Review

Ich konnte mir nie so ganz vorstellen, was mich bei diesem Film erwarten wird. Nun habe ich mich endlich mal getraut, obgleich mir der Plot im Vorfeld nur bedingt gefallen konnte.

Der letzte Auftrag der beiden Profikiller Ken (Brendan Gleeson) und Ray (Collin Farrell) verlief alles andere als geplant. Nun finden sich die beiden in Brügge wieder und warten auf die Instruktionen ihres Bosses Harry (Ralph Fiennes). Ken versucht sich in der Zwischenzeit als vorbildlicher Tourist und begibt sich auf den Rundweg, um all die Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen zu lernen, während sich der aggressive Ray nach alter Gewohnheit an jeder Ecke Ärger einhandelt. Als Boss Harry dann anruft, ist es mit der Beschaulichkeit im schönen Brügge endgültig vorbei...

Hört sich beim ersten Lesen schwer nach einem Standard-Thriller mit einer gewissen Portion unfreiwilligen Humors an. Andererseits könnte man aber auch einen Durchschnitts-Thriller mit ernstem Unterton erwarten. Nun, eigentlich wusste ich im Vorfeld überhaupt nicht, in welches Genre ich diesen Film wohl einordnen könnte. Das sollte sich auch nicht nach dem ersten Sichten ändern...

Colin Farrell (Der Einsatz und Das Gesetz der Ehre), Brendan Gleeson (28 Days Later und Gangs of New York) und Ralph Fiennes (Harry Potter und die Heiligtümer des Todes) stellen allesamt großen Namen mit einer sehr erfolgreichen Karriere - dementsprechend erwartet man sehr viel von diesem Trio. Farrell mimt den etwas schrägen und griesgrämigen Profikiller, dem man seine Vorgeschichte einfach nicht abkaufen kann; Gleeson spielt den scheinbar völlig normalen, coolen und sehr sympathischen Normalo-Typen; Fiennes hat in der Rolle des total durchgeknallten und bizarren Bosses dieser beiden "Killer" seine Bestimmung gefunden - einfach nur großartig!

Was jedoch witzig, komisch und sarkastisch beginnt - Kirchen und Museen werden besucht, der von Brügge keineswegs begeisterte Ray schaut dabei immerzu griesgrämig drein und hat zudem jederzeit ein paar abwertende Worte parat, und dicke Amerikaner werden beleidigt: Sie sollten es doch besser sein lassen, den Belfried (Ein hoher, schlanker Glockenturm) zu erklimmen, da die Treppe doch sehr schmal sei (Ich konnte nicht mehr vor Lachen) - entwickelt sich mehr und mehr zu einem tragisch-dramatischen "Alptraum", bei dem der Zuschauer ein ums andere Mal den Tränen nahe sein dürfte. Ich muss ernsthaft zugeben, dass ich mir sehr gerne den ganzen Film über den grimmig dreinschauenden und griesgrämigen Farrell angeschaut hätte, als gegen Ende mit offener Kinnlade vor dem Fernseher zu sitzen und zu denken: "Bitte lass' es nicht so enden. Das kann jetzt nicht wahr sein."

Diese großartige, kleine Produktion steckt voller Überraschungen und witziger Momente. Hier wird kein Auge trocken gelassen: Es gibt Selbstmordabsichten, sehr obskure Filmdrehs in der Altstadt (mit "Gnomen"), merkwürdige Verwicklungen und einen cholerischen Ralph Fiennes, der in seiner Rolle aufblüht und Farrell und Gleeson ein ums andere Mal die Show stiehlt. Man sollte aber gewarnt sein, denn Brügge sehen ... und sterben? ist nicht nur komisch, sondern nimmt gleichermaßen tragische und sehr traurige Züge an!

8,5/10

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