Ach, wenn doch der Titel immer Programm wäre.
"Amusement" verspricht schon im Titel etwas, was dann leider gehalten werden kann, auch in der Konstruktion durchaus ein gewisses Maß an Spannung und Spaß möglich gewesen wäre.
John Simpson, der vier Jahre zuvor mit "Freeze Frame" ein ganz ausgezeichnetes Debut hinlegte, bearbeitet hier die bekannt-beliebte Episodenstruktur von Anthologie-Horrorfilmen um, indem er drei Geschichten von bedrohten Mädchen in einen Plot integriert, nämlich die Bedrohung durch einen Wahnsinnigen.
Unglückerweise versichterte er sich dabei der Hilfe des Drehbuchautors Jake Wade Wall, der zuvor mit den leidlich erfolgreichen, aber kreativ platten Remakes von "When a Stranger calls" und "The Hitcher" zwei Klassiker zu banaler Videothekenware aufgearbeitet hatte, ohne die Stärken des Genres betonen zu können.
So steckt denn auch "Amusement" voller guter Ideen, allerdings sind die alle älter, gut abgehangen oder flott aus erfolgreicheren Filmen entliehen.
Die erste Runde beackert man wieder eine Story von der unheilvollen Autofahrt, bei der im Wagen vor mir nicht nur ein schönes Mädchen sitzt, sondern eher im Stauraum gefangen gehalten wird, um dem Entführer dann mit gelungenem Stunt auf den nächsten Wagen zu entkommen. Hier soll dann auch gleich mit Pointe gearbeitet werden, allerdings kann man hier schon merken, daß sämtliche Tricks und Wendungen am Offensichtlichen kranken, denn alle spielen dermaßen aufdringlich, daß es den Suspense meistens im Ansatz bereits erstickt.
Einen noch größeren Bart hat die Babysitterstory von der jungen Tante, die in sturmumtoster Nacht auf zwei Kinderlein aufpassen muß, um dann in einem Zimmer voller Clownspuppen zu nächtigen (was kaum ein Mädel bei diesen häßlichen Teilen freiwillig tun würde), wobei in einem Lehnstuhl eine lebensgroße, besonders infernalische Puppe hockt. Was dann passiert, kann man sich zwar denken, aber zuvor rekapituliert man noch schnelle alle Versatzstücke aus einem Dutzend Vorgängern, von der Beinaheberührung bis zum spektakulären Telefonanruf ("Wir haben keine lebensgroße Puppe!").
War die Handlungsweise der Figur in Episode 2 schon fragwürdig bis dämlich, fällt dann die Story aus Episode 3 schon unter die Rubrik "Wie konnte ich bis heute überleben, wenn ich sowieso saublöd bin!", denn wenn Lisa dem Verschwinden ihrer Mitbewohnerin auf die Spur kommen will und ihren Freund dazu verdonnert, mit ihr deren Pension zu untersuchen, die schon von außen deutlich als "Serienkillerversteck trifft auf Mad Scientist-Labor" erkennbar ist, dann hat das schon alle Symptome von Grenzdebilität. Gut, es herrscht eine morbide Atmosphäre, die bösen Überraschungen des Hauses sind wirklich nicht erfreulich, aber das Verhalten aller Beteiligten verdient nur noch den Tod.
In der Folge wird dann erst enthüllt, daß die Episoden miteinander verbunden sind, allerdings bedarf es dazu einer erneuten abgelutschten Wendung rund um die aus Episode 2 entkommene Tabitha, wobei auch hier die Offensichtlichkeit wieder jeglichen Spaß im Ansatz erschlägt (FBI-Leute ziehen sich nicht den Mützenschirm über das Gesicht, während sie Opfer beruhigen, das ist Subtilität für Sonderschüler!).
Um so schlimmer ist dann aber das große Finale, dass Wade Wall offenbar bei diversen "Saw"-Epigonen durchgepaust hat, um es mit einer Motivation aus der frühen Kindheit zu versehen, die so lachhaft ist, das man sie wohl als Karikierung des Genres verstehen könnte.
Doch auch hier dürfen sich dann Frau und Freundinnen so enorm genretypisch und scheißeblöd verhalten, daß minimum noch zwei draufgehen, sogar nachdem man (nach normalmenschlichen Maßstäben) den Killer schwer verletzt und am Boden hat.
Den gewissen Reiz des Films für Genrefreaks spreche ich mal seiner opulent-bunten und sehr vorbildergetreuen Ausstattung zu, was durch einige nette optische Einfälle und gorige Momente noch unterstrichen wird, in Sachen Plot ist das aber alles so flach wie eine Flunder und nur mit viel Gerstenbräu durchzuhalten.
Eine Enttäuschung ist vor allem (auch logisch) der durchgeknallte Soziopath, dessen Pläne zwar ungemein detailreich sind, aber für eine Einzelperson einfach nicht durchzuführen, weder in Sachen persönliche Maskenarbeit, noch in Bezug auf die Maschinenkonstruktionen und ganz zu schweigen von den irren Slasherzufällen, die ihm dabei offenbar munter in die Hände spielen, bzw. die er phänomenal vorauszuschauen scheint. Außer irrem Kichern und satanischer Lache kommt auch über die volle Länge nicht viel rüber, das von Bedeutung wäre, außer daß irrer Zufall depperte Filme produziert.
Es gibt sicherlich viel Schlechteres auf dem Markt, "Amusement" ist abwechslungsreich und bunt und kann bei empfindlichen Gemütern, die mit klassischen Situationen auch im wahren Leben hadern (Spinne in der Küche, in den Keller gehen), sicher ein mulmiges Gefühl auslösen - aber die sollten vielleicht sowieso keine Horrorfilme schauen, dann wird so ein Schotter auch nicht mehr produziert. Macht sich aber gut im Spätnachtprogramm, wenn man nach der Disse um vier Uhr morgens eh nix mehr merkt, was nicht grell, laut und bunt ist. (3/10)