"Er ist perfekt für dich!"
Eine eherne Regel des Genres Liebeskomödien (neudeutsch "RomCom") besagt, dass die oben genannte Einordnung für eine Beziehung geradezu tödlich ist, denn Perfektion gilt als das Gegenteil von Romantik. Eine weitere Regel besagt zudem, dass eine Person, die zu sehr dem oben genannten Motto hinterher hechelt (also der Perfektion), eines Besseren belehrt werden muss.
Aus dieser (zugegebenermaßen vorhersehbaren) Konstellation hat Hollywood schon witzige und/oder romantische Komödien zusammengebastelt, aber selten einen so einfallslosen und jeglichen Charme vermissenden Einheitsbrei wie in "Zufällig verheiratet". Dabei ist nicht einmal der konservative (sprich Frauen in ihre gewohnte Rolle als Hausfrau und Mutter zurückbeordernde) Grundton das größte Ärgernis, sondern das sich die Macher nicht die geringste Mühe geben, dem Geschehen nur ein wenig Esprit oder Abwechslung angedeihen zu lassen.
Stattdessen wird hier eine Charakterisierung per Holzhammer vollgezogen, die selbst guten Darstellern wie Uma Thurman oder Colin Firth keine Möglichkeit zur individuellen Ausgestaltung lässt. Thurman spielt die weibliche Hauptfigur Dr.Emma Lloyd, deren Doktortitel schon Abgehobenheit verdeutlichen soll. Diese demonstriert sie dann auch täglich in ihrer Sendung im Radio, in der sie Ratschläge in Liebesdingen der vor allem weiblichen Zuhörerschaft serviert. Damit verbindet der Film geschickt zwei Vorurteile – das solche Sendungen einerseits nur indifferenten Kram hervorbringen können, der an jeder Praxis vorbei geht, andererseits sich hauptsächlich Frauen solchen Müll anhören.
Auf die Idee, dass dabei auch psychologisch versierte, ernsthaft hilfreiche Informationen für beide Geschlechter herauskommen könnten, lässt sich der Film gar nicht erst ein, in dem er Dr.Lloyd jegliche Intelligenz abspricht und sie nur immer den gleichen Satz absondern lässt – keine (Liebes)Abenteuer, keine charmanten Hallodris, die nur (sehr kurzfristig) Spaß machen, sondern stattdessen Vernunft bei der Partnerwahl walten lassen, die einzig eine langjährige Beziehung ermöglicht. Ein Berater, der solch einseitige - unabhängig von seinem jeweiligen Gegenüber - Ratschläge gäbe, würde keine Sendung überleben, aber in „Zufällig verheiratet“ geht es schließlich nur darum, eine möglichst einfach strukturierte Situation herzustellen.
Denn als Gegenüber zur intellektuellen Power-Frau agiert hier das spätestens seit dem 11.September 2001 männlichste Symbol New Yorks – der Feuerwehrmann. Jeffrey Dean Morgan als Patrick Sullivan gibt hier (wie zuletzt im ähnlich miserablen Machwerk „P.S. I love you“) wieder den irischstämmigen viril wortkargen Kerl, dem dank Frau Doktors Ratschlägen die (hasenzähnige) Braut davon lief. Auf den Gedanken, dass vielleicht in der erst kurzen Beziehung etwas nicht stimmen könnte, kann er gar nicht kommen (solche Selbstkritik - Synapsen fehlen schlicht in seinem kernigen Hirn), weswegen seine einzige Reaktion die Rache an der neunmalklugen Radiosprecherin ist. Der Computer-hackende Sohn einer indischen Familie, in deren Haus er als Untermieter wohnt, verheiratet ihn kurzer Hand per Mouse-Click mit Frau Lloyd und diese ist jetzt gezwungen, mit Macho-Patrick Kontakt aufzunehmen, weil sie ja eigentlich Richard (Colin Firth) heiraten wollte.
Allein an Hand von Firths Rolle wird anschaulich, wie einfach sich die Macher die scheinbar so schön ausgedachte Story gemacht haben. Während sonst Geschichten dieser Art von originellen Side-Kicks leben, weil die Protagonisten den gewohnten Genre-Pfad entlang gehen müssen, fehlen diese hier fast völlig (von winzigen Momenten abgesehen). Firths Rolle hätte sich dafür angeboten, aber er darf nur den äußerlich passenden (also „perfekten“) Bräutigam mimen, der natürlich liebevoll zurücksteckt, als seine Braut plötzlich auf „romantische“ Gedanken kommt. Profaner und eindimensionaler wurde selten ein Nebenbuhler entsorgt.
Doch selbst wer über alle diese „Nebensächlichkeiten“ hinwegsehen kann, weil einzig die Liebe (zwischen Emma und Patrick) zählt, wird gerade von dieser enttäuscht werden. Zwischen Uma Thurman und Jeffrey Dean Morgan entsteht kein erotisches Knistern, das die Gefühle zwischen den unterschiedlichen Charakteren nachfühlbar werden lässt, denn Emma muss erst leiden, um von Patrick auserwählt zu werden. Ihre erste Begegnung verfügt über keinerlei Charme, sondern nur über die Herabwürdigung einer weiblichen Person. Wenn Emma in der Lieblingskneipe der Feuerwehrmänner sekündlich betrunkener (gemacht) wird, erzählt der Film nichts über gegenseitig entstehende Gefühle, sondern über eine derangierte und zerzauste Uma Thurman, der jeglicher äußerlicher Chic ausgetrieben wurde.
Strafe muss sein und wenn der starke Ire sie trotzdem danach noch als Frau will, dann liegt das sicherlich daran, dass sie doch ganz attraktiv ist, mit ihm nicht diskutiert und später ganz andere Ratschläge im Radio erteilt. Arbeiten darf sie natürlich noch, denn schließlich verdient man bei ihrem Job mehr als bei der Feuerwehr. Hach, wie romantisch ! (1,5/10).