Ein Mann flitzt mit stark überhöhter Geschwindigkeit in seinem Sportwagen durch die verlassenen, seltsam verwahrlosten Strassen von New York. Seine treue Begleiterin, die Schäferhündin Samantha hat es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht, in ihren Augen ist freudige Jagdlust zu erkennen. Der Mann ist Robert Neville, früher Virologe beim Militär. Ist er jetzt, drei Jahre nach dem Ausbruch der absoluten Apokalypse "Der letzte Mensch Auf Der Erde"?
Älteren Filmjunkies wird der Beginn des neuen SF Spektakels aus "Höllenwood" ziemlich bekannt vorkommen. Das gabs doch schon mal oder? Genau 1971war es, der Streifen hies "The Omega Man" und wurde spätestens nach der TV Ausstrahlung 1979 (im Rahmen des wirklich denkwürdigen ARD Science Fiction Festivals) ein absoluter Kulthit für Teenager. "The Omega Man" basiert auf einem bereits 1954 erschienenen Romanklassiker des Genies Richard Matheson. Kenner werden ihn als Autor der sensationellen TV Serie "The Twilight Zone" (1959) oder Spielbergs wahrscheinlich besten Films "Duell" (1972) zu schätzen wissen. Diese Information ist deshalb sehr wichtig, weil der charmant gute "The Omega Man" sich nur ziemlich wage am Original (Buch) hält. In dem Siebziger Klassiker ist Charlton Heston der einzige "normale" Überlebende eines bakteriologischen Krieges zwischen den Chinesen und Russen. Die "Unnormalen", sind lichtempfindliche ergraute, mit Wundmalen gezeichnete Menschen, welche sich in religiösen Wahn zurückgezogen haben. Sie hassen Neville, weil dieser für den Fortschritt (und damit für die Folgen des Krieges und ihre "Krankheit") steht und trachten diesen des Nachts nach dem Leben. Neville verbarrikadiert sich bis in den Morgen und macht Tagsüber jagd auf die Geschöpfe.
Der Roman "Ich Bin Legende" (die gekürzte deutsche Erstauflage wurde in der BRD 1963 unter dem Titel "Ich, Der Letzte Mensch" veröffentlicht) ist eine Vampir Story. Ja sie haben richtig gelesen! Robert Neville, muß sich mit einer Umwelt auseinander setzen, in welcher Vampirismus ganz natürliche Ursachen hat und durch Ansteckung verbreitet wird. Ein ehemaliger Arbeitskollege Nevilles führt diese neue Gesellschaft an und versucht den "Andersartigen" unschädlich zu machen. Am Tage geht Neville mit dem Holzpflock umher und tötet, bis er am Ende einfach begreifen muß das "ER DER ABARTIGE" ist. Neville, der sich als "normal" definiert, ist der letzte einer aussterbenden Gattung. Er sieht lachend ein, das er sterben muß, damit die "neue Vampirgesellschaft" bestehen kann.
Der renomierte Ridley Scott (später hörte man auch, das Bruckheimer Lakai Michael Bay diese Pläne verfolgte) wollte schon vor Jahren den Stoff "werkgetreu" mit dem jetzigen Gouverneur von Kalifornien in der Titelrolle verfilmen. Das Projekt wurde schon in den Planungen immer teurer und bei einem geschätzten Budget von 200 Mille letztendlich wieder fallen gelassen. Anfang 2007 war es dann doch soweit. Windige Produzenten konnten Will Smith (?!) für die Hauptrolle gewinnen, Regie führte Francis Lawrence. Schlimmer gings wohl nimmer? Nun denn, "I Am Legend" ist leider nur ein dünnes (und viel zu kurzes) Remake von "The Omega Man" geworden. Die leichten Storyveränderungen hier kurz im Schnelldurchlauf. Neville ist ein schwarzer Mann. Das Drehbuch gönnt ihm ein Haustier. Die "Anderen" sind haarlose Furien, mit der Physis eines Leichtathleten. Auch diese halten sich Haustiere (beste Sequenz des Films). Die Katastrophe wurde durch einen Virus ausgelöst, welcher eigentlich "Krebs" heilen sollte (??!!). Die Frau die in Nevilles Leben tritt ist weiß. Neville hört gerne Bob Marley und kennt die Dialoge seiner Shrek DVD auswendig. Ich glaube das waren die Neuigkeiten/Veränderungen am "Omega Man". Mit dem SF Meilenstein in Buchform hat dieser Film, der sich ja dreist und frech mit seinem Titel (wie neulich ja auch "Dawn Of The Dead") genau darauf bezieht (und damit ja durchaus beim Fan zarte Hoffnungen weckt), leider fast garnichts zu tun. "I Am Legend" ist trauriger Weise deshalb ein Film der verschenkten Möglichkeiten geworden. Der von mir eher ungemochte Will Smith macht seine Sache einfach gut. Das unbewohnte verwahrloste New York ist klasse hingezaubert. Zum Glück ist der Film auch kein Action Schlachtfest geworden. Trotzdem ist "I Am Legend" ein Film geworden, dem es einfach nicht gelingen will im Hirn seines Betrachters stecken zu bleiben. Zu uninspiriert arbeitet der Film auf ein ödes Happy End hin, das nichts mit dem Geist der literarischen Vorlage zu tun hat. Über die Effekte mußte ich teilweise so ablachen, wie das bestimmt junge Cineasten tun, welche erstmals die (aus heutiger Sicht) veralterten Masken "Der Familie" im "Omega Man" unter die Lupe nehmen. Ich begreife einfach nicht, das ein Film der mit so viel Geld finanziert wird, es nicht möglich machen kann, das die durchs Bild rennenden Tiere natürlich und nicht wie reinkopiert aussehen.
Wer Interesse an einem kurzweiligen SF Film hat, in dem ein gut aufgelegter (und sehnig durchtrainierter!) Superstar mitspielt und in welchem die Monster so aussehen, wie eine Kreuzung aus Allen was in den letzten Jahren die Leinwände so verunstaltet hat (von Underworld bis Herr der Ringe), sollte umgehend reinrennen. Wer aber glaubt, er sieht (endlich) "I Am Legend", der sollte seine schwer verdienten Teuros doch lieber sparen und besser anlegen. Bestellt euch "The Last Man On Earth" im Netz, dies ist nämlich die bis zum heutigen Tage "Beste" Verfilmung von Mathesons Roman. In der Titelrolle brilliert dort übrigens der urig kultige Vincent Price ....