“If there´s anybody out there, please, you are not alone!”
Immer wieder sendet Will Smith diese Botschaft über den Äther, stets in der Hoffnung, im Jahre 2012, nach einer verheerenden Virus-Katastrophe, nicht der letzte Mensch im Großraum von New York zu sein.
Es ist leider nicht die erhoffte Superlative in Sachen Endzeit-Film, denn wo Atmosphäre und Ausstattung deutlich punkten, fehlt an anderer Stelle eine ordentlich strukturierte Erzählung.
Zunächst wird auch gar nicht so deutlich, warum der Militärwissenschaftler Robert Neville (Smith) in seinem feuerroten Ford Mustang eine Antilopen-Herde quer durchs menschenleere New York hetzt und sich ausschließlich mit seinem Schäferhund Sam, wahlweise mit einer Schaufensterpuppe unterhält.
Oder warum er in seinem Haus, in dessen Keller ein wissenschaftliches Labor eingerichtet ist, zu einer bestimmten Zeit alle Fenster blickdicht verschließt.
Offensichtlich ist er seit drei Jahren der letzte Mensch in New York, nachdem der Krippen Virus, der eigentlich zur Heilung von Krebs dienen sollte, eine Katastrophe in Gang setzte und die Menschheit nahezu auslöschte.
Doch Neville ist nicht wirklich allein, denn nachts entsteigen vampirartige Wesen der Dunkelheit, die ihm zwar für die Erforschung eines Heil-Serums dienlich sind, aber zugleich ein lebensgefährliches Risiko darstellen.
Die Mischung macht´s, dachte sich wohl Regisseur Francis Lawrence, der sich bis auf “Constantine” eher mit der Entwicklung von Musik Clips beschäftigte.
Doch erst recht spät setzt innerhalb der Geschichte eine Entwicklung ein, die dann viel zu unausgegoren ein Ende findet, - vor allem zu abrupt.
Bis dato kann Will Smith allerdings auf ganzer Linie mit seiner One-Man-Show überzeugen, als glaubhafter Charakter, der seit drei Jahren völlig auf sich allein gestellt ist.
Es macht einfach Freude, dem charismatischen, gut durchtrainierten Typen dabei zuzusehen, wie er Golfbälle in die Weite schlägt, sich Bob Marley Songs widmet, eine neue Mixtur an Ratten erforscht, sich alte Nachrichten ansieht und gemeinsam mit Hund Sam durch die menschenleere Stadt stromert.
Dabei mangelt es gewiss nicht an Action-Szenen oder spannend-atmosphärischen Momenten, etwa, als Smith in einer Falle hängt und kurz vor Sonnenuntergang, im Wettlauf gegen die Zeit und leicht verletzt, bis zum Auto kraucheln muss, bevor ihn blutrünstige Hunde ans Leder können.
Gegen Ende sorgen die infizierten Vampir-Zombies für erhöhten Action-Gehalt, denn da muss es der Held in seinem eigenen Haus mit den flinken und kräftigen Mutanten aufnehmen.
Leider wird die eigentlich dichte Stimmung immer wieder durch Flashbacks gestört, die der Entwicklung und Aufklärung kaum dienlich sind, da diese lediglich Momente kurz vor der Apokalypse zeigen, prinzipiell aber bereits aus dem gegenwärtigen Geschehen hervorgehen.
Neville mit seiner Familie auf der Flucht, Kontrolle durchs Militär, ein Abschied, - all das hätte man knapper mit kurzen Inserts während eines Traumes abhandeln können.
Auch gegen Finale setzt man eine unglückliche Gewichtung und handelt neue Aspekte der Story viel zu oberflächlich ab, anstatt ihr eine ausgewogene und wirklich mitfiebernde Dramaturgie zu verleihen, was im Kontext des Vorangegangenen recht schade ist.
Denn hier zeigen primär die Leute hinter den Computern ein geschicktes Händchen, indem sie den Originalschauplatz von New York von störenden Passanten befreien, der Brooklyn Bridge ein neues Gewand anlegen und Antilopen, sowie Löwen verdammt lebendig erscheinen lassen.
Richtig schön flüssig, wenn auch in der äußerlichen Gestaltung etwas oberflächlich geraten, erscheinen die Mutanten, die aufgrund der Motion-Capture Technologie erstaunlich agil durch die Szenerien springen und gegen Ende so manche Requisite nahezu atomisieren.
Hinzu kommen computergenerierte Distanzaufnahmen einer ausgestorbenen Stadt, die der Atmosphäre spürbar dienlich sind.
Eine Mischung aus “Omega-Man” und “Quiet Earth”, angereichert mit Mutanten-Action, - so darf man sich das Geschehen letztlich vorstellen.
Egal, warum da nach drei Jahren noch Strom erzeugt wird und es sogar noch fließend Wasser gibt, oder warum die Hauptfigur nun immun gegen das Virus ist. Will Smith kaschiert das alles recht gut, den Rest erledigt die Ausstattung.
Hätte man der Hauptfigur noch ein wenig mehr Tiefe verleiht und dem actionreichen Finale etwas mehr Freiraum für Zwischenmenschliches gelassen und nicht nur den Titel gerechtfertigt, wäre es möglicherweise ein ganz großer Wurf geworden.
So bleibt ein Endzeitszenario in New York, darin Will Smith, ein Schäferhund, blutrünstige Bestien und andeutungsweise auch Schmetterlinge.
Wofür die gut sind, weiß ich noch nicht so genau, aber das Gesamtbild unterhält ungemein.
7,5 von 10