüge in I Am Legend auch durch den übermäßigen Einsatz an eher durchschnittlichen CGI-Effekten (auch bei den Vampiren), seltsam kalt. Das menschenleere, mit wuchernden Pflanzen übersäte und teilweise zerstörte New York wirkt befremdlich - mehr nicht.
Die einzige Ausnahme hier bildet die manifeste Bedrohung durch die Vampire, als es Neville bei der Suche nach seinem Hund in ein dunkles Haus verschlägt. Immer dann, wenn I Am Legend sich auf eine körperliche Ebene begibt - und das müsste abgesehen von eben erwähnter Sequenz durchgängig mit einer grobkörnig-verwackelten Handkameraoptik wie in 28 days later erfolgen - zeigt er, welches Potenzial in ihm steckt. Doch CGI und statische Kamera sind diesem Anspruch nicht förderlich, weswegen I Am Legend auch inszenatorisch gesehen oberflächlich bleibt.
Ja, den Set-Dekorateuren und Produktionsdesignern kann man angesichts des großen Aufwands, New York postapokalyptisch aussehen zu lassen nur ein großes Lob aussprechen. Ihnen ist es gelungen, die triste Endzeitvision plausibel zu gestalten. Den Drehbuchautoren Mark Protosevich (Poseidon, 2006) und Akiva Goldsman (der 2002 für sein Skript zu A Beautiful Mind sogar einen Oscar erhielt) jedoch nicht, da die Entwicklung des Films vom Endzeit-Drama zum Vampir-Actionthriller zu plötzlich vonstatten geht. Dies wurde schon viel diskutiert: Was hätte aus I Am Legend mit einer weniger actionreichen zweiten Hälfte werden können? Wahrscheinlich ein wirklich guter Film.
Auch die kurzen Inserts, die Flashbacks, wo Nevilles Vergangenheit rekonstruiert wird und nur in Ansätzen auf die Verbreitung des Virus eingegangen wird, wirken durch ihre Irrelevanz für den weiteren Handlungsverlauf überflüssig. Nur New York scheint betroffen, die Ursachen und Auswirkungen der globalen Katastrophe bleiben im Dunkeln. Hier gelingt nur eine nichtssagende Momentaufnahme, die wohl der Charakterzeichnung dienen soll, aber auch dies nicht einlöst. Von den Logiklöchern möchte ich gar nicht erst anfangen. Aber vielleicht wird ja all das, was hier offen bleibt, im zweiten Teil geklärt, der schon in Planung ist und angesichts eines US-Box Office von 240 Mio. Dollar auch nicht verwundert.
Ich muss zugeben: I Am Legend hat mich unterhalten, die Action war makellos und die Thematik für mich als Post-Apokalypsen-Filmfan interessant. Umso mehr trauere ich aber einer verpassten Gelegenheit nach, im Hollywood-Mainstream mal kein durchgestyltes Endzeit-Filmchen zu sehen, sondern einen zukünftigen Klassiker. Aber dazu reicht es leider nicht (5/10).