Review

Es gibt amerikanische Phänomene, die man sich außerhalb des Landes einfach nicht erklären kann. Eines der Größten im Showbusiness ist dabei "Alvin und die Chipmunks". Außerhalb der USA nur bedingt bekannt, frönen die 3 singenden, Eichhörnchen ähnlichen, Viecher schon seit über 50 Jahre größte Erfolge, egal welches Franchise-Produkt man da auch immer nimmt. Vor allem in Sachen Platten-Verkauf sind die drei Fantasieprodukte unschlagbar, aber auch alles andere was mit den Chipmunks zu tun hat, ist dort ein stetiger Erfolg. Hierzulande kennt man maximal die Zeichentrickserie, welche in den 80ern entstanden ist. Alles andere interessiert hier kaum. So ist es auch kein Wunder, dass nun der erste Realfilm der quitschigen Tierchen in Deutschland nur bedingt Beachtung fand, während er drüben ein Mega-Erfolg war. Und das ist selbst für Fans hierzulande nur in Maßen verständlich.

Dabei achtet "Alvin und die Chipmunks" schon durchaus darauf, nicht allzu sehr vom Original abzuweichen. Der erfolglose Musikproduzent Dave nimmt eines Tages durch Zufall die drei Chipmunks Alvin, Simon and Theodor mit in sein Leben, welches die drei Pelzträger schon bald gehörig auf den Kopf stellen. Bis sie eines Tages zeigen, was sie draufhaben, nämlich das Singen. Dave schreibt ihnen daraufhin einen Hit und verkauft diesen an den gierigen Studioboss Ian, der in den Jungs seine große Chance wittert. Doch schon bald zeigt das Starleben seine Schattenseite, vor allem wenn man als Star in gierigen Händen steckt... Wie schon die Originalserie, so ist auch der Film, zumindest auf den ersten Blick, eine Mischung aus Kinderkram und Satire auf das Showbuisness, hier noch vermengt mit einer guten Botschaft, die bei den Kiddies gut ankommen soll. Und alles in allem wäre das auch gar nicht einmal so schlecht, leider aber bleibt, abgesehen von Kinderkram, jedwedes Detail irgendwie stecken.

Der Kinderkram-Punkt funktioniert noch am besten. Ohne Frage, auch hierzulande dürften sich die Kleinen nur vor Lachen auf den Boden kringeln, wenn Alvin und seine Jungs loslegen. Alles ist recht kinderlieb gemacht, Gewalt und wirklich böses Blut gibt es nicht und die drei Hörnchen sind auch wirklich recht niedlich und sympathisch ausgefallen und können in gewissen Punkten auch durchaus als Abziehbild eines Kindes wahrgenommen werden. Sie sind albern, machen Blödsinn und sehen in Dave so etwas wie ihren Vater. Und wenn das Starleben dann an ihren kleinen Seelen nagt, auch dann sind Alvin, Simon und Theodor nicht ganz so weit von der Realität entfernt, zumindest was ihren Charakter angeht. Kurzum, eine Identifizierung mit den Figuren dürfte Kindern nicht schwer fallen, zumal alles Drumherum auch knallig bunt ausgefallen ist, sowie es Kiddies nun einmal mögen.

Doch schon beim Punkt Satire happert es mächtig. Denn so etwas wie einen gewissen Biss sollte man in keinster Weise erwarten. Der Humor bleibt durchgehend auf äußerst seichtem Niveau und will niemandem weh tun, selbst nicht dem, der es eigentlich verdient hätte. Eher steckt noch eine schmerzliche Satire in dem, was gar nicht so sehr als Satire gedacht ist: Dem Gesang. Denn die quitschigen Stimmen, welche in Amerika der ausschlaggebende Punkt für den Erfolg des Trios sind, macht einem maximal als Kind Spaß, doch jeder jenseits der 12 wird schon bald gehörige Ohrenschmerzen davon bekommen. Die 50 Jahre Plattenerfolg durch alle Generationen der USA bleiben jedenfalls ein Rätsel bei allen, die den Gesang anderer Künstler zu schätzen wissen, was wohl in diesem Fall schon bei Brittney Spears-Fans anfängt!

Und auch die gute Message des Films, nämlich das eine ausgewogene Kindheit besser ist, als übermäßiger Starrummel in der Jugend, kommt nicht wirklich rüber. Fakt ist nämlich, dass es 90% der Zuseher gar nicht berühren wird, da sie eh keine Prominenten sind und größtenteils auch gar keinen Drang danach haben, geschweige denn Ihre Kinder ins Showbusiness hineinstecken wollen. Und die restlichen 10% werden sich davon auch nicht umstimmen lassen, da sie entweder schon längst aus dem Alter hinaus sind, oder meinen, dass das Geld in Massen halt doch alle Wunden, die das Starleben eines Kindes mit sich bringt, irgendwie heilt. Auch wenn die vorhandene Message durchaus wichtig ist, auf diesem Wege wird sie wirklich niemanden erreichen.

Hinzu kommt zudem auch eine verhältnismäßig schlampige Inszenierung des Ganzen. Die Animationen der computeranimierten Chipmunks stehen doch weit hinter der Qualität der Zeichentrickserie an, vor allem auch was den Charme angeht. Sie wirken teilweise steif und uninspiriert. Und das agieren der realen Menschen mit den Computerprodukten klappt so gut wie überhaupt nicht. Vor allem wenn David Cross mit den Viechern agieren soll, merkt man nur zu deutlich, dass die Vermischung der Animationen mit der realen Welt nicht funktioniert. Da hätte es deutlich mehr Sorgfalt gebraucht, damit das Ganze wenigstens in diesem Punkt überzeugt.

Aber genug gemeckert, denn trotz aller Kritik muss ich zugeben doch meinen Spaß gehabt zu haben, wenngleich es mir schwerfällt genau zu erklären, woran es gelegen hat. Gut, der Kinderkrampunkt funktioniert ja ganz gut, aber sonst? Vielleicht hängt es ja doch damit zusammen, dass ich die Zeichentrickserie "Alvin und die Chipmunks" als Kind ziemlich verschlungen habe. Oder das ich, als jemand der auch als Mitzwanziger noch jeden Disneyfilm im Kino sieht und auch sonst so manch kindischem Filmgetue nicht abgeneigt ist, doch irgendwo in meinem Inneren noch ne Ecke (zu sehr?) Kind geblieben bin. Oder vielleicht liegt es auch einfach an der Erinnerung an damals, als ich mir die A- und B-Hörnchen-Comics aus den Micky Maus-Heften rausgerissen und gesammelt habe und "Chip und Chap - Die Ritter des Rechts" immer noch für eine der besten Disney-Zeichentrickserien ever halte. What ever...

Fazit: Überflüssiger, nerviger und in Deutschland wohl kaum logisch erklärbarer erster Realfilm-Megaerfolg, der drei übermäßig beliebten Chipmunks, die in den USA immer noch Platten, Plüschtiere und weiß der Teufel was noch, in Masse verkaufen, während sie hierzulande maximal bei den Kiddies noch für leuchtende Augen sorgen, während sich die Großen durchgehend genervt abwenden. Dürftig inszeniert und mit dusseligen Songs nur so vollgestopft, braucht diesen Film eigentlich außerhalb Amerika niemand, außer er ist vielleicht ein ehemaliger Fan der damaligen Zeichentrickserie. Und da ich persönlich diesen Status nicht bestreiten kann, kann ich auch nicht verhehlen, trotz all der deftigen Kritikpunkte, irgendwie Spaß beim Zuschauen gehabt zu haben. Doch wer Alvin und seine Brüder nicht kennt, der sollte sie auf diesem Wege auch nicht kennenlernen. Daher die Warnung: Nur für Kinder und Fans (einigermaßen) akzeptabel. Alle anderen machen bitte einen großen Bogen!

Wertung: (völlig subjektive) 5/10 Punkte

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