Ich kann einfach nicht verstehen, warum anscheindend so viele Leute diesen Film nicht gut finden. Er ist zwar kein Ausnahmestreifen und Meilenstein des Genres geworden, aber absolut ein starkes Stück Zelluloid!
Will Smith ist für mich die ziemliche Idealbesetzung, auch wenn man ihm den ehemaligen Militär mehr abnimmt als den Wissenschaftler der er ebenso ist. Auf der anderen Seite ist seine Performance als Mann der 3 Jahre lang unter "Zombies" lebt, völlig alleine und getrieben vom Ziel des Erfindens eines Gegenmittels welches dieses horrende Unglück ungeschehen machen könnte absolut glaubwürdig und nur als sehr gute schauspielerische Leistung zu werten. Die im Film geforderten Emotionen wie Trauer, Verzweiflung, Wut und Gebrochenheit sind von Smith überzeugend dargestellt, er ist einfach ein Chrakterschauspieler.
Die Story ist natürlich schon vielfach gesehen. Aber hier noch einmal für die dumme Masse: Der Film basiert auf Richard Mathesons Roman I am Legend (Ich, der letzte Mensch) aus den 1950ern und wurde bisher schon mehrfach verfilmt, am bekanntesten war Der Omega Mann mit Charlton Heston. Horrorking George A. Romero wurde erst durch diesen Roman und seine vermittelte Atmosphäre der Einsamkeit, Bedrohung und Ausweglosigkeit zu seinen Zombiefilmen angeregt und diese wiederum prägten alle nachfolgenden Filme dieser Art, bis hin zu Resident Evil oder 28 Days/Weeks Later. Somit sollte man auch nicht erwarten, dass mit einer weiteren Neuverfilmung des Klassikers eine große Innovation stattfinden würde. Er bereichert einfach die Palette, und das tut I am Legend zweifelsohne sehr gut.
Interessant hierbei ist, dass wieder eine Ein-Mann-Geschichte den Film bestimmt. Keine kleine Gruppe, die sich erwehren muss, sondern nur ein Mann überlebte den Holocaust, um in einer von Mutanten verseuchten, total an die Natur zurückgegebenen Welt zu überleben. Die Bilder die uns hier vom vollkommen verlassenen New York erwarten sind atemberaubend und prägen die grandiose Atmosphäre der Verzweiflung. Überwätigende Aufnahmen zeigen den Alltag des letzten Menschen und seinem einzigen Freund, dem Hund (wie könnte es anders sein ;-) ), auf Erden. Einfach grandios! Gewürzt werden die Tage nach der Pandemie durch Erinnerungen an den letzten Tag mit der Familie. Dramatisch, glaubhaft im Detail und traurig.
Die Bedrohlichkeit der Nacht bzw. Dunkelheit in der sich die Mutierten bewegen ist dabei ebenso dicht und erdrückend wie die Einsamkeit des Tages. Dieser Film ist Hochspannung! Hinzu kommen noch einige sehr gut platzierte Schocker, dass es einen vom Sitz knallt. Auch auf dieser Ebene kann ich I am Legend nur ein "sehr gelungen" vergeben.
Die Musik, der Score, ist ein weiterer Pluspunkt. Sie ist dicht und intensiv dabei aber ruhig und wohlplatziert. Damit trägt sie unglaublich viel zur Stimmung bei, bleibt vielfach sehr ruhig und intensiv obwohl das Geschehen eher schnell und voll Action ist.
Wer viel Action erwartet, könnte enttäuscht werden. Klar gibt es grandiose Actionszenen, manchmal wird gut geballert, gekämpft, gerannt und gesprengt und doch liegt das Hauptaugenmerk des Films auf Suspense. Die Dosierung war meiner Meinung nach genau richtig gewählt.
Kritikpunkt gibt es von meiner Seite aus nur einen: Das Ende! Es gibt eine Wende im Film (hier verrate ich aber nicht mehr) die alles verändert. Insbesondere die Weltsicht unseres Helden. Hier verliert sich der Film in typischem Hollywood-Mainstream-Kino. Selbstaufopferung a la Armageddon und zwangsnotwendiges Happy End mit inbegriffen. Leider wurde im Ende also auch diese Verfilmung wie auch Der Omega Mann dem literarischen Vorbild nicht gerecht. Schade, denn das eher verstörende, nihilistische Ende des Romans ist meiner Meinung nach das um Längen Bessere. Aber wer hats schon gelesen dachten sich wohl die Macher. Ich kann die Lektüre nur jedem empfehlen, der gerne wissen möchte, wie es auswegloser und endgültiger für die Menschheit wie wir sie kennen nicht hätte ausgehen können.
Fazit: Ein grandios bebilderter Film, mit hervorragender schauspielerischer Leistung. Viel Emotion, dabei aber spanndend wie kaum etwas. Dichteste Atmosphäre, durch besagte verstörende Bilder und den unglaublich intensiven Score. Eine Reise ans Ende der Zivilisation wie sie gar nicht mal so unvorstellbar ist. Erschreckend nah an der realistischen Möglichkeit eines solchen Szenarios. Viel Suspense, aber auch ordentliche Schocker und gute Action. Leider nicht mit dem Originalende, sondern mit einem eher leicht verdaulichen Happy End, was ich sehr schade finde!
Somit vergebe ich 9 von 10 Punkten