Zur Amtszeit Ronald Reagans mischten Regierung und Geheimdienst gerne mal in südamerikanischen Ländern mit, Stichwort Iran-Contra-Affäre, weshalb auch der Actionfilm dieser Zeit sich öfters mit möglichen Systemwechseln und der damit verbundenen möglichen Bedrohung durch kommunistische Regime beschäftigte, gerne mal mit patriotischem Unterton.
In „Guerilla Force“ ist allerdings nicht Südamerika, sondern die Karibikinsel St. Heron der Schauplatz – aber auch in diesen Gefilden mischten die Amis ja gerne ein, man denke an die Grenada-Invasion. Auf St. Heron jedenfalls bringen der schurkische Major General Edward Turner (Oliver Reed) und seine Truppen die Insel unter ihre Kontrolle, was in der Auftaktaction in einem gewaltigen Massaker an Partygästen und deren Bewachern dargestellt wird, denn zu den Feiernden gehört auch der Gouverneur der Insel samt Frau und Kind. Als ein Gefolgsmann Turners allerdings das Kind erschießt, wird dieser sauer, schließlich töte man keine Kinder. Ein schon absurder Ausspruch, nachdem man gerade Unmengen wehrloser Zivilisten teilweise beim Baden im Pool dahingemetzelt hat, als ob deren Volljährigkeit etwas zur Sache tun würde. Der in Ungnade gefallene Knilch jedenfalls erhält erst einen Beinschuss und macht schließlich noch Bekanntschaft mit dem Heckrotor des Hubschraubers des Generals, als er es wagt sich über diese Behandlung zu beschweren.
Auf der besetzten Insel befindet sich allerdings noch ein medizinisches College, an dem auch Glen (Liam Cundill), der Bruder von Blaine Striker (James Ryan), studiert. Wer ist Blaine Striker? Einerseits ein doller Rennfahrer, der sogar Raketenautos in entsprechenden Wettbewerben fährt, wie man in seiner ersten Szene sieht, andrerseits ein trainierter Soldat, was ich allerdings eher dem DVD-Cover entnahm als dem Film an sich. Jedenfalls wird Blaine von der Mutti nach St. Heron geschickt, weil die sich Sorgen um den jüngeren Filius macht. Nicht ganz unbegründet, denn Turners Leute regieren mit harter Hand und pusten in Sachen Grenzschutz auch schon mal eine kleine Schaluppe mit zwei Anglern via Raketenwerfer weg. Besser auf Nummer sicher gehen.
Jedenfalls kann sich Blaine nach St. Heron schmuggeln (der US-Regierung sind natürlich mal wieder die Hände gebunden), fällt zwar in die Hände von Turner, doch wird schließlich mit den amerikanischen Geiseln im College zusammengepfercht. Doch schon bald schmieden die Youngster unter Blaines Führung Pläne sich den Rebellen von Wally Arn (Henry Cele) anzuschließen, denn Turner baut gefährliche Raketen auf St. Heron…
Dass die Raketen natürlich für die Russen bestimmt sind, selbst in der Endphase des Kalten Krieges, das gehört zu den Standards des Genres, ebenso der Verweis auf die Kuba-Krise, obwohl eine Figur immerhin richtigerweise anmerkt, dass die Karibik nicht ganz so vor der amerikanischen Haustür liegt wie Kuba. Weit mehr als nur Standarderfüllung sondern schon dreiste Kopie sind die Anleihen bei „Rambo II“: Auch Blaine kriegt die Elektroschockfolter auf einem Bettgestell mit nacktem Oberkörper, feuert an anderer Stelle ein M60 im Stand zielgenau auf Gegnerhorden ab und dezimiert feindliche Patrouillen durch das Ausschalten einzelner Leute, wobei Turners Leute allerdings allesamt an einem Hörsturz zu leiden scheinen, denn Blaine und seine Jungs gehen dabei deutlich weniger leise und subtil zu Werke als dereinst Rambo.
Auch in Sachen Physis ist James Ryan kein Stallone, denn dem Waschbrettbauch zum Trotze ist er keine beeindruckend muskulöse Erscheinung, die solch begrenzt glaubwürdige Balleraction einigermaßen tragen könnte und auch schauspielerisch ist es nicht allzu gut um ihn bestellt. Das kann Oliver Reed als Widersacher zumindest theoretisch besser, allzu große Lust schien der Mime in dieser etwas abgehalfterten Karrierephase nicht zu haben: Nach der Präsenz im Auftakt sieht man ihn meist trinkend oder mit weiblichen Gespielinnen im Pool, im Bett oder auf dem Sofa, wo er immerhin manchmal auf eine Art monologisiert als wolle er der nächsten Colonel Kurtz werden, doch „Apocalypse Now“ ist das hier nicht gerade. Dazu gibt es den altgedienten Cameron Mitchell als CIA-Undercovermacker, Maxine John als tough-süßes Reporterinnen Love Interest und Henry Cele als edlen Rebellenführer, die sich darstellerisch ebenfalls kein Bein ausreißen, aber doch ganz routiniert ihrer Standardparts runterreißen.
Zu den drei Komponisten des Films gehört Mark Mancina, der seine Karriere bei der hier produzierenden Billigfirma Action International Pictures begann – auch der Soundtrackmaestro hinter „Speed“ und „Bad Boys“ hat mal klein angefangen und sonderlich beeindruckend ist der Standardscore des Films auch nicht. Ähnliches gilt für die Ansprüche des Drehbuchs: Aus der Grundidee, dass sich die Helden auf sich allein gestellt mitten im Feindesland unter Beobachtung befinden, wird fast gar nichts gemacht (Duschen und Aerobic-Kurse finden zudem in gewohnter Seelenruhe statt, auch wenn man abgelenkten Wachen dabei immerhin Waffen klauen kann). Stattdessen gibt es bald ein Zusammentreffen mit Arns Rebellenarmee, mit der man nicht nur ein klischeehaftes Stammesfest feiert, sondern im letzten Drittel dann zum effektiven Gegenschlag ausholt. Immerhin hat das ganze Treiben seine absurd-komischen Momente: Von der Prämisse, dass untrainierte Collegekids freudig zu den Waffen greifen und recht effektiv böse Soldaten über den Haufen schießen, über die absonderlichen Moralvorstellungen Turners bis hin zu der Bemerkung eines Collegekids, er habe eine bestimmten Nahkampftechnik aus einem Chuck-Norris-Film, sind hier schon so ein paar Knaller dabei.
Die Action hingegen ist nicht der große Knaller, eher nach dem Motto Masse statt Klasse gedreht. Es knallt ordentlich, denn nicht nur wird hier massig Munition verballert, auch die Pyrotechniker sind bei diversen Explosionen reichlich gefragt, aber das Ganze ist eben auch in erster Linie Hausmannskost. In ihrem Budgetrahmen sogar gar nicht mal so unaufwändige Hausmannskost, denn da feuert schon einiges an (selten in Deckung gehenden) Statisten in mehreren Massenschlachten aufeinander, außerdem sind einige Stunts (etwa bei vom Dach stürzenden Kontrahenten oder beim Hafengefecht) sind zu sehen, aber die Regie filmt das eher routiniert ab als es effektiv zu inszenieren. Bestens zu sehen im Showdown, in den Turner noch nicht einmal eingreift und in dem Blaine dann dessen Stellvertreter fast schon salopp nebenbei abknallt, als vermeintlichen Höhepunkt der Szene.
Doch als anspruchsarmen Ballerfilm kann man „Guerilla Force“ schon durchwinken, schon allein, da er mit mehr Sorgfalt und mehr Budget fabriziert wurde als manch anderer Mumpitz aus dem Hause Action International Pictures. Generisch durch und durch, in seiner Prämisse verschenkt, aber auch mit einigen erfrischend absurden Quatschmomenten und eben reichlich Munitionsverbrauch.