Review

Als eine zusammengeschweisste CID Truppe während der Zerschlagung eines Drogendeals gleich mehrere Gesetzesübertretungen vornimmt, nehmen sie das zuerst noch auf die leichte Schulter. Doch der freigelassene Gauner Fong Heung-tung [ Ken Tong ] kann sie mit den Tatsachen konfrontieren und erpressen, so dass sich auch das ICAC einschaltet. Dabei gelingt es ihm, sowohl die beiden Polizeiorganisationen als auch zwei Verbrecherbanden solange gegeneinander auszuspielen, bis die übrig gebliebenen Cops das Gesetz noch einmal in die Hand nehmen...

The Tigers ist ein wohlproportionierter Bloodshed – Flick, der von Regisseur Eric Tsang mit strammer Hand und gleichzeitig viel Übersicht inszeniert wurde, aber auf der formellen Seite ebenso wie auf der materiellen einige Unzulänglichkeiten aufweist. Es geht vor allem darum, dass einige Elemente nicht zueinander passen und andere nicht so erklärt oder hinterfragt werden, wie man es sich angesichts des Themas erhofft und auch erwarten dürfte.

Der ansonsten eigenständige Film basiert auf der TVB Serie Five Tigers, besetzt auch den Originalcast, allerdings nicht immer auf der richtigen Seite. Gehörte Ken Tong damals noch zu den Guten, gibt er hier den alles entscheidenden Bad Guy, der mit sehr expressiver Note die Fäden in der Hand hat und die Polizisten zum Spielball degradiert. Während der Razzia wurde er von Lam Hoi Tim [ Leung Kar Yan ] laufengelassen, da er sein Schwager war. Dummerweise haben seine Kollegen Lau Chi Ming [ Andy Lau ] und Tau Pi [ Tony Leung Chiu Wai ] aber noch die 10 Million HK$ eingesteckt, womit sie Tung so richtig in der Hand hat und auch sofort Forderungen stellt. Er will eine Falschaussage im Gericht, damit sein Boss Hon Wai [ Chen Kuan Tai ] freikommt. Als Kwok Bong [ Felix Wong ] dass für seine Kameraden erledigt, obwohl er sich ausdrücklich gegen das Geld und die Aktion stemmt, scheint erstmal alles erledigt zu sein. Ist es aber nicht; sie erfahren am eigenen Leibe, dass Korruption ein andauernder Zustand ist: Tung will seinen direkten Konkurrenten Chiu Chow [ Lo Lieh ] ausgeschaltet haben und gibt den nunmehr fast zur privaten Killertruppe umformierten Tigers Zeit und Ort, um diesen während einer zweiten Razzia zu beseitigen. Diese stecken Chiu Chow allerdings zu, wer der Verräter ist und erwarten, dass sich die Sache in den Gangsterkreisen selbst erledigt.

So geht es eine Weile hin und her, wobei sich der Schwerpunkt in der zweiten Hälfte ganz auf die Polizeiseite verlagert. Vor allem mit dem Auftreten der ICAC [ Independent Commission Against Corruption ] kommt eine neue Variable hinzu, die es schwer macht herausfinden, welche konkrete Aussage der Film machen will; auf welcher Seite er eigentlich steht.
Die kriminellen Aktionen der Tigers werden nämlich allesamt nicht wirklich angeprangert oder auch nur negativ gezeichnet, sondern bekommen immer ein sehr gutheissendes Element untergebuttert, was auch durch die Besetzung noch verstärkt wird.
Darsteller wie Andy Lau und Tony Leung Chiu Wai sind nun mal Sympathiefiguren, und spielen hier den gesamten Charme auch aus, wobei besonders die beiden „Korumpels“ auch die ganze Zeit am sich necken und Sprüche reissen sind. Auch ihre Motive für die Geldnutzung sind fast durchweg löblicher Art; es soll anscheinend im Nachhinein ein moralisch begründeter Anspruch attestiert werden, wenn schon der rechtliche nicht besteht: Tau Pi finanziert seinem kleinen Bruder ein Studium, der bei der Razzia angeschossene Wah [ Miu Kiu Wai ] will seiner Familie ein sicheres Polster bieten.

Ausserdem erscheint der Ton des Filmes über lange Zeit einer Actionkomödie zu entsprechen und wandelt sich erst über die Ereignisse und dann aber fast zu rasant in ein grimmiges Drama um, dessen Plausibilität etwas auf der Strecke bleibt. Die australische Langfassung mit fast 25min mehr Laufzeit könnte natürlich einige Stränge besser und ausführlicher handhaben; in Unkenntnis dessen wird hier mit allen verfügbaren Mitteln ein Blockbuster inszeniert und gleichzeitig einige dunkle Themen angerissen, was desöfteren zur Asynchronität des Geschehens führt. Dramaturgische Freiheiten in allen Ehren, aber es kann nicht angehen, dass die Innere Abteilung schlimmer als die Korrupten gezeichnet wird, nur weil sie ihren Job machen.
Deswegen wird auch der Bad Guy so gnadenlos überzogen, dass man zumindest in der Hinsicht klare Verhältnisse und einen gemeinsamen Nenner hat.

Abseits dessen ist von der Inszenierung her keinerlei Manko festzustellen. Die Ereignisse schaukeln sich geschickt geführt aneinander hoch und kommen auch einige Male in gut getimten Actionszenen zum Ausbruch, wobei die nötige Charakterisierung in den jeweiligen Szenen eingebettet erfolgt. Der Blick auf die Verhältnisse wirkt lange nicht so oberflächlich und klischeebehaftet, wie es sich rein vom Drehbuch anhört; die Emotionalität wird gut eingespeisst und hat am Ende auch beinahe den Zuschauer trotz seiner Vorbehalte auf seine Seite gezogen. Nur blöd, dass dieser sich dagegen wehrt und der Film deswegen im ständigen binären Gegensatz zu zweischneidiger und nicht wirklich gelungener Unterhaltung wird.

6,5/10

Details
Ähnliche Filme