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Mit "Whispering Corridors" begann im Jahre 1998 eine Reihe von mittlerweile vier losen zusammenhängenden Horrorfilmen aus Südkorea. Wörtlich übersetzt heisst der Filmtitel "Girls High School Ghost Story" und stellt eine traditionelle koreanische Geistergeschichte dar. In diesen Geschichten ist es dem Geist eines gewaltsam Gestorbenen verwehrt die nächste "Welt" zu erreichen und so spukt er halt nach Rache suchend unter den Lebenden umher. Diese Urform der Geistergeschichte wird hier an eine südkoreanische Mädchenschule verlegt und mit einer sehr mutigen Dosis Sozialkritik versehen. Der Film war im Jahre 1998 in Südkorea ein Überrschungserfolg am Box-Office und konnte für damalige Verhältnisse alleine in Seoul beachtliche 621000 Tickets absetzen. Verschiedene konservative Kreise in Südkorea wollten die Veröffentlichung wegen der offenen Kritik am Schulsystem zwar verhindern, konnten den Siegeszug des Films beim jugendlichen Publikum letztendlich aber nicht aufhalten. Heute gilt er als Geheimtipp unter den subtilen und sozialkritischen Horrorfilmen aus Südkorea und stellt den würdevollen Anfang der "Girls High School Ghost Story"-Reihe dar.

Die Highschool in Südkorea stellt sowohl eine enorme Herausforderung als auch Belastung dar. Der Konkurrenzkampf und die Rivalität in den Klassen ist gnadenlos und Freundschaften nur selten von Dauer. Es zählt einzig und allein die Nummer 1 und zweiter zu sein gilt als Versagen in einer auf Erfolg getrimmten Gesellschaft. Scheint der Erfolg bei verschiedenen Studien diesem System auch Recht zu geben, es geraten genügend psychisch schwache Schüler und Schülerinnen zwischen die Mahlräder dieses Systems und scheitern in ihrem Leben bevor es richtig beginnt.
Der Film beginnt an einer südkoreanische Mädchen-Highschool und verlässt diesen Schauplatz während der gesamten Spielzeit auch nicht mehr. Zu Beginn scheint die Klassenlehrerin Mrs. Park in einer dunklen Gewitternacht im Schulgebäude hinter ein grausames Geheimnis gekommen zu sein. Sie brütet über den Jahrbüchern vergangener Klassen und ruft dabei ihre ehemalige Schülerin und jetzige Lehrerin Hur Eun-young ( gespielt von Lee Mi-yeon ) an. Sie meint der Geist einer vor Jahren zu Tode gekommenden Schülerin mit Namen Jin-Ju sei zurückgekehrt. Am nächsten Morgen baumelt die Lehrerin aufgeknüpft am Ast eines Baumes auf dem Schulgelände. Eine unbekannte Person hat Nachts nachgeholfen, doch für alle anderen schaut es nach Selbstmord aus. In der Folge übernimmt besagte Hur Eun-young den Posten ihrer ehemaligen Klassenlehrerin und wird durch die Geschehnisse der Neuzeit an ihre Freundin Jin-Ju erinnert. Die beiden waren früher sehr gut befreundet und wurden durch Mrs. Park auf übelste Weise getrennt.
In der Gegenwart scheint sich nichts geändert zu haben. Die Lehrer agieren um Eun-young wie Tyrannen und vergreifen sich sogar sexuall an den Mädchen. Prügelstrafen sind an der Tagesordnung, der Leistungsdruck vernichtet immer noch jede aufkommende Freundschaft. Es findet sich die Klassenbeste Park So-young ( gespielt von Park Jin-hie ) und die vom Erfolg besessene aber nur Zweitbeste Kim Jung-sook ( gespielt von Yun Ji-hye ). Daneben findet sich die etwas schüchterne und schwach erscheinende Youn Jae-yi ( gespielt von Choi Kang-hie ) die in der selbstbewussten und leicht introvertierten Lim Ji-oh ( gespielt von Kim Gyu-ri ) sowohl eine Beschützerin als auch eine gute Freundin gefunden zu haben scheint. Die Verbindung dieser beiden Mädchen erinnert Eun-young an ihre Freundschaft zu Jin-ju und die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Wer ist denn nun der Geist und kann Eun-young diesmal selber als Lehrerin etwas ändern?

"Whispering Corridors" wurde mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln gedreht, der Film spielt nur an und in der Schule und geizt mit aufwendigen Effekten. Die Qualität der thailändischen DVD ist ebenfalls recht dürftig und man glaubt einen Videofilm zu sehen. Doch diese fast schon bewusste Einfachheit macht auch einen ganz gewissen Reiz aus. Die Handlung und vor allem die Charaktere können ohne visuelle Ablenkung betrachtet werden. Hier punktet "Whispering Corridors" für mich beträchtlich, die Handlung ist von vorn bis hinten in sich schlüssig und nachvollziehbar, selbst der letzte Shot des Films passt und zeigt auf ironische Weise die Verzweiflung und Ausweglosigkeit des angeprangerten Systems. Diese Systemkritik ist allgegenwärtig und sehr deutlich ausgefallen, für seine Zeit ein sehr mutiger Film. Der Horroranteil ist gering, für Slash- und Gorefans ist "Whispering Corrodors" nicht zu empfehlen. Es gibt zwar ein paar Szenen doch die sind nicht der Rede wert.
Der Horror beschleicht auf subtile Art, die Gänge scheinen wirklich zu flüstern und der Druck und die Ungerechtigkeit des Schulsystems lässt jeden mit den Mädchen mitleiden. Die Frage nach dem eigentlichen Geist ist fast schon unwichtig, wenn nur diese Zustände geändert werden könnten.
Schauspielerisch ist der Film recht solide gespielt, die Figuren der Lehrerin Eun-Young und die der Schülerin Ji-oh tragen den Film am meisten. Somit fallen die beiden Schauspielerinnen Lee Mi-yeon und besonders Kim Gyu-ri besonders auf. Kim Gyu-ri spielt stets leicht entrückt und sehr sensibel einen glaubwürdigen Part, daneben schaut sie perfekt geschminkt und auffallend hübsch in die Kamera. Solide und niemals überzogen auf die Leistung von Lee Mi-young als mitfühlende und innovativ wirkende Lehrerin. Die Aussagen und die Handlung jederzeit nachvollziehbar, der Horror subtil und nicht blos billig, das Budget leider sehr begrenzt doch das Ergebnis sehr beachtlich. Für soviel Sein und so wenig Schein gibt es satte und starke 8 Punkte.

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