Für die Anthologieserie „Tales from the Darkside“ reichte es nie für den Status, den etwa „The Twilight Zone“ oder „Geschichten aus der Gruft“ für sich beanspruchen können, wohl aber für fünf Staffeln ebenso wie für eine Filmauskopplung nach Ende der TV-Serie.
Die einzelnen Geschichten sind in eine Rahmenhandlung gebettet, in der Betty (Blondie-Sängerin Debbie Harry) nach Hause kommt und ihre Dinnerparty vorbereitet. Fieses Detail: Hauptgang soll der kleine Timmy (Matthew Lawrence) sein, den sie in einer Zelle nahe der Küche festhält. Der wendet den alten Scheharazade-Trick an und erzählt Betty drei Geschichten aus ihrem Lieblingsbuch, damit sie ihn nicht so schnell zum Garen in den Ofen packt. Eine schwarzhumorige Variation bekannter „Hänsel und Gretel“-Topoi, die durch ihren Biss gefällt, auch wenn das Ende vielleicht etwas gewollt daherkommt. Aber die kurzen Segmente haben Pfeffer – mehr als manche der eigentlichen Geschichten aus der Schattenwelt.
Story Nummer eins, „Lot 249“, basiert auf einer Vorlage von Arthur Conan Doyle, die von Drehbuchautor Michael McDowell in die Gegenwart übertragen wurde, aber trotzdem etwas altbacken daherkommt. Yuppie-Student Lee (Robert Sedgwick) hat mithilfe seiner Freundin Susan (Julianne Moore) den armen Schlucker von Kommilitonen Bellingham (Steve Buscemi) um ein Stipendium gebracht. Bellingham hält sich durch Antiquitätenhandel über Wasser und hat sich neuerdings eine Mumie angeschafft, die er per Zauberspruch loslässt. Andy (Christian Slater), gleichzeitig Lees Kumpels und Susans Bruder, aber mit der Ungerechtigkeit nicht einverstanden, gerät zwischen die Fronten.
Das ist ganz gut gemachtes, aber auch reichlich vorhersehbares Horrormaterial, das allerdings den Grundstoff diverser Anthologiestorys einfach nur variiert: Fiese Menschen kriegen auf übernatürliche Weise die Quittung für ihr bösartiges Handeln. Die Tricks sind nett, für ein wenig Schadenfreude ist auch gesorgt, aber all das ist auch reichlich vorhersehbar, bis zur ganz putzigen Schlusspointe, die noch das Frischeste an diesem durch und durch durchschnittlichen Beitrag ist.
Story Nummer zwei, „Cat from Hell“, basiert auf einer Kurzgeschichte Stephen Kings, die kein geringerer als George A. Romero in Drehbuchform zimmerte. Sie erzählt von dem Profikiller Halston (David Johanson), der von dem greisen Pharmafirmenbesitzer Drogan (William Hickey) einen ganz besonderen Auftrag erhält: Er soll eine schwarze Katze töten, die sich auf dem Anwesen eingenistet hat und angeblich schon alle anderen Bewohner auf dem Gewissen hat. Die vermeintlich einfache Aufgabe erweist sich dann allerdings als mörderisches Spiel.
Ein eigenwilliger Beitrag, der jede Menge Vorgeschichte in Form von Rückblenden zu erzählen hat. Das ist aber vielleicht gar nicht mal so schlimm, denn der Mainplot von einem Mann, der eine Katze fangen will, besteht größtenteils aus Schleicherei durchs Gemäuer und ist begrenzt aufregend, egal wie höllisch die Katze sein mag. So werden deren Morde immer ausgefallener (auch wenn die meisten in den Rückblenden stattfinden): Es fängt mit einem ausgelösten Stolpern auf der Treppe an, geht weiter mit Ersticken im Schlaf, bis hin zum bizarren Finale, in dem die Katze jedwedes normale Verhalten fahren lässt. Die angeschnittene Thematik, dass der Greis sich die Mordtaten nur einbildet und Unfälle fehlinterpretiert, wird schnell fallengelassen, die Jagd nach der Katze hat trotzdem ihre Momente. Aber gerade mit Blick auf das Ende schwankt „Cat from Hell“ etwas sehr zwischen klassischem Suspense und kruden Gore-Momenten, die immerhin die Trickspezialisten Kurtzman, Nicotero und Berger (von KNB EFX Group) wirklich fordern.
Story Nummer drei, „Lover’s Vow“, kommt ohne literarische Vorlage aus und wurde wieder von Michael McDowell geschrieben. Sie handelt von dem glücklosen Maler Preston (James Remar), der ziemlich am Boden ist und nach einer Sauftour mitansehen muss, wie ein Gargoyle einen seiner Kumpels verhackstückt. Die Kreatur bietet Preston einen Deal an: Er darf am Leben bleiben, aber niemals von dem Wesen erzählen. Preston willigt ein und lernt noch in dieser Nacht die adrette Carola (Rae Dawn Chong) kennen. Von da an geht es für ihn beruflich und privat bergauf.
Die Twists dieser Geschichte kommen nur bedingt überraschend. Man ahnt von Anfang an, dass die Episode natürlich damit enden muss, dass Preston seinen Schwur bricht. Auch die große Überraschung kann man erahnen, zumal der Titel der Geschichte offensiv darauf verweist. Aber dennoch ist „Lover’s Vow“ wohl das Highlight der Anthologie. Das liegt erneut am Können von KNB, die unter anderem wirklich klasse gestaltete Gargoyle-Tricks auffahren – ein im Horrorfilm selten genutztes Wesen, famos zum Leben erweckt. Aber auch eine dramatische Note kann überzeugen: Man ahnt, dass Preston sein Wissen irgendwann nicht mehr nur in seiner Kunst kanalisieren wird, dass er sein Glück zum Fenster hinauswerfen wird, nur um nicht mehr allein mit der Wahrheit zu sein. Das wird am Ende auf tragische Weise umgesetzt, denn einen Teil der Auflösung ahnt man nicht.
So ist John Harrisons Episodenhorror eine nette Angelegenheit, bei der keine Geschichte so wirklich schlecht, aber auch keine so wirklich herausragend ist. Es fehlt etwas an Überraschungspotential und schwarzem Humor, was man trotz guter Besetzung (gerade James Remar, Rae Dawn Chong und Steve Buscemi punkten) und schicker Tricks merkt. Eine solide Alternative zu „Creepshow“ und besser als dessen offizielle Sequels, aber mehr ein netter Horrorsnack für Zwischendurch.